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Brandhof


Der Brandhof war ein uralter, einschichtig gelegener Bauernhof der zum Benediktinerstift St. Lambrecht gehörte. Er stand genau an der Grenze seiner Herrschaften Mariazell und Aflenz, wobei der Hof sich noch auf Mariazeller Gebiet befand, die dazugehörigen landwirtschaftlich genutzten Grundstücke aber meist im Bereich der Herrschaft Aflenz lagen. 1390 war der Inhaber des Gutes ein gewisser Prantner, dessen Name auf den Hof überging. 1494 wird berichtet, dass der Besitzer des Brandhofes zur Wegrobot und zu Vorspanndiensten über den 1254 m hohen Seeberg-Sattel verpflichtet war. Erzherzog Johann, der jüngere Bruder des Kaisers Franz II (I), ersteigerte 1818 das Bauerngut, wobei er als Strohmann Johann Hippmann vorschickte. Der Erzherzog wollte hier eine Musterlandwirtschaft einrichten. Er ließ daher sofort einen Stall für 37 Kühe bauen, änderte aber am bescheidenen Wohnhaus vorerst wenig. Der Erzherzog war nicht besonders wohlhabend. Erst als ihm 1822 Herzog Albert von Sachsen-Teschen 200.000 Gulden vererbte, konnte er seine weiteren Pläne ausführen. In den nächsten sechs Jahren ließ er den Bauernhof meist nach eigenen Plänen zu einem respektablen Jagdschloss ausbauen. Durch Zukäufe konnte er den Grundbesitz deutlich vergrößern. Schon bald nach dem Erwerb hatte er den Hof als „Freigut Brandhofen“ in die Landtafel eintragen lassen. 1829 heiratete er in der neuen Kapelle die Tochter des Ausseer Postmeisters Anna Plochl. Aus dynastischen Gründen hatte sein Bruder dieser Mesalliance erst nach vielen Jahren zugestimmt. 1834 erhielt seine Gattin das Adelsprädikat „Freiin von Brandhofen“ verliehen. Erzherzog Johann hielt sich am Brandhof vor allem in der Jagdsaison gerne auf. Er diente ihm und seinen Jagdgästen als Stützpunkt für die Gamsjagd im Hochschwabgebiet. Sein Alpengarten mit seltenen Gebirgspflanzen aus Europa und Asien war weithin berühmt. 1962 gerieten einige Wirtschaftsgebäude in Brand. Das Schloss konnte aber gerettet werden. Es befindet sich noch heute im Besitz der Nachkommen des Erzherzogs, der Grafen Meran.

Der Brandhof liegt auf 1080 m Seehöhe am Nordabhang des Seeberges, unmittelbar an der nach Mariazell führenden Bundesstraße. Die Anlage besteht aus dem eigentlichen Herrenhaus und verschiedenen Wirtschaftsgebäuden, die in ländlicher Bauweise errichtet wurden. Das Wohnhaus ist ein langgestrecktes rechteckiges Gebäude, das zum Schutz vor den hier üblichen starken Schneefällen mit einem hohen und steilen Schopfwalmdach versehen ist. Das Dachgeschoß ist ausgebaut. Ein neugotischer Dachreiter mit Uhr und Glocke betont die Gebäudemitte. Im Zentrum der Straßenfront springt die achteckige neugotische Kapelle deutlich vor. Sie ist mit einem spitzen Turm versehen. In ihr befindet sich eine gotische Holzskulptur der Madonna mit dem Jesuskind, die um 1450 geschnitzt und in der Barockzeit neu bemalt wurde. Sie wurde ursprünglich in Schloss Thernberg aufbewahrt, das ebenfalls Erzherzog Johann gehörte, wurde aber von diesem in den Brandhof übertragen. Die übrige Ausstattung der Kapelle ist neugotisch. Bei der Gestaltung der Innenräume wurde weniger auf Repräsentation als auf gediegene biedermeierliche Wohnlichkeit Wert gelegt. Die Fenster des großen Speisesaales im Erdgeschoß sind mit von Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld und Matthäus Loder entworfenen und von Anton Kothgasser nach 1828 ausgeführten Glasmalereien geschmückt. Sie stellen verschiedene Besitzungen des Erzherzogs und historische Ereignisse aus seinem Leben dar. Schnorr von Carolsfeld war auch für die gesamte Innenausstattung des Gebäudes verantwortlich. Die Konsolfiguren und Wappen der Balkendecke stammen von Daniel Böhm. Sie beziehen sich auf die Geschichte der Habsburger. Das sog. Jägerzimmer ist mit Zirbenholz vertäfelt. Hier richtete der Erzherzog ein privates Jagdmuseum ein. Für die dortigen Glasfenster schuf Jakob Gauermann die Entwürfe, die Gottlob Samuel Mohn bereits um 1820/21 umsetzte.

Lage: Steiermark/Hochschwabgebiet – ca. 17 km südlich von Mariazell

Besichtigung: eventuell auf Anfrage möglich


Weitere Literatur:


17.09.2008