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Raipoltenbach


Bei Raipoltenbach handelt es sich um eine kleine ländliche Anlage ohne architektonische oder historische Bedeutung. Daher ist das Quellenmaterial vorerst eher dürftig. Um 1120 besaß das Kloster Melk ein Weingut in Rihpotenbach, von einer Burg ist jedoch noch keine Rede. 1317 gab Cristan von Lengenbach seinen Hof zu Reichpetenpach an das Kloster Baumgartenberg weiter. Mit größter Wahrscheinlichkeit wird dieser Ende des 13. oder zu Beginn des 14. Jh. erbaut worden sein. Auf Grund der Nähe zur Burg Neulengbach, dürften die Herren von Raipoltenbach in einem Vasallenverhältnis zu dieser gestanden sein. 1320 und 1326 wird Wolfker von Raipoltenbach urkundlich erwähnt. Dieser Ritter gehörte vermutlich zur Familie der Inprucker, die im benachbarten Dorf Inprugg lebte. 1372 übergab Wernhart der Truchseß von Reichendorf an der Traisen seine Güter zu Rawpatenbach dem Kloster Herzogenburg. Um 1500 wird Raipoltenbach als Schloss der Zirckendorfer bezeichnet. Ab 1512 ist Ritter David von Trauttmansdorff Herrschaftsinhaber. Er übersiedelte aber nach 1527 nach Totzenbach. 1541 wurden die Litscher von Ranzenbach Schlossherrn, mussten aber 1566 Raipoltenbach an die Trauttmansdorff wieder zurückgeben. Im Jahre 1571 erwarb der in den Ritterstand erhobene kaiserliche Hofdiener Leopold Khainach die kleine Herrschaft mit ihren 28 Untertanen. Der nächste Schlossherr Andre Thonradl wurde 1620 geächtet. Um 1650 kam Philipp Graf Hardegg in den Besitz von Raipoltenbach. 1667 fiel es an die Grafen Palffy und wurde mit deren Herrschaft Neulengbach vereinigt. 1683 dürfte das Schloß von türkischen Streifscharen verwüstet worden sein. Der endgültige Verfall wurde aber, der Überlieferung nach, durch kaiserliche Soldaten ausgelöst, die hier ein Räubernest erstürmt hatten. Das Schlossgebäude und die Mauern wurden danach von der umliegenden Bevölkerung so gründlich als Steinbruch für die Errichtung ihrer Häuser benutzt, dass bis auf die Türme nichts mehr übrig blieb. 1931 verkauften die Fürsten Liechtenstein den Burgstall an den örtlichen Gastwirt. Heute dient das ehemalige Burgareal der kleinen Gemeinde als Sportplatz.

Von der einstigen Wasserburg sind lediglich drei der vier runden Ecktürme in ruinösem Zustand erhalten. Sie waren Bestandteil des heute verschwundenen Berings. Dieser bildete ein Geviert von 75 x 86 m Seitenlänge und hatte eine Höhe von ca. 5 m. Auf einem Vischer-Stich von 1672 erkennt man, dass das dritte und höchste Geschoss der Ecktürme etwas vorkragte. Vermutlich wurde der obere Teil der Türme nach 1683 abgetragen und in Ziegeln neu aufgeführt, wobei diese Vorkragung beseitigt wurde. Die Türme waren mit spitzen Kegeldächern versehen und etwas nach außen aus der Mauerfront vorgeschoben, so dass je zwei trichterförmige Schießscharten die Ringmauer flankieren konnten. Das eigentliche Schloss, ein bescheidenes dreiachsiges und dreigeschossiges Renaissancegebäude, lag freistehend in der Mitte des Mauergevierts. Es hatte eine Seitenlänge von ca. 22 m und war mit einem Walmdach gedeckt. Die Zufahrt erfolgte an der Nordseite, wo noch die Futtermauern des Grabens erkenntlich sind. Sie war durch einen Torturm und eine Zugbrücke gesichert. Die Wasserversorgung erfolgte durch eine Holzrohrleitung vom Langenberg.

Lage: Niederösterreich/Tullner Feld – 3 km nordwestlich von Neulengbach

Besichtigung: Der Burgstall ist frei zugänglich


Weitere Literatur:


19.09.2002