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Leoben - Massenburg


Man kann davon ausgehen, dass der für Verteidigung und Beobachtung bestens geeigneter Platz schon im frühen Mittelalter entsprechend genutzt wurde. Wer die erste Befestigung veranlasste, ist aber nicht urkundlich gesichert. Um 960 stand hier ein einfacher hölzerner Wehrbau, der den Grafen von Leoben gehörte. Markgraf Aribo hatte bereits 904 von König Ludwig zwanzig Huben um Leoben geschenkt bekommen. Er könnte der Erbauer der ersten Veste gewesen sein. Von den Aribonen kam diese an die Traungauer. Sie war also von Anfang an landesfürstlich und blieb es während ihrer gesamten Geschichte hindurch. Ihre Verwaltung und Verteidigung übernahmen vorerst landesfürstliche Ministerialen, die sich nach Leoben nannten. 1130 wird ein Wigand von Leoben genannt. Unter seinen Nachkommen ist der Vorname Wigand besonders häufig. Seine Familie hatte mehrere landesfürstliche Lehen in und um Leoben sowie bei Trofaiach und im Liesingtal inne. Von dieser ersten Burg haben sich keine Spuren erhalten. Merkwürdigerweise erwähnt auch Ulrich von Liechtenstein, der auf seiner Turnierfahrt 1227 durch Leoben kam, keine Burg. 1260 verlegte König Ottokar II die Siedlung Leoben in die besser zu verteidigende Murschleife. Zum besseren Schutz der Südseite wurde auf dem Massenberg das sog. Oberhaus errichtet. Der Name wurde zur Unterscheidung von der landesfürstlichen Burg beim Brucker- oder Jakobstor gewählt. Aus Stein dürfte zunächst nur der sechseckige Hauptturm gewesen sein. Zwischen den mit der Verwaltung betrauten Massenburgern und dem Stift Seckau gab es häufig Streitigkeiten, bei denen es meist um Besitzrechte in der Obersteiermark ging. 1277 und 1283 musste König Rudolf I Schiedssprüche fällen. Als 1312 ein weiterer Schiedsspruch zuungunsten der Massenburger erfolgte, verzichteten die Brüder Wigand IV und Heinrich auf ihre Pfandrechte über das „Oberhaus von Leoben“. Sie erhielten dafür die Veste Maidburg in der Untersteiermark. Erst nach dem Wegziehen der Massenburger wurde die Burg mit ihrem Namen bezeichnet.

Sie wurde nun meist von landesfürstlichen Dienstmannen verwaltet, zu denen anfangs in erster Linie die Timmersdorfer zählten. Anfangs des 15. Jahrhunderts wird Peter Grader als Verwalter der Burg genannt. 1440 wurde die Herrschaft von König Friedrich III als Lehen an Christof Hofmann zu Formbach abgegeben. Im 15. Jahrhundert dürfte die Massenburg bereits recht wehrhaft gewesen sein, denn 1480 verwüsteten türkische Streifscharen zwar die Umgebung, hüteten sich aber Leoben oder die Massenburg anzugreifen. Auch den Ungarn gelang es nicht, Stadt und Burg einzunehmen. 1489 soll Kaiser Friedrich III angeblich den Abbruch der Burg angeordnet haben, der aber unterblieb. Als nächste Pfleger bzw. Lehensnehmer traten der oberste Bergrichter Hans von Malti (1494), der kaiserliche Türhüter Hans Gerhab (1502) und der Eisenerzer Amtmann Hans Haug (1514) auf. Letzterer sollte den bereits stark vernachlässigten Wehrbau wieder instand setzen. Er erhielt jedoch 1518 die Burg St. Peter-Freienstein, so dass Kaiser Maximilian I die Massenburg Veit Zollner als Pfand übergeben konnte. Dieser war kaiserlicher Rat und Kammermeister. Er musste die Veste 1525 gegen aufständische Bauern und Bergknappen verteidigen. Als Zollner als Dank dafür 1528 die Herrschaft als erbliches Leben bekam, begann er die Burg auszubauen und zu vergrößern. Es kam ihm zugute, dass durch die Einhebung der Quart - einer hohen Steuer zur Bekämpfung der Türken - die meisten Klöster gezwungen waren, Grundbesitz zu verkaufen. Zollner kaufte diesen auf und konnte so seine Herrschaft relativ günstig erweitern. König Ferdinand I drang bei Zollner auf eine weitere Verbesserung der Verteidigungskraft der Burg. Diese war zwar mit Geschützen recht gut bestückt, doch gab es unter der nicht besonders zahlreichen Besatzung niemanden, der sie bedienen konnte. Die Bürger von Leoben mussten daher einen Mann stellen, der mit Kanonen umgehen konnte.

Veit Zollners Söhne Erasmus und Peter gelten als Erbauer des wehrhaften Schlosses, das noch auf dem Vischer Stich von 1681 zu sehen ist. Peter Zollner verfügte testamentarisch, dass die Herrschaft nur an einen katholischen Erben übergehen dürfe. Zu seiner Zeit waren der Großteil des steirischen Adels sowie auch die Familie Zollner aber protestantisch gesinnt. Nach seinem Tod gelangte die Massenburg daher an den Freiherrn Gottfried von Kollonitsch. Gottfried Freiherr von Zollner, ein Enkel des Bruders von Peter Zollner, überlegte sich jedoch die Angelegenheit und nahm 1638 den katholischen Glauben an, was ihm die Herrschaft einbrachte. Er führte jedoch ein sehr aufwändiges Leben, was zu hohen Schulden führte. 1664 musste sein Sohn Hans Ludwig die Massenburg vorübergehend an das Stift Admont verpfänden. Durch die zweite Heirat der Maria Johanna Franziska von Zollner wurde Hartmann Ludwig Berchtold von Neuhaus Herr der Massenburg. Die tatsächliche Macht hatte aber Johann Ernst Freiherr von Teufenbach, der Geliebte seiner Frau. Er überfiel schließlich den alten Herrn von Neuhaus und zwang ihn, das Schloss zu verlassen. Jene Bediensteten, die mit diesem rüden Vorgehen nicht einverstanden waren, ließ Teufenbach im Turm der Massenburg einkerkern. Nach Ludwig Berchtolds Tod heiratete seine Witwe 1694 ihren Liebhaber. Sie wurde aber von diesem genauso schlecht behandelt wie zuvor ihr zweiter Gatte. Eine Kommission der steirischen Landstände fand aber vorerst keinen Grund zum Einschreiten. Als die Steuerrückstände zu groß wurden, erfolgte aber schließlich die Pfändung der Herrschaft.

Sie wurde 1711 an Frau Maria Anna Gräfin Wurmbrand, geb. Kollonitsch übergeben, die dafür die Steuerschulden beglich. Unter den Grafen Wurmbrand erlebte die Massenburg ihre zweite Blütezeit. Noch 1798 wird die reiche Ausstattung der Räume sowie eine umfangreiche Bibliothek lobend erwähnt. Erbschaftsstreitigkeiten und rasch wechselnde Besitzverhältnisse führten aber zu ihrem baldigen Niedergang. 1806 war Alois Graf Trautmannsdorf Schlossherr. Seinem Sohn Weichart folgte 1845 Franz Karl Graf Wurmbrand, dann 1855 Karl Graf Stürgkh und schließlich 1872 Karl Leopold Graf Galler. Noch um 1810 war das Schloss eine stattliche Anlage. Kurz danach war es aber angeblich bereits baufällig, was Graf Alois von Trautmannsdorf veranlasste, es um 1820 komplett abzutragen Das noch brauchbare Abbruchmaterial wurde zum Bau mehrerer Häuser in Leoben verwendet. Als Graf Karl Leopold Stürckh 1860 zum letzten Mal die Massenburg als landesfürstliches Lehen erhielt, waren von ihr nur mehr die Grundmauern vorhanden. Erst 1937 besann sich die Stadt Leoben ihres historischen Erbes und ließ die noch vorhandenen Bauteile freilegen und teilweise rekonstruieren. Noch 1942 wurde die strategisch günstige Lage der einstigen Burg genützt und hier eine Luftbeobachtungsstelle eingerichtet. Diese wurde von russischen Flugzeugen aus bombardiert, was weitere Zerstörungen auslöste. Heute befindet sich das konservierte Ruinengelände im Besitz der Stadtgemeinde Leoben. Bei einer neuerlichen Restaurierung im Jahr 2000 wurde wohl etwas zuviel rostfreier Stahl und Beton verwendet. Auf Grund der geringen vorhandenen Bausubstanz sind die Lage der einstigen Gebäude und ihr Zweck nicht leicht nachvollziehbar. Der nach Westen vorspringende viereckige Beobachtungsturm wurde teilweise wieder aufgebaut und dient als Aussichtswarte, von der man einen hervorragenden Blick auf die Stadt hat.

Von einer schmalen, nach drei Seiten steil abfallenden Bergzunge beherrschte die Massenburg einst die darunter liegende Stadt Leoben. Sie liegt etwa 40 m über dem rechten Murufer. Mit Ausnahme des gut erhaltenen Torbaues sind nur mehr ihre Grundmauern und wenige Ruinenteile erhalten. Diese wurden erst 1937 freigelegt. Wichtigster und wohl ältester Burgteil war der fünfeckige Bergfried, dessen scharfe Kante gegen den Zugang im Osten gerichtet war. Der Turm mit seinen bis zu zwei Meter dicken Mauern dürfte frühestens gegen Ende des 12., aber wohl eher im 13. Jahrhundert errichtet worden sein. Allerdings stand hier bereits ein älterer Wehrbau. Westlich von ihm lagen die hölzernen Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Sie wurden im 14. Jahrhundert durch ein steinernes Langhaus ersetzt. Mit zunehmender Türkengefahr erfolgte im 16. Jahrhundert ein Ausbau der Wehranlagen. Damals wurde der unmittelbar vor dem Turm liegende Abschnittgraben, der als Sicherung gegen Osten diente, aber seinen Zweck nur mangelhaft erfüllen konnte, überbaut. Um die bereits stark verbesserte Artillerie wirksam einsetzen zu können, wurde südlich des Turmes ein großes Kanonenrondell errichtet. Die Burggrenze wurde weiter nach Osten vorgeschoben und durch einen mit einem Rundturm verstärkten Torbau gesichert. Dieser wurde als „Hundsbart“ bezeichnet. Ein ausgemauerter Graben wurde ihm vorgelegt. Zwischen diesem neuen Tor und dem Bergfried legte man nun einen neuen hakenförmigen Wohnbau an, dem die bisherigen Wirtschaftsgebäude weichen mussten. Die Ecken des Wohntraktes wurden durch runde Erkertürme verstärkt. Im Norden des Turmes wurde eine vorspringende Bastei angelegt. Die neuen Wirtschaftsbauten wurden noch weiter nach Osten verlegt. Ein starker zweigeschossiger Torbau übernahm die Verteidigung der neu geschaffenen Vorburg. Er ist als einziger Gebäudeteil noch völlig erhalten und wird auch bewohnt.

Lage: Steiermark/Obersteiermark – oberhalb des Südteiles der Altstadt von Leoben

Besichtigung: ganzjährig frei zugänglich


Weitere Literatur:


17.09.2008