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Hagenau


Dem stimmungsvollen Renaissanceschloss sieht man es nicht an, dass hier bereits im Hochmittelalter ein Wehrbau bestand. Schon 1088 wird ein Hartwicus de Hagenowe urkundlich erwähnt. Der Passauer Bischof Reginhart von Hagenau ließ in den Jahren 1139 bis 1148 die kleine Anlage in Stein erneuern und vergrößern. Reginhart nahm 1147 an einem Kreuzzug ins Heilige Land teil, von dem er nicht mehr zurückkehrte. Mit ihm starb die erste Familie Hagenauer aus. Das Passauer Bistum übergab die Verwaltung der Burg an ein Ministerialengeschlecht, das sich nun ebenfalls nach Hagenau nannte. Sein letzter Vertreter war Ludwig von Hagenau, der 1262 starb. Danach gelangte die Burg für kurze Zeit an die Grafen von Ortenburg, die ihren Ministerialen Konrad von Steinkirchen damit belehnte. Aber schon 1270 war die Herrschaft ein Lehen der bayrischen Herzöge, die es an die Herren von Törring vergaben. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts übernahmen die Ahamer das Lehen. Bei dieser Familie blieb es bis in das 16. Jahrhundert. Georg II von Aham war um 1503 Rat des Herzogs Albrecht. Sein Nachfolger Christoph II verkaufte 1525 Schloss und Hofmark an Wolfgang Thaimer, der auf Schloss Mühlheim saß. Als das Gebäude in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch Brand schwer beschädigt worden war, ließ es Gundaker Thaimer im Renaissancestil neu errichten.

Kurfürst Maximilian von Bayern schenkte das Schloss 1635 seinem Leibarzt Dr. Ferdinand Schütz. Dieser durfte sich danach „von und zu Hagenau auf St. Peter“ nennen und seinen bisherigen Namen weglassen. Er ließ im nächsten Jahr das Bräuhaus und die Stallungen errichten. 1710 fiel die Herrschaft an den Grafen Ferdinand Josef von Rheinstein und Tattenbach, wurde aber bereits 1722 von Johann Franz Graf Franking erworben. Das mittlerweile baufällig gewordene Schloss musste zwischen 1717 und 1728 teilweise erneuert werden. 1829 ging Hagenau als Erbschaft an den Ministerialresidenten am hessisch-nassauischen Hof Paul Anton von Handel. 1881 erfolgte eine neuerliche Umgestaltung des Schlosses. 1919 ließ es Max Freiherr von Handel in ein Schlosshotel umwandeln. Das Gebäude befindet sich noch heute in Familienbesitz, ist aber längst kein Hotel mehr. Es wird zum Teil von Mietparteien bewohnt. 2001 erfolgte eine umfassende Restaurierung. Seither dient das Schloss als überregionales Kulturzentrum.

Das elegante Gebäude liegt inmitten eines großen Parks malerisch an der Mündung der Mattig in den Inn. Es ist ein großer dreigeschossiger Bau, der an seiner Südseite mit zwei vorspringen Rundtürmen, die Kegeldächer tragen, ausgestattet ist. Die beiden viereckigen Türme der Nordseite weisen Pyramidendächer auf. Am Nordtrakt sind hofseitig offene Laubengänge zu sehen. Die darüber liegenden zweigeschossigen Arkaden sind hingegen vermauert bzw. durch Fenster geschlossen. Einige Räume des Renaissanceschlosses weisen gratige Netzgewölbe auf. An diesen Altbau wurde in der Biedermeierzeit ein zwölfachsiger Wohntrakt angefügt. Zwei Einfahrten führen in den großen, an einer Seite offenen Hof. Über einer davon ist ein Steinwappen der Familie Handel angebracht. Eine dem Hl. Nikolaus geweihte hölzerne Schlosskapelle wird bereits 1187 erwähnt. Der heutige freistehende Ziegelbau neben dem Schloss wurde 1515 dem Hl. Petrus geweiht. Da er bereits stark vernachlässigt war, ließ Graf Johann Franz von Franking die Kapelle 1727/28 nahezu neu erbauen. 1881 erfolgte unter Anton Philipp Freiherr von Handel eine neuerliche Umgestaltung im Geschmack des Historismus, wobei die Einrichtung erneuert wurde. Neben dem Tor sind Fragmente gotischer Grabsteine in die Mauer eingelassen. Im Inneren hat sich an der Decke Gitterwerkstuck von Johann Michael Vierthaler aus der Zeit um 1728 erhalten. An den Wänden sind Grabsteine der Grafen von Franking und der Freiherren von Handel eingemauert. Die Kirche ist heute säkularisiert und wird für Ausstellungen, Konzerte und Hochzeiten verwendet.

Lage: Oberösterreich/Innviertel – ca. 5 km nordöstlich von Braunau

Besichtigung: das Innere ist nur bei Veranstaltungen zugänglich

Homepage: www.hagenau.at


Weitere Literatur:


13.09.2008