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Frauenstein (am Inn)


Auf Grund von Bodenfunden nimmt man an, dass der Burgfelsen bereits zur Zeit der Kelten besiedelt war. Möglicherweise stand hier ein Kastell oder zumindest ein Wachtturm. Frauenstein war eine Landungsstelle der Römer, deren Schiffe den Inn bis Passau befuhren. Nach den Ungarneinfällen im 10. Jahrhundert wurden die bestehenden Holzbauten zu einer frühmittelalterlichen Burg ausgebaut, die Ernstain genannt wurde. Als Bauherren vermutet man die Grafen von Pogen. Gregor von Pogen (Pogenberg) wird gelegentlich genannt. Kaiser Heinrich II schenkte 1009 das ganze umliegende Gebiet dem Hochstift Bamberg. Im 11. Und 12. Jahrhundert befand sich die Burg im Besitz der Grafen von Ering, die auf der gleichnamigen Burg am gegenüber liegenden Innufer saßen. Meist verliehen oder verpachteten sie die Veste. Von 1296 bis 1377 herrschten hier die Grafen von Hals. 1400 verkaufte Ritter Heinrich Weckhinger, die Herrschaft an den Hofmeister des Herzogs Heinrich von Bayern, Ritter Wilhelm von Frauenhofen, der Ernstain in Frauenstein umbenannte. Herzog Heinrich der Reiche von Niederbayern kaufte 1435 Frauenstein und vereinigte es wieder mit der Herrschaft Ering. Danach wurden beide Güter von landesfürstlichen Pflegern verwaltet. Kaspar Peuntner hatte dieses Amt 1504 inne. Während des Niederbayerischen Erbfolgekrieges (1504 – 1506) wurde die Burg geplündert und teilweise zerstört. 1508 überließ Herzog Albrecht I, der Weise, Frauenstein als freies Eigen seinem Kanzler Dr. Peter Paumgartner und dessen Bruder als Dank für die Unterstützung im Erbfolgekrieg.

Zur Herrschaft gehörte damals eine Reihe von Orten an beiden Seiten des Inns. Mit ihr verbunden war die niedere Gerichtsbarkeit. Für schwere Verbrechen war das Landgericht Braunau zuständig. Die Paumgartners stammten aus einer Kufsteiner Bürgerfamilie. Sie ließen bis 1519 das Schloss praktisch neu errichten und wesentlich vergrößern. Turm, Torbau, Marstall, Kapelle und Badstube entstanden in dieser Zeit. Das Innere wurde prächtig ausgestattet. 1516 legte Peter Paumgartner, der auch Rektor der Universität von Ingolstadt war, hier das bayerische Reinheitsgebot für Bier fest. 1562 wurde die Herrschaft zwischen zwei Familienzweige geteilt, aber 1602 nach dem Aussterben der Eringer Linie wieder zusammengeführt. 1629 wurde die Familie in den Freiherrenstand erhoben. 1745 folgte die Grafenwürde. Da das bayrische Ering besseren Wohnkomfort als Frauenstein bot, wurde es als Wohnsitz vorgezogen, was zum langsamen Verfall von Frauenstein führte. Mit dem Friedensvertrag von Teschen kam die Burg 1779 zu Österreich. 1807 ließ Max Graf von Paumgarten den Großteil des Schlosses mit der Kapelle abreißen und neben dem Getreidespeicher ein Herrenhaus errichten. Als mit dem Grafen Karl Ludwig von Paumgarten 1885 die Familie ausstarb, ging das Schloss an den Freiherrn Herbert von Veningen auf Schloss Riegerting über. Während der Besatzungszeit von 1945 bis 1955 wurden an den noch vorhandenen Gebäuden schwere Schäden angerichtet. 1997 pachtete der Verein „Lebendiges Frauenstein“ die Ruine bzw. die noch bestehenden Bauten auf 99 Jahre von Baron Veningen, um sie vor dem endgültigen Verfall zu retten.

Die Burg Frauenstein wurde auf einen zum Inn hin vorspringenden Bergrücken gegenüber der Burg Erneck (Ering) errichtet. Seit dem Bau des Innkraftwerkes Ering (1939 – 1942) liegen ihre heutigen Reste unmittelbar über dem Flußufer, wodurch sie etwas an Reiz verloren haben. Von der weitläufigen Anlage des 17. Jahrhunderts, wie sie auf dem Stich von Michael Wening dargestellt ist, sind heute nur mehr der nach 1508 erbaute Torturm mit dem Torhaus sowie der Getreidekasten erhalten. Letzterer ist ein großes viergeschossiges Gebäude mit abgewalmten Satteldach. Es dient nach jahrzehntelanger Verwendung als Stall und Getreidelager heute kulturellen und gastronomischen Zwecken. Das östlich davon liegende Herrenhaus stammt vom Beginn des 19. Jahrhunderts. In diesem zweigeschossigen Tuffbau ist die Burggaststätte untergebracht. Der Torbau ist vorwiegend aus Ziegeln und zum geringeren Teil aus Tuffstein erbaut. Sein gequaderter Verputz sollte schwere Quadermauern vortäuschen. Über dem rundbogigen Einfahrtstor lassen die Rollenschlitze eine ehemalige Zugbrücke als sicher annehmen. Wie meist üblich sicherte eine Pechnase das darunter befindliche Tor. Die breiten Schießlucken des Torbaues weisen darauf hin, dass dieser bereits zur Verteidigung durch Feuerwaffen eingerichtet war. 2003 wurden die Dächer des Torturmes und des Torhauses erneuert. Von den restlichen Wehreinrichtungen blieb nur mehr der aus dem Felsen gehauene Graben übrig. Die Wehrmauern sind längst abgetragen.

Lage: Oberösterreich/Innviertel – ca. 9 km nordöstlich von Braunau

Besichtigung: ganzjährig frei zugänglich


Weitere Literatur:


19.09.2008