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Eibiswald


Eibiswald dürfte ursprünglich als Eigenbesitz den Herren von Mureck gehört haben. Nach deren Aussterben wurde es landesfürstlich. Die damalige Burg hatte die Straße über den Radlpass zu sichern. 1255 wurde sie mit dem dazugehörigen Landgericht an Herbort von Füllenstein verliehen. Damals wurde sie erstmals urkundlich erwähnt. Der Name der Burg leitet sich von keinem Eibengehölz ab, wie man vermuten könnte, sondern geht auf einen Herrn Iwein zurück. Im 13. Jahrhundert wurde sie Ybanswalde genannt. Erbaut wurde sie aber vielleicht schon um 1170. Herzog Albrecht I übergab die Herrschaft 1294 als Lehen an Hertnit von Wildon. Dieser erhielt sie als bescheidenen Ausgleich für seine Burgen zu Wildon, die er wegen der Beteiligung an einem Aufstand gegen den Landesfürsten verloren hatte. Die Wildoner setzten als Verwalter Dienstleute ein, die sich immer wieder nach Eibiswald nannten, obwohl sie nicht aus einer Familie stammten. Die Herren von Wilthausen traten 1332 das Erbe des Hertnit IV von Wildon an, mussten aber um verschiedene Erbansprüche abzugelten, Eibiswald 1345 an Haug von Tybein verpfänden. Seine Nachkommen hatten ähnliche Probleme, die erst 1401 durch einen Vergleich gelöst wurden, bei dem die Burg an Rudolf von Wallsee fiel. In der Wallseer Fehde, in der Reinprecht von Wallsee gegen Herzog Ernst kämpfte, wurde Eibiswald von den Söldnern des Letzteren erstürmt. Beim darauf folgenden Friedensschluss bekamen die Wallseer ihre Burg wieder zurück. Wolfgang von Wallsee musste Eibiswald 1456 an Leutold von Stubenberg verpfänden, konnte es aber bald wieder einlösen. 1464 verkaufte er die Herrschaft an Kaiser Friedrich III. Sie wurde einige Jahre später an Wilhelm Graßl verpachtet. Als dieser im Kampf gegen die Türken fiel, übernahm Andree Spangsteiner 1475 die Pacht. 1479 besetzten die Ungarn die Veste. Kaiser Maximilian I versetzte die Herrschaft im Jahr 1500 an Siegmund von Eibiswald. Dessen Sohn Hans zeichnete sich bei der Abwehr der Türkenbelagerung von Wien aus. 1532 verwüsteten die über den Radlpass eingefallenen Türken die zur Herrschaft gehörenden Bauerngehöfte, griffen die Burg aber nicht an.

1572 brannte der alte Wehrbau ab. Wilhelm von Eibiswald begann den großzügigen Ausbau zum Renaissanceschloss, starb aber bereits 1576. Die Herrschaft fiel an den Landesfürsten zurück. Wilhelms Brüder Christof und Georg durften sie nicht kaufen sondern nur pachten. Als Erzherzog Karl von Innerösterreich Eibiswald 1579 seinem Günstling Hans Leyb übergab, waren die Eibiswalder so verbittert, dass sie ihm nur die nackten Mauern überließen und sogar die Obstbäume im Garten ausgruben. Leyb setzte den Ausbau des Schlosses fort. 1622 löste Julius Neidhart von Mörsperg die Herrschaft ab und konnte sie 1624 als freies Eigen erwerben. 1639 ging Eibiswald durch Kauf neuerlich an die Freiherren von Eibiswald. Diese waren bereits 1632 mit dem Amt des obersten Erblandfalkenmeisters der Steiermark betraut worden. Wolf Maximilian Freiherr von Eibiswald erstach während eines Saufgelages den befreundeten Grafen Gottfried von Schrottenbach, doch hatte dies keine ernstlichen Folgen für ihn. Mit seinem Tod erlosch 1674 die steirische Linie der Eibiswalder. Seine Tochter war mit Otto Wilhelm Graf Schrottenbach verheiratet, so dass das Schloss an seine Familie fiel. Siegmund Rudolf Graf Schrottenbach, der Eibiswald 1692 übernahm, war ein schlimmer Bauernschinder, der aber auch mit seiner eigenen Familie ständig in Streit lebte. 1775 kam Ignaz Ernst Purgay als Verwalter nach Eibiswald. Er pachtete 1784 die Herrschaft und kaufte sie 1800. Fehlgeschlagene Spekulationen führten dazu, dass diese 1820 sequestriert und 1829 an Friedrich Georg Hansa verkauft wurde. Die Familie Hansa saß bis 1883 im Schloss und stelle fallweise auch den Bürgermeister des Ortes. 1890 gelangte der Vinzenzverein für freiwillige Armenpflege in den Besitz des Schlosses. Er richtete darin ein Knabeninternat ein, das bis 1938 bestand. Seit 1953 ist das Gebäude im Besitz der Kammer der gewerblichen Wirtschaft der Steiermark und wird als Landesberufsschule der Elektroinstallationstechnik und Radiomechanik genutzt. Das Schloss wurde zuletzt 1985 durchgreifend restauriert.

Das im Laufe seiner Geschichte mehrfach umgebaute Schloss Eibiswald liegt auf einer kleinen Anhöhe oberhalb des gleichnamigen Marktes. Es war einst von einer starken, mit Wehrgängen ausgestatteten Mauer umgeben. Diese war an der Südseite durch zwei vorspringende Vierecktürme verstärkt. Der Zugang erfolgte durch einen runden Torturm. Ein weiterer Rundturm stand vor den Schlossgraben und hatte den Zugang zu schützen. Der Graben wurde schon gegen Ende des 17. Jahrhunderts aufgefüllt. Auch die übrigen Wehreinrichtungen sind heute bis auf minimale Reste verschwunden. An ihrer Stelle wurden in den letzten Jahrzehnten Zubauten für den Schulbetrieb errichtet. Das Schloss ist ein weitläufiges zweistöckiges Gebäude. Seine vier Trakte umschließen einen schmalen rechteckigen Hof, der an drei Seiten mit dreigeschossigen Arkaden geschmückt ist. In den Obergeschossen sind diese verglast. In diesem Hof finden fallweise Konzerte und andere öffentliche Veranstaltungen statt. Der Mittelrisalit des Osttraktes wurde erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschaffen. Damals wurde der Uhrturm über dem rustizierten Zwillingsportal aus dem 17. Jahrhundert durch einen Dreiecksgiebel ersetzt. Neben dem Eingang befindet sich ein Fresko, das Schloss Eibiswald im späten 17. Jahrhundert zeigt. Im Inneren haben sich Stuckdecken aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert erhalten, so z. B. in der bereits 1450 genannten, aber längst profanierten St. Johanneskapelle. Im zweiten Obergeschoß sind noch einige schwere Holzbalkendecken vorhanden. Die Erdgeschoßräume zeigen wuchtige Kreuzgratgewölbe.

Lage: Steiermark/Südsteiermark – ca. 15 km südlich von Deutschlandsberg

Besichtigung: meist nur von außen möglich. Der Arkadenhof ist allerdings während des Schulbetriebes zugänglich. Auf Anfrage sind Führungen möglich.


Weitere Literatur:


24.09.2008