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Spiegelfeld


Im 13. Jahrhundert stand an der Stelle des heutigen Gebäudes ein bescheidener Wehrbau, auf dem das Geschlecht der Apfolter saß, das sich zuerst von „Spiegelberg“ und dann „von Spiegelfeld“ nannte. 1254 wird ein Heinrich von Spiegelfeld urkundlich erwähnt, der seinen befestigten Hof als Lehen des Stiftes Göß besaß. Seine 1286 aufscheinenden Söhne waren aber bereits Dienstleute der Stubenberger. Ein weiterer Heinrich von Spiegelfeld war ein Gegner von Ulrich von Liechtenstein beim Turnier in Kapfenberg. Er dürfte der Erbauer des ersten Ansitzes gewesen sein. 1277 war er Verwalter der Burg Klamm im Semmeringgebiet. Mit ihm dürften die Herren von Spiegelfeld bereits ausgestorben sein. 1290 wurde Spiegelfeld der Gattin Ulrichs von Stubenberg als Witwensitz zugesprochen. Die Stubenberger verliehen den kleinen Wehrbau um 1326 an die mit den Spiegelfeld verwandten Chrel. Diese behielten ihn bis zu ihrem Aussterben in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. 1450 übernahm die Familie Schrott das Lehen. Vierzig Jahre später erwarb Caspar von der Mauer den Ansitz. Seine Tochter Clara verkaufte ihn 1500 an ihren Cousin Rupert Welzer. Er begann den bisher noch bescheidenen Bau in ein ansehnliches Schloss umzuwandeln. Durch den Ankauf zahlreicher Güter im Mürztal konnte Hans Welzer seine Herrschaft um 1550 wesentlich erweitern. Mit den großen Investitionen dürfte er sich aber finanziell übernommen haben, denn 1557 sollte das Schloss wegen hoher Steuerschulden gepfändet werden. Hans Welzer konnte dies durch die Vereinbarung einer Ratenzahlung gerade noch verhindern. 1627 erhob Kaiser Ferdinand II die Familie Welzer auf Spiegelfeld in den Freiherrenstand. Das Schloss war aber zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in ihrem Besitz. Es gehörte bis 1627 Hans von Pfeilberg, der es in diesem Jahr an Salomon von Meillegg verkaufte. Dieser veräußerte die meisten Grundstücke. 1635 verkaufte er auch das Schloss an Sebastian von Saupach. Es folgte nun ein rascher Besitzwechsel. 1741 gelangte Spiegelfeld an Franz Xaver Matz. Die Freiherren und späteren Grafen Matz behielten das Gut bis weit in das 19. Jahrhundert. Zwischen 1760 und 1765 wurde das Schloss neuerlich umgebaut. Der gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch vorhandene Grundbesitz wurde im 20. Jahrhundert vollständig verkauft. Das Gebäude ist heute im Besitz einer Immobiliengesellschaft.

Das ehemalige Wasserschloss liegt nördlich von St. Marein im Mürztal auf einer kleinen Anhöhe. Da der mit ihm ursprünglich verbundene Grundbesitz nahezu völlig verkauft und parzelliert wurde, ist es heute von zahlreichen Siedlungshäusern umgeben, die fast an das Gebäude heranreichen. Sie werden nur mehr durch den breiten Graben von diesem getrennt. Dieser heute trockene Graben ist an der Südseite noch recht gut erhalten, wird aber teilweise für Gartenzwecke benützt. Der zweistöckige rechteckige Bau hat mit dem einstigen stattlichen Schloss, das am Vischer-Stich von 1681 von Türmen umgeben dargestellt ist, nichts mehr gemeinsam. Die vier vorspringenden Ecktürme mit ihren Zwiebelhelmen sind bereits 1867 „Renovierungsarbeiten“ zum Opfer gefallen. Das Glockentürmchen wurde 1930 abgetragen. Auch die einstige Ringmauer, die noch 1830 komplett erhalten war, ist völlig verschwunden. Das nüchterne Gebäude ist heute zwar baulich saniert, hat aber nichts Schlossartiges mehr an sich. Es wurde in ein Arbeiterwohnhaus umgewandelt. Lediglich der Grundriss, ein regelmäßiges Viereck um einen großen Hof, erinnert an - zumindest für das Gebäude - bessere Zeiten.

Lage: Steiermark/Mürztal - im Ortsgebiet von St. Marein

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


29.08.2008