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Innsbruck - Deutschordenshaus


Wolfhart Fuchs von Fuchsperg verkaufte 1429 das hier stehende Haus an Peter Paumkirchner. Später dürfte es wieder in den Besitz der Familie Fuchs von Fuchsperg übergegangen sein, denn 1522 verkaufte es diese an den Landkomtur des Deutschen Ritterordens „an der Etsch und im Gebirge“, Heinrich von Kneringen. Sitz der Komturei war Bozen. Um während der Hof- und Landtage in der Residenzstadt eine eigene standesgemäße Absteige zu haben, ließ der 1530 als Administrator des Hochmeisteramtes genannte Walter von Kronberg ein repräsentatives dreigeschossiges Stadthaus errichten. Es wurde um 1533 durch den Stadtbaumeister Gregor Türing erbaut bzw. umgebaut. Damals entstand die mit Erkern und Malereien reich geschmückte Fassade in der Hofgasse. Das Gebäude blieb aber nur wenige Jahre im Besitz des Ordens, denn 1539 verkaufte es Bartlmä von Kneringen, der Nachfolger Heinrichs, an den Freiherrn Carl zu Welsperg. 1588 gehörte es dem Christoph Philipp Diepperskircher. Als 1604 Rudolf Zähem das Haus kaufte, war das Dach bereits baufällig und musste repariert werden. Im 18. Jahrhundert wurde das ehemalige Deutschordenshaus aufgestockt. Von den späteren Besitzern wird 1755 Joseph Fankhauser und zu Beginn des 19. Jahrhunderts Konrad Gebhart erwähnt. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude durch Fliegerbomben schwer beschädigt. Als man das Gebäude 1954 restaurierte, wurden an der Fassade dekorative Wandmalereien entdeckt. Bei einer neuerlichen Restaurierung im Jahr 2001 wurden diese freigelegt und konserviert. Der einstige Ordensstützpunkt ist seit vielen Jahren als Wohn- und Geschäftshaus in Verwendung.

Beim Innsbrucker Stadthaus des Deutschen Ordens handelt es sich um ein heute fünfgeschossiges Gebäude aus der Zeit des Überganges von der Spätgotik zur Renaissance, das wie viele Häuser der Innsbrucker Altstadt mit einem Krüppelwalmdach gedeckt ist. Sein T-förmiger Grundriss ist auf den Anbau eines Stöckls an den mittleren Teil des Haupthauses zurückzuführen. Die fünfachsige Renaissance-Fassade ist bis zum zweiten Obergeschoß mit Reliefs und Dekorationsmalereien verziert. Die beiden erst später aufgesetzten Stockwerke sind schmucklos. Hier sind die Fenster auch deutlich niedriger. In der Mittelachse des Erdgeschosses liegt das breite Rundbogenportal aus Nagelfluhgestein. An der linken Hauskante ist eine bis zur Mitte des ersten Stocks reichende abgefaste Erdbebenstütze aus Nagelfluhquadern zu erkennen. In der zweiten und vierten Fensterachse springen dreigeschossige Erker vor. Während der rechte ein dreiseitiger Polygonalerker ist, ist der linke als Breiterker ausgebildet. Die Brüstungen und Rahmungen der Erkerfenster sind ebenfalls aus rotem Nagelfluh. Die Brüstungen sind mit Sandsteinreliefs und bronzenen Inschrifttafeln verkleidet. Im ersten Obergeschoß ist am Breiterker das Wappen des Landkomturs Heinrich von Kneringen mit einem zugehörigen Schriftband zu erkennen. Im zweiten Obergeschoß ist links das Wappen des Ordensadministrators Walter von Kronberg und rechts ein Schriftband mit seinem Titel zu sehen. Der Polygonalerker ist im ersten Stock mit zierlichem Maßwerk und den Wappen von Bartholomäus von Kneringen sowie des Jörg von Spaur geschmückt. Im zweiten Obergeschoß erkennt man den Hl. Christophorus mit dem Jesuskind sowie den Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen. Beide Reliefs sind von Blattkränzen umgeben. Die Grisaillemalereien an der Fassade zeigen architektonische und figurale Szenen. Im Inneren führt ein kurzer tonnengewölbter Flur zu einer einarmigen spätgotischen Treppe. Der Flur der Hinterwohnungen im zweiten Stock wird durch einen Lichtschacht beleuchtet, dessen Flachbogenöffnung auf einem gedrehten spätgotischen Steinpfeiler ruht. Die Innenräume sind modern eingerichtet und ohne historischem Dekor.

Ort/Adresse: 6010 Innsbruck, Hofgasse 3

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


24.07.2008