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Forstern


Im Tal der Mattig entstanden schon sehr früh große Landgüter von freien Bauern oder Kleinadeligen, die sog. Sedlhöfe. Im Ranshofener Traditionskodex wird ein Dietrich von Vorstarn erwähnt, der um 1180 hier ansässig und vermutlich ein Ministeriale der bayerischen Herzoge war. Dann schweigen die Urkunden 200 Jahre lang, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass das kleine Wasserschloss niemals wehrpolitische Bedeutung hatte und daher auch nie in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt war. Erst 1383 scheint ein Konrad der Neußlinger von Förstarn auf. 1403 saß hier Stephan der Ekger, der als Richter zu Weilhart tätig war. Die Besitzverhältnisse dürften aber bald etwas unübersichtlich geworden sein, denn 1484 wird von einem erbitterten Streit um den Ansitz berichtet. Außer Stefan Ecker und Georg Neyslinger versuchten noch zwei weitere Personen ihre Anrechte geltend zu machen. Das Ergebnis war, dass der Landesfürst, Herzog Albrecht von Bayern, die Hofmark und das Schloss einzog und beides 1504 der Stadt Braunau als Entschädigung für zuvor erlittene Kriegsschäden schenkte. Die damalige Herrschaft war äußerst bescheiden. Zu ihr gehörten nur wenige Bauernhöfe, doch war sie als Hofmark mit der niederen Gerichtsbarkeit ausgestattet. Braunau setzte meist Pfleger zur Verwaltung ein. 1597 wird ein Karl Eisenreich in dieser Funktion erwähnt. Die Stadt blieb bis 1850 im Besitz von Forstern und verkaufte es dann an Johann Futschik. Das dazu gehörige Amtshaus war bereits 1810 veräußert worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte das Schloss mehrere Kleinstwohnungen ohne Strom- und Wasseranschluss, in denen Bedürftige der Gemeinde untergebracht waren. Ab 1960 setzten umfangreiche Sanierungsmaßnahmen ein. Schloss Forstern befindet sich nach wie vor in bürgerlichem Privatbesitz (Mag. Dietmar Krisai und Carmen Krisai-Chizzola). Derzeit sind Restaurierungsarbeiten an der Anlage im Gange.

Der kleine Ansitz liegt auf einer bescheidenen Erhöhung an der Mattig. Er war ursprünglich von einem Weiher umgeben, der durch Gräben mit dem Fluss in Verbindung stand. An seiner Stelle befinden sich jetzt Wiesen, die seine einstige Lage erkennen lassen. Das turmartige Hauptgebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert. Vom Typ her ist es ein spätmittelalterliches Hochhaus. Als Sitz eines Kleinadeligen besaß es außer dem Wassergraben keine Wehreinrichtungen. Dieser konnte über eine einfache Holzbrücke überquert werden, die bei Gefahr leicht abgebrochen werden konnte. Der dreigeschossige Bau ist unterkellert. Er war früher deutlich höher, doch wurde das steile und hohe Satteldach später durch ein flacheres ersetzt. Die Mauern sind aus Tuffsteinquadern aufgeführt und verputzt. Der an der Südostseite vorspringende zweigeschossige Erker, dessen oberer Teil nochmals vorkragt, diente Wohnzwecken. An der Südwestseite sind zwei Aborterker angebracht. Die Grundfläche des Wohnturms beträgt knapp 100 m². Die Wasserversorgung erfolgte durch einen Brunnen beim Eingang. Die Keller- und Erdgeschoßräume sind gewölbt, im ersten Stock sind die Räume mit Flachdecken ausgestattet. Im zweiten Stock hat sich eine mit 1552 bezeichnete Kassettendecke erhalten. Vor dem Turm liegt ein einstöckiges Gebäude, das ein mit einer Laterne versehenes Zeltdach trägt. Dieser Bau gehört nicht zum Altbestand, sondern wurde erst in jüngster Zeit errichtet und mit Wandmalereien sowie mit einer Uhr geschmückt. Sein rundbogiges Portal ist reich verziert. Es stammt wohl aus dem 19. Jahrhundert. Das Schlossareal wird im Osten von einer niederen Sockelmauer begrenzt. Auf Mauerpfeilern stehen die Skulpturen von vier musizierenden Putten. Auch sie haben mit dem alten Ansitz nichts gemeinsam. Sie wurden von der jetzigen Besitzerin, einer Kunsthistorikerin, aufgestellt.

Lage: Oberösterreich/Innviertel – ca. 8 km südöstlich von Braunau

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


08.10.2008