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Innsbruck - Palais Troyer-Spaur


An der Stelle des Palais befanden sich im Mittelalter zwei gotische Bürgerhäuser. Eines davon gehörte 1494 dem Salzburger Chorherrn Ruprecht Rindsmaul. 1628 waren beide im Besitz der Familie Strauß. Sie kamen 1680 im Tauschweg an Franz Anton Troyer von Gipsbach. Dieser ließ sie durch ein repräsentatives barockes Stadtpalais ersetzen. Auf Grund stilistischer Merkmale nimmt man an, dass zumindest die prunkvolle Fassade von Johann Martin Gumpp d. Ä. geplant wurde. Noch 1723 wird das Haus auf dem Rindlerschen Stadtplan als Palais der Grafen Troyer bezeichnet. 1775 befand es sich im Eigentum des Arztes Dr. Frantz Carl Benedict von Eglhof. Sechs Jahre später kaufte Graf Johann Valerian Fieger von Friedberg das Palais. Er war Freimaurer und Vorstand der Johannesloge, die zu seiner Zeit hier ihre Versammlungen abhielt. Philippine von Thurn und Taxis erbte 1802 das Gebäude. Ihre gleichnamige Tochter war mit Karl Graf Spaur verheiratet. Als Josef Graf Spaur 1867 ledig und ohne direkte Erben starb, verkaufte seine Mutter, Gräfin Karoline von Spaur, das Palais an den Baumeister Peter Huter. Seit damals blieb es in bürgerlichem Besitz. Anlässlich einer 1950 durchgeführten umfassenden Restaurierung bemühte man sich, den ursprünglichen Zustand der Fassade wiederherzustellen.

Das Palais ist ein sechsachsiges viergeschossiges Gebäude, dem ein niedriges Attikageschoß aufgesetzt ist. Die einzelnen Stockwerke weisen unterschiedliche Höhen auf. Die Beletage liegt im zweiten Obergeschoß, was an den besonders hohen Fenstern ersichtlich ist. Die Fassade ist stark gegliedert und üppig mit Stuck verziert. Sie weist keinen Mittelrisalit auf, doch springt in der Gebäudemitte ein zweiachsiger Breiterker vor, der auf den Portalsäulen ruht und sich über das erste und zweite Obergeschoß erstreckt. Er trägt seinerseits den vorkragenden Balkon im dritten Stock. Dessen ursprünglich aus Balustern gebildetes Geländer wurde im 19. Jahrhundert durch ein wenig passendes, schmiedeeisernes Korbgitter ersetzt. Das segmentbogige Portal wurde 1950 erneuert, wobei man den ursprünglichen Zustand mit den flankierenden gebänderten Säulen wiederherstellte. Letztere waren zuvor der „Modernisierung“ eines Geschäftsportals geopfert worden. Die Fassade ist weitgehend in Fensteröffnungen aufgelöst. Die verbleibenden Flächen zwischen den Geschossen sind mit schweren Stuckverzierungen gefüllt. Besonders reichhaltig sind diese zwischen dem ersten und dem zweiten Stock. Über dem Portal ist ein Steinrelief der Madonna mit dem Jesuskind angebracht, das von zwei sitzenden Engeln flankiert wird. Die Fenster sind von dicken, rund profilierten Stuckrahmen umgeben. Im dritten Obergeschoß ist ihnen eine Balustrade vorgeblendet. Durch den Einbau großflächiger Auslagenscheiben wurde das ursprüngliche Aussehen des einst rustizierten Erdgeschosses völlig verändert. Im Inneren ist lediglich das Stiegenhaus interessant. Das barocke Treppengeländer besteht aus einem schmiedeeisernen Rankenwerk. Am Treppenpfeiler der Beletage steht eine barocke Statue der Fortuna. Sie dürfte aus der Werkstatt Christofero Benedettis (frühes 18. Jh.) stammen.

Ort/Adresse: 6010 Innsbruck, Maria-Theresien Straße 39

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


03.09.2008