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Lehenhof (Scheibbs-Neustift)


Der Lehenhof wird als Gehöft bereits 1336 urkundlich erstmals erwähnt. Das heutige Schlossgebäude wurde aber erst in den Jahren 1835 bis 1845 als Villa Almasy errichtet. Es diente als Sommersitz des Schriftsteller-Ehepaars Albrecht Graf Wickenburg und seiner Gattin Wilhelmine, die als Gräfin Almasy geboren wurde. Eine spätere Eigentümerin, eine Baronin Leitenberg, verpachtete den Lehenhof an den bekannten Möbelfabrikanten Thonet. Um 1912 gehörte das Schloss dem österreichischen Physiker Albert Freiherr von Ettingshausen. Dieser ließ das Gebäude renovieren und die Fassade der Hauptfront neoklassizistisch verändern. Seit 1939 dient der Lehenhof als Kindererholungsheim. Dennoch wurde er 1945 von der russischen Besatzungsmacht als Deutsches Eigentum beschlagnahmt und zum Teil verwüstet. Nach Abzug der Russen übernahm die Republik Österreich die Anlage und verpachtete sie an das Wiener Jugendhilfswerk. Mittlerweile ist sie in das Eigentum der Stadt Wien übergegangen. Sie wurde umfassend restauriert und erfüllt seither wieder ihren Zweck als Erholungsheim für Kinder und Jugendliche. Derzeit (2010) sucht die Gemeinde Wien einen Käufer für das Objekt.

Der hufeisenförmig angelegte Lehenhof liegt auf einer Hangterrasse in einer Engstelle des Erlauftales neben der Bundesstraße. Es handelt sich um eine dreiseitige Anlage, deren Ehrenhof zur Bergseite hin geöffnet ist. Die drei Gebäudeflügel sind mit Walmdächer versehen. Die zweigeschossige Hauptfassade im Westen ist talwärts gerichtet. Sie ist neunachsig, wobei auf den Mittelrisalit drei Fensterachsen entfallen. Dieser ist durch seinen neo-klassizistischen Dreiecksgiebel besonders hervorgehoben. Das Giebelfeld zeigt eine von Girlanden umrahmte Uhr. Darunter befinden sich hohe Fenster mit halbrunden Oberlichten. Sie sind durch Doppelpilaster getrennt. Ihnen vorgesetzt war ein von Pfeilern gestützter Balkon. Er wurde 1965 abgebrochen. Über den Obergeschoßfenstern sind drei große Reliefs eingemauert, die spielende und musizierende Putten zeigen. Der Haupteingang liegt an der Hofseite des Haupttraktes. Es handelt sich dabei um ein Korbbogenportal, das mit einem Maskenschlussstein sowie mit einen, von Pilastern gestützten Stuckfeldaufsatz geschmückt ist. Die beiden Seitentrakte sind relativ einfach gehalten. Ihr einziger Schmuck ist ein umlaufender Sims, der die beiden Geschosse optisch trennt. Die Seitentrakte sind an der Hofseite fünfachsig. Ihre Stirnseiten weisen pro Geschoß nur zwei Fenster auf. Vier toskanische Säulen tragen im Vestibül eine Kassettendecke. Das Stiegenhaus ist mit neoklassizistischem Dekor ausgestattet. Die Innenräume sind zweckmäßig eingerichtet. Das Schloss ist von einer gepflegten Parkanlage und einigen Sportstätten umgeben. Eine Freitreppe führt zu einem Brunnenbecken vor dem Gebäude.

Lage: Niederösterreich/Erlauftal – ca. 1 km südlich von Scheibbs

Besichtigung: auf Anfrage möglich


Weitere Literatur:


28.09.2008