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Graschnitz


Graschnitz dürfte ursprünglich ein Lehen der Stubenberger gewesen sein. Ihre hier lebenden ritterlichen Dienstleute nannten sich nach Graschnitz. Sie waren mit den Aflenzern und den Chrel verwandt. Möglicherweise saßen sie zuerst auf der Burg am Mühlberg und errichteten sich erst später einen bequemeren Sitz im Tal. Konrad und Dietrich von Chraznitz werden 1157 erstmals urkundlich erwähnt. Sie stammten aber aus einer Kärntner Familie und dürften vermutlich in Graßnitz bei Aflenz gelebt haben. Die in Graschnitz hausenden Graschnitzer sind erst seit 1351 gesichert nachzuweisen. Katharina von Graschnitz brachte das Gut in ihre Ehe mit Jakob dem Pottliger ein, der 1380 hier saß. Nach dem Aussterben der Graschnitzer zu Beginn des 15. Jahrhunderts sank der Edelsitz zum einfachen Bauerngehöft ab. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts dürfte dieser an die Rindschad gekommen sein, die ihn wieder zum Adelssitz aufwerteten und ausbauten. Das mittlerweile als Härtlhof bezeichnete Gut wurde 1570 von Hans Christoph von Rindschad an Wilhelm von Ratmannsdorf verkauft. Zehn Jahre später pachtete Gabriel Globitzer den Hof. 1582 scheint Sebastian Putterer als Pächter auf. Veronika von Ratmannsdorf geb. Freiin von Saurau erhielt 1650 Graschnitz als Witwensitz zugesprochen. Ihr Sohn Wilhelm verkaufte Graschnitz 1659 an den Freiherrn Rudolf von Rindsmaul, der das Gut noch im gleichen Jahr an Mathias Matthisius weitergab. Im 18. und 19. Jahrhundert wechselten die Besitzer häufig. 1870 gelangte Graschnitz an die Grafen Vetter von der Lilie und von diesen an die Gräfin Zeppelin. Sein typisch historistisches Aussehen erhielt das Schloss in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der für das Schloss sehr unerfreulichen Nachkriegszeit wurde das Gut 1959 für kurze Zeit an das Bundesministerium für Unterricht verpachtet, das hier eine landwirtschaftliche Schule betrieb. Dann kauften die deutschen Reichsgrafen von Plettenberg den acht Hektar großen Landsitz. Die Gebäude standen weitgehend leer und mussten 1960 gründlich renoviert werden. Gegenwärtiger Besitzer ist Christian Reichsgraf von Dücker-Plettenberg. In den ausgedehnten Stallungen und im Freigelände hat sich ein Reitclub etabliert.

Das Schloss liegt an der Einmündung des Graschnitzgrabens in das Mürztal. Es ist heute eine große gepflegte Anlage aus dem 19. Jahrhundert. Es besteht aus dem langgestreckten Hauptgebäude und zwei rechtwinkelig anschließenden Trakten. Das Ensemble wird von einem ebenfalls im 19. Jahrhundert errichteten bergfriedartigen Turm überragt. Er erhielt erst 1917 sein heutiges Aussehen. Bei der Erbauung des Schlosses hat man die Mauerreste des bescheidenen Hofes, der einst hier stand, mitverwendet. In den Grundmauern sind sie noch zu erkennen. Von der ehemaligen Ausstattung haben sich eine schöne Renaissance-Holzvertäfelung im ehemaligen Speisezimmer und die Vertäfelung im ehemaligen Frühstückszimmer erhalten. Die bewegliche Einrichtung musste von den gegenwärtigen Besitzern neu angeschafft werden. Bemerkenswert ist die Asiatikasammlung. Von den einstigen Wehreinrichtungen wie Mauer und Graben, hat sich nichts erhalten. Hinter dem Schloss erstreckt sich ein gepflegter Landschaftspark. Er wird von zwei liegenden Steinlöwen aus dem späten 19. Jahrhundert bewacht. Neben dem Schloss wurden im 20. Jahrhundert ausgedehnte landwirtschaftliche Gebäude errichtet, die heute zum Teil als Stallungen für das Reitzentrum dienen.

Lage: Steiermark/Mürztal – ca. 2 km nordöstlich von Kapfenberg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


14.08.2008