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Neudenstein


Neudenstein oder Neydnstein, wie es früher genannt wurde, ist eine der wenigen Burgen, deren Entstehungsdatum genau dokumentiert ist. Herzog Heinrich IV von Kärnten verlieh am 14. September 1329 dem Landshauptmann und Marschall von Kärnten Konrad III von Auffenstein den Hügel unterhalb von St. Ulrich mit der Genehmigung, sich hier eine Burg zu errichten. Da seine Söhne mit den Wittelsbachern und Luxemburgern gegen die Habsburger konspiriert hatten, verlor die Familie bereits 1368 ihre Besitzungen. Neudenstein wurde landesfürstlich und in der Folge an Ministeriale oder Geldgeber verlehnt bzw. verpfändet. Die wichtigsten davon waren Jörg Hollenburger 1438, Heinrich von Himmelberg 1485 und Christoph Plumegger, der um die Mitte des 16. Jh. dem spätgotischen Haus den hohen Nordtrakt anbauen ließen. Unter Johann Freiherr von Kemetter zu Tybein, der 1671 die Herrschaft übernahm, wurde die Burg restauriert und wohnlicher gestaltet. Seine Nachkommen besaßen die Herrschaft bis 1731. Im 18. Jahrhundert waren die Freiherren von Mandorff die Besitzer von Neudenstein, im 19. Jh. die Familie Buzzi. 1930 kaufte Dr. Hans Böbs die Burg. Derzeitiger Eigentümer ist die Familie Comelli-Stuckenfeld.

Neudenstein wird im Volksmund auch „Schwarzes Schlößl“ genannt, weil es von dichtem Wald umgeben ist und einen dunklen Eindruck macht. Die Reste der einstigen Ummauerung sind noch zu erkennen. Der schöne alte Torturm, von dem eine Zugbrücke über den bescheidenen Halsgraben führte, wurde 1841 abgetragen. Dem einstigen Bergfried war das gleiche Schicksal schon in der zweiten Hälfte des 18. Jh. beschieden. Auch die im 17. Jh. mit Barockdächern versehenen Ecktürme sind heute als solche nicht mehr erkenntlich. An der Ostseite liegt, umgeben von einer Wehrmauer, der einstige Zwinger, der auch als „Turnierplatz“ bezeichnet wird. Das Schloss hat ein unregelmäßiges Vieleck als Grundriß und passt sich dem Felsen entsprechend an. Über dem rundbogigem Tor ist das Wappen des Freiherrn Johann Karl von Kemetter und seiner Frau Freiin von Pranckh mit einem Inschriftstein „1675“ angebracht. An der Stelle des einstigen Gusserkers über dem Portal befindet sich heute ein eiserner Balkon. Mittelpunkt der Anlage ist der unregelmäßige Innenhof, der von einem fünf- und drei viergeschossigen Trakten umgeben ist. An drei Seiten befinden sich Arkadengänge aus der Renaissancezeit. An mehreren Stellen ist die alte Bemalung der Hoffassaden aufgedeckt worden, die erkennen lässt, wie bunt die Wände im 16. Jh. waren. Der Süd- und der Osttrakt reichen in das 14. Jh. zurück, während der West- und der Nordflügel im 16. bzw. 17. Jh. entstanden. An der Ostfront springt der Chorschluß mit zwei spitzbogigen gotischen Fenstern der Burgkapelle vor. In ihrem spitzbogigen Triumphbogen finden sich noch mehrschichtige Reste gotischer Wandmalereien. Der Altar stammt aus dem späten 17. Jh. Im Mittelraum des ersten Stocks, dem sog. Rittersaal sind die schönen Stukkaturen von 1667 und die Deckengemälde von Antonio Biepo erwähnenswert. Sie stellen die tödlichen Abenteuer von Ikarus und Phaeton dar. Auch die Wände sind mit Blumen, Girlanden und Medaillons bemalt und bilden zusammen mit den Büsten römischer Kaiser ein antikisierendes Ensemble. Das anschließende Jagdzimmer birgt eine Kasssettendecke und einen Biedermeierofen von 1830. Der Hauptraum des zweiten Stocks trägt ebenfalls mythologische Deckenbilder von Biepo: Orpheus in der Unterwelt und Äneas Flucht aus dem brennenden Troja. Daneben erscheinen in Stuck Putten als Symbole der Jahreszeiten und der Elemente.

Lage: Kärnten/Unterkärnten – auf einer Felskuppe oberhalb des Edlinger Stausees, ca. 3 km westlich von Völkermarkt

Besichtigung: das Schloss kann nur von außen besichtigt werden. Es können jedoch Zimmer bzw. Ferienwohnungen gemietet werden.


Weitere Literatur:


20.09.2002