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Erla


Der Edelfreie Hedinrich de Herlaha scheint zwischen 1090 und 1104 mehrfach urkundlich auf. 1120/30 wird ein Wolfkerus de Herlaha als Zeuge in einer Urkunde erwähnt. Die Herren von Erla brachten es zu hohen Ansehen und wichtigen Ämtern, sanken aber später durch nicht ebenbürtige Heiraten zu Ministerialen herab. Wolfker III von Erla war zwischen 1191 und 1204 Bischof von Passau und danach bis 1218 Patriarch von Aquilea. Kurz danach dürfte die Familie ausgestorben sein. Ihr Sitz ist heute nicht mehr zu lokalisieren. Das jetzige Schloss ist aus einem um 1130 durch Otto von Machland gegründeten Frauenkloster entstanden. Es war das älteste Benediktinerinnenstift Niederösterreichs. Unter der Äbtissin Agathe von Tannberg wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts das Konventsgebäude, also ein Teil des späteren Schlosses errichtet. Es war die Blütezeit des klösterlichen Lebens. Während der Reformationszeit erfolgte der Niedergang des Stiftes. Es wurde von den meisten Nonnen verlassen. 1583 wurde es durch Papst Gregor XIII aufgehoben. Kaiser Rudolf II übergab das Gebäude und das damit verbundene Gut dem Wiener Königinkloster der Klarissen. Die Verwaltung erfolgte aber durch einen Hofrichter. Auch das Königinkloster entging den Reformen Kaiser Josefs II nicht. Es wurde 1782 ebenfalls aufgehoben. Erla kam nun zuerst an den staatlichen Religionsfonds und wurde dann 1832 im Zuge einer Versteigerung an den Freiherrn Heinrich von Pereira-Arnstein verkauft. Dieser ließ die Gebäude schlossartig umgestalten, behielt aber die bisherige Architektur bei. Über seine Tochter kam der Bau als Heiratsgut an die Grafen Fries. 1879 wurde der Nordflügel des Brunnenhofes nach außen deutlich verlängert. Um 1880 war eine Baronin Hard, geborene Fries, Besitzerin von Erla. Nach 1895 erwarb es Carl Graf Coudenhove. Dieser verkaufte das nunmehrige Schloss 1906 an Hermann Goldschmidt. Dessen Nachkommen bewohnen es noch heute.

Das ehemalige Kloster und spätere Schloss liegt auf einem Hügel über dem gleichnamigen Ort, ca. 2 km südlich von St. Pantaleon. Bis zur Donauregulierung von 1823/35 lag es direkt über dem Fluss. Die umfangreiche Anlage, die an die seinerzeitige Stiftskirche und jetzige Pfarrkirche anschließt, ist um zwei Höfe gruppiert. Die einzelnen Fronten der zweigeschossigen Bauten sind sehr unregelmäßig gestaltet, weisen aber einige spätgotische Details auf. So springt aus der östlichen Einfahrtsfront ein auf drei Steinkonsolen ruhender Flacherker vor. Die ältesten Teile des Schlosses stammen aus der Zeit Agathes von Tannberg (drittes Drittel des 15. Jahrhunderts bis 1516). Sie sind um den Kreuzganghof westlich der Kirche gruppiert. Bei ihrer Errichtung wurden ältere Vorgängerbauten einbezogen. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts wurden die anschließenden drei Trakte erbaut, die den etwas tiefer gelegenen Brunnenhof umgeben. Über dem Portal, das vom Brunnenhof zum Kreuzganghof führt, ist das Wappen der Agathe von Tannberg aus dem Jahr 1516 angebracht. Im Obergeschoß hat sich ein schönes spätgotisches Doppelfenster mit Steinrahmung und steinernem Fensterkreuz erhalten. An der gleichen Wand steht auf einer Konsole die steinerne Figur eines unbekannten Heiligen aus dem vierten Viertel des 14. Jahrhunderts. Das achteckige Brunnenbecken in der Mitte des Hofes ist mit 1609 bezeichnet. In den Innenräumen haben sich einige klassizistische und historistische Kachelöfen sowie Wandvertäfelungen und geschnitzte Türstöcke aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhalten. Der Kapitelsaal an der Westseite des Kreuzganges war ursprünglich quadratisch und hatte einen Mittelpfeiler. Er wurde später in zwei Räume geteilt. Der zehnachsige Zehentschüttkasten im Südwesten wurde im 17. Jahrhundert errichtet. Sein Inneres wurde durch Ziegelpfeiler im Hauptgeschoß, sowie durch Holzstützen in den beiden Dachgeschossen jeweils in zwei Schiffe geteilt. Diese wurden aber später in mehrere Räume unterteilt. Bemerkenswert ist das riesige Dach mit zwei übereinander liegenden Reihen von Dachgaupen.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 4 km nordöstlich von St. Valentin

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


27.08.2008