ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






St. Georgen am Längsee


St. Georgen wurde um 1010 von der Gräfin Wichpurch, der Witwe des Grafen Otwin von Sonnenburg als Benediktinerinnenkloster gestiftet. Ihr Gatte war von einem Kreuzzug nicht mehr zurückgekehrt. St. Georgen ist damit die älteste Klostergründung Kärntens. Als erste Äbtissin fungierte Wilpurchs Tochter Hildpurg, die zuvor Nonne im Salzburger Benediktinerinnenstift Nonnberg war. Im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts entsprach das klösterliche Leben nicht mehr den strengeren Regeln der Reform von Cluny, so dass das Stift um 1122 durch den Salzburger Erzbischof aufgehoben und mit Nonnen aus Admont neu besiedelt wurde. St. Georgen unterstand nun dem Erzbistum Salzburg. Es wurden nur Angehörige des Adels aufgenommen, was zu bedeutenden Schenkungen und einem Anwachsen des Klostervermögens führte. 1199 wurde dem Kloster durch Herzog Ulrich III von Kärnten die niedere Gerichtsbarkeit verliehen. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts waren die Klostergebäude bereits relativ verfallen, so dass ein Neubau notwendig wurde. Um das notwendige Kapital aufzubringen sagte der Papst den großzügigen Spendern einen Sündenerlass zu. 1259 führte Bischof Philipp von Spannheim, der Erwählte, einen Krieg gegen seinen Nachfolger, bei dem er von den herbeigerufenen Ungarn unterstützt wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde das Stift geplündert und verlor sein wertvolles Archiv. Die interessante Stiftungsurkunde hat sich jedoch erhalten. Sie befindet sich heute im Klagenfurter Landesarchiv. Neuerliche Plünderungen fanden 1473 durch die Türken statt, vor denen sich die meisten Nonnen durch Flucht in die Festung Hochosterwitz in Sicherheit bringen konnten. Das verbliebene Personal wurde verschleppt. Die Behebung der beträchtlichen Schäden an den Klosterbauten konnte nur durch die Verpfändung von Stiftsgütern finanziert werden.

Zur Zeit der Reformation verließen viele Nonnen das Kloster, in dem zweitweise nur die Äbtissin und zwei oder drei Nonnen verblieben. Während der Gegenreformation wurde der Bestand an Klosterschwestern durch Zuzüge aus Italien wieder aufgestockt. 1654 begannen Neubauarbeiten, die das Kloster wesentlich vergrößerten. Der Turm der natürlich dem Hl. Georg geweihten Kirche wurde 1676 unter der Äbtissin Maria Cäcilia Rauber erneuert. 1720 wurden unter der Äbtissin Maria Antonia. die bestehenden Barockbauten um ein Geschoß erhöht und die Kirche barockisiert. 1782 fiel das Stift den rigorosen Klosteraufhebungen Kaiser Josephs II zum Opfer. Die Herrschaft wurde zuerst vom staatlichen Religionsfonds verwaltet und dann 1788 öffentlich versteigert. Den Zuschlag erhielt der Gewerke Graf Max Thaddäus Egger. Dieser war vor allem am reichen Waldbesitz interessiert, der ihm die großen Mengen an Holzkohle liefern konnte, die er für seine Eisenhämmer benötigte. Er ließ das Innere der Stiftsgebäude schlossartig ausstatten und einen Englischen Park mit einer Orangerie anlegen. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts nutzte man die zahlreiche leer stehenden Räume zur Einrichtung eines Hotels mit über 70 Betten. St. Georgen blieb bis 1884 im Eigentum seiner Familie. Katharina Sichl und Maria Aloisia Gräfin Egger waren ihre letzten Vertreter. 1909 übernahm Gustav Sichl das Schloss. 1934 ging dieses in den Besitz der Mariannhiller Missionskongregation über. Die Anlage diente einige Jahre hindurch als Priesterseminar der Diözese Gurk. Zur Zeit des Dritten Reiches wurde der Orden enteignet und St. Georgen wurde zu einem Lazarett und Erholungsheim der Organisation Todt. 1948 erhielten die Mariannhiller Missionare ihr Eigentum wieder zurück. Seit 1959 gehört das Schloss dem Bistum Gurk, das es seither als Bildungshaus mit angeschlossenem Hotel und Restaurant führt.

Das Kloster bzw. spätere Schloss ist eine stattliche zwei- bis dreigeschossige Anlage auf einem kleinen Hügel über dem – außerhalb der Sommermonate – idyllischen Längsee. Angeblich befand sich an seiner Stelle ursprünglich ein Wehrbau, doch hat man von diesem keine Spuren gefunden. Die Örtlichkeit wird jedoch schon 991 erstmals urkundlich erwähnt. Der riesige Hof wird durch die an den Westtrakt angebaute Kirche in zwei Hälften geteilt. 1546 ließ die Äbtissin Dorothea Rumpf den zweigeschossigen Nordwesttrakt errichten, der sich bogenförmig zur Westfront der Stiftskirche hinzieht. Er ist mit einem Arkadengang aus der frühen Renaissancezeit ausgestattet. Dessen Bögen ruhen im Erdgeschoß auf Pfeilern und im Obergeschoß auf mit Blattkapitellen versehenen kleinen Säulen. Das Dachgeschoß des Nordwesttraktes wurde anlässlich der letzten Restaurierung ausgebaut. Die Trakte im Osten, Westen und Süden sind dreigeschossig. Sie wurden in den Jahren 1654 bis 1660 durch den aus Norditalien stammenden Baumeister Peter Franz Carlone im Stil des Frühbarocks erbaut. Auch sie sind hofseitig mit - heute verglasten - Pfeilerarkaden versehen. Die Südfassade sowie Teile der Westfassade wurden im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts im Plattenstil erneuert. An den Wänden der Gebäude finden sich immer wieder eingemauerte Römersteine und mittelalterliche Spolien. Das Stufenportal an der Nordseite der Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist romanisch. Im Inneren der ehemaligen Stiftsgebäude hat sich in einem Raum des Nordwesttraktes ein spätgotisches Gewölbe mit Stuckgraten erhalten. Ansonsten ist im Inneren nicht mehr viel von der alten Substanz vorhanden. Lediglich die Kapelle im ersten Stock des Osttraktes ist mit einigen gotischen und barocken Skulpturen geschmückt. Barocke Freskenreste wurden bereits im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die Räume sind modern eingerichtet und den Erfordernissen des Seminarbetriebes angepasst.

Lage: Kärnten/Bezirk St. Veit – ca. 5 km nordöstlich von St. Veit

Besichtigung: teilweise möglich

Homepage: www.stift-stgeorgen.at


Weitere Literatur:


19.10.2008