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Pichlarn (Pichlern)


Das in den letzten Jahrzehnten aufwändig aber unpassend ausgebaute ehemalige Schloss hatte zu Beginn des 12. Jahrhunderts als Vorgängerbau einen wehrhaften Hof. Seine Erbauer – Angehörige eines Salzburger Ministerialengeschlechtes – nannten sich „von Pichel“. Von Pichlarn aus konnte man das mittlere Ennstal überwachen. Als erster Burgherr wird 1139 Reginhard von Pichl erwähnt. 1153 schenkte der Edle Leo von Püchel dem Stift Admont seine hier befindlichen Güter. Den Hof dürfte er aber behalten haben, denn 1224 wird als Besitzer ein Wolfram de Puhlarn genannt. Seine Familie dürfte zu Beginn des 14. Jahrhunderts ausgestorben sein. Als erledigtes Lehen fiel der Hof an den Salzburger Erzbischof zurück, der ihn dem Pfarrer von Irdning schenkte. Um 1340 gab ihn dieser im Tauschweg gegen Güter im Donnersbachtal an die Familie Ehrenfels ab. Der Hof wurde nun an diverse Kleinadelige verliehen, die sich wieder nach Püchlern, Puchlarn oder ähnlich nannten. Im 15. und 16. Jahrhundert wechselte der nach wie vor bescheidene Hof mehrfach seine Besitzer, wobei das Gut geteilt wurde, so dass die Besitzverhältnisse unübersichtlich wurden. Hans Kainacher, der Pfleger von Wolkenstein, konnte die Anteile des Hofes in seiner Hand vereinigen. Er baute ihn zu einem Edelsitz aus. 1551 erwarb Dorothea von Stainach das Gut. Unter ihrem Sohn Wolf wurde das Gebäude durch den Anbau eines neuen Stöckls und die Errichtung der beiden großen Rundtürme in ein wohnliches Schloss verwandelt. Veit Rudolf von Stainach konnte 1605 seine Brüder auszahlen und den durch Erbteilungen aufgesplitterten Besitz wieder in einer Hand vereinigen. Allerdings musste er so hohe Kredite aufnehmen, dass auch seine Nachkommen den Schuldenberg nicht abbauen konnten. 1678 waren die Verbindlichkeiten bereits so hoch, dass Anna Regina von Welserheimb, das ihr zugefallene Erbe gar nicht annehmen wollte. Pichlarn blieb aber dann doch bis 1790 bei ihrer Familie. Durch Heirat gelangte das bereits baufällige Schloss 1814 an den k. k. Hauptmann Josef Mondel, von dem es 1822 Josef Graf Sprinzenstein übernahm. Otmar Graf Lamberg kaufte Pichlarn im Jahr 1879. Kurz vor der Jahrhundertwende wurde das Schloss im Stil des Historismus ausgebaut. Die Familie Lamberg behielt es bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Dann ging es an Ing. Erich Schicht über, der hier eine Fremdenpension einrichtete. Aus diesen kleinen Anfängen hat sich bis heute ein riesiges Fünf-Stern-Hotel entwickelt. Es gehört einer Hotelbetriebsgesellschaft.

Der heute pompös zum Luxushotel ausgebaute Bau liegt südöstlich von Irdning auf einer Hangstufe über dem Ennstal. Der einstige Haupttrakt, an den sich der runde Turm anschließt, ist dreigeschossig. Er stammte aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, wurde aber 1892 beim Anbau des Westflügels erneuert. Seine Westfront wird durch eine kleine Säulengalerie sowie durch die Doppelbogenfenster belebt. Ihm vorgelagert ist der Nordtrakt, der von zwei wuchtigen Rundtürmen flankiert wird. Dieser Bau wurde noch vor 1592 unter Wolf von Stainach durch „welsche Baumeister“ errichtet. Er war damals zweigeschossig. Der Nordtrakt ist mit dem Hauptbau durch einen Torbogen verbunden. An ihm ist das Wappen der Familie von Stainach angebracht. Der Südtrakt schließt die hufeisenförmige Anlage ab. Die unregelmäßigen Bauten umschließen mit der Wehrmauer einen geräumigen Hof. Die Mauer, die den äußeren Hof umgibt, wird von einem schönen Tor durchbrochen. Das Schloss war einst von einem Graben umgeben, der aber heute verschwunden ist. Am Schloss wurde im Laufe seiner Geschichte immer wieder gebaut. Sowohl im 19. als auch verstärkt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es zu einem gewaltigen Ausbau, der zwar die Bettenkapazität des Hotels vervielfachte, den aber jeder Denkmalschützer nur mit Grausen zur Kenntnis nehmen kann. So entstand 1971 im Westen ein großer Hoteltrakt, ein weiterer wurde im Süden aufgeführt.

Lage: Steiermark/Ennstal – ca. 17 km südwestlich von Liezen

Besichtigung: im Rahmen des Hotelbetriebes möglich

Homepage: www.pichlarn.at


Weitere Literatur:


19.07.2008