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Ardagger


Ardagger war ursprünglich Besitz des Passauer Bistums. Bereits 823 werden hier zwei Kirchen erwähnt. Die Brüder Ulrich und Askuin von Ardagger, die im Besitz des Lehens waren, wurden von Kaiser Heinrich III geächtet. Ihr Besitz wurde eingezogen und 1049 dem Bischof Nitker von Freising übergeben. Dieser verpflichtete sich, zu Ehren der Hl. Margarethe hier ein Kollegiatsstift für weltliche Kleriker zu errichten. 1063 wurde die Stiftskirche geweiht. An den Feierlichkeiten nahmen die Erzbischöfe Anno II von Köln, Siegfried Graf Eppenstein von Mainz und Adalbert von Bremen sowie Bischof Ellenhard von Freising teil. 1147 empfing König Konrad III in Ardagger ein Kreuzfahrerheer. Nachdem das Stift 1662 in eine Realpropstei umgewandelt worden war, wurde diese meist an Angehörige des höheren Adels vergeben. Der Propst musste aus dem Einkommen des Stiftes, das ihm zustand, lediglich die eingesetzten Vikare erhalten. Im 17. Jahrhundert wurde die Wohnung des Propstes repräsentativ ausgebaut. Die Arbeiten wurden von Propst Johann Caspar Stredele begonnen und Propst Melchior Freiherr von Pergen bis 1700 vollendet. Als 1784 das Stift im Zuge der Klosteraufhebungen Kaiser Josephs II aufgelöst wurde, kam es vorerst an den Religionsfonds und wurde von der Staatsgüteradministration verwaltet. 1813 wurden die Stiftsgebäude an den Grafen Alois von Geniceo verkauft. Dieser ließ die zweigeschossige Dreiflügelanlage endgültig zum Schloss erweitern und sie dementsprechend einrichten. 1837 kam Ardagger an Natalie Edle von Löwenberg, auf die 1842 Graf Matthias Constantin von Wickenburg-Stechinelli folgte. Er war Gouverneur der Steiermark und wurde als Gründer und Förderer des Kurortes Gleichenberg bekannt. Ab 1861 stellte die Familie Eltz die Schlossherren. Seit 1917 gehört Ardagger der Familie Ita. Die Wohngebäude wurden in den Jahren 1984/86 durchgreifend restauriert.

Das heutige Schloss und ehemalige Stift ist im Nordwesten an die Umfassungsmauer der Stiftskirche und des Friedhofes angebaut. Seine Gebäude begrenzen einen großen, unregelmäßig-fünfeckigen Hof. Alle Bauteile stammen aus dem 17. Jahrhundert. Sie sind mit hohen Walmdächern gedeckt. Die beiden Wohngebäude im Westen und Norden werden durch zwei kurze Flügel, die einer Einbuchtung der Umfassungsmauer folgen, verbunden. Ein weiterer Trakt ist vom Hof aus nicht sichtbar. Er führt entlang des Kreuzganges nach Nordosten. Im Nordwesten des Hofes liegt ein kleiner Landschaftspark. Er wurde von Alois Graf Geniceo in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angelegt. Die Stützmauer der Gartenterrasse ist mit großen, leider beschädigten Sandsteinstatuen geschmückt. Sie stammen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und stellen einen römischen Soldaten sowie die Jahreszeiten Sommer, Herbst und Winter dar. Beim Westtrakt handelt es sich um die ursprüngliche Propstei. Das hier befindliche rundbogige Tor der tonnengewölbten Durchfahrt ist straßenseitig rustiziert und mit einem Sprenggiebel versehen. Zwischen dem Portal und dem darüber liegenden Doppelfenster weist ein mit 1049 bezeichnetes Wappen auf die Gründung des Stiftes hin. Es wurde aber erst im 17. Jahrhundert gemalt.

Auch die steingerahmten Fenster des Obergeschosses weisen gesprengte Giebel mit darin befindlichen Dekormalereien auf. Hofseitig sind die Fronten der Verbindungsgänge im Süden und Osten in zweigeschossige Arkaden aufgelöst. Sie erstrecken sich auch über die Ostecke des Nordflügels. Jene im Obergeschoß sind verglast. Sie werden von schlanken toskanischen Steinsäulchen (um 1620) getragen. Im Erdgeschoß ruhen die großen Rundbögen auf viereckigen Pfeilern. Die Erdgeschoßräume sind wie die Bogengänge kreuzgratgewölbt. An den Nordflügel ist hofseitig eine steinerne Freitreppe angebaut, die in das Obergeschoß führt. Dessen Fenster sind mit steinernen Verdachungen ausgestattet. Hier hat sich eine gemalte Sonnenuhr aus dem 17. Jahrhundert erhalten. Im Erdgeschoß des Nordtraktes befindet sich eine Halle, deren Gewölbe von einem Mittelpfeiler gestützt wird. Gegenüber dem Schloss liegt die mittlerweile zum Teil in ein Mostmuseum umgewandelte ehemalige Schlosstaverne. Im 19. Jahrhundert wurden in ihr auch Stallungen eingerichtet. Am mächtigen dreigeschossigen Getreidespeicher erkennt man das Sandsteinwappen des Propstes Leopold Graf Starhemberg (1732 – 1752).

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 6 km nördlich von Amstetten

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


06.08.2008