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Parz


Parz besteht aus der kleinen Wasserburg und dem großen Landschloss. Wann die Wasserburg errichtet wurde, ist nicht bekannt. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 1220 mit Wernhart dem Lehrböller. Herzog Albrecht III belehnte 1379 Göschl den Lehrböller mit Parz. 1393 vermachte Leutold der Lehrböller den Besitz Hans Jörger, dem 1400 Hans Oberhaimer folgte. 1468 ließ Kollomann Oberhaimer die in unmittelbarer Nähe liegende St. Anna Kapelle erbauen. Hans Pirchinger verkaufte Parz 1514 an Sigmund Ludwig von Pollheim. Dieser ließ 1515, mit Genehmigung von Kaiser Maximilian, die unweit gelegene Burg Tegernbach abbrechen und aus dem Material das Landschloss von Parz, „Neu Tegernbach“ genannt, gegenüber dem alten Wasserschloß errichten. Dies berichtet eine Inschrift über dem wappengeschmückten Portal. Unter seinem Sohn, Sigmund d. J. (1531 – 1598), war Parz ein geistiges Zentrum des Protestantismus in Oberösterreich. Er gab dem Landschloß seine heutige Gestalt. Damals entstand die monumentale Anlage, die dem Wasserschloß wie ein Ehrenhof vorgelagert ist. Sein einziger Sohn starb 1608 im Wahnsinn auf Schloss Parz, dass damals bereits von seinem Vetter Gundacker von Pollheim verwaltet wurde. Nach Gundackers Tod 1644 wurden Grieskirchen und Parz an die Grafen von Veldenberg verkauft. 1623 musste der Pfleger Johann Hausleitner die Schlossbibliothek den Franziskanern in Pupping übergeben. 1651 kaufte David von Weissenwolf die Herrschaft. Bei dieser Familie blieben beide Schlösser bis zu ihrem Aussterben 1961. Während des Zweiten Weltkrieges diente die Wasserburg als Wehrbezirkskommando. Ab 1946 war sie unbewohnt und verfiel allmählich. Nach ihrer Restaurierung dient sie seit 1963 einer Künstlergruppe als Atelier. Über Antoinette Altgräfin von Salm-Reiferscheidt und Graf Karl Mensdorff-Pouilly kam Parz 1985 an Dr. Georg Spiegelfeld, der das Landschloss restaurierte und revitalisierte. Heute befinden sich in dem großen Gebäude mehrere Wohnungen. Außerdem werden hier regelmäßig Seminare und kulturelle Veranstaltungen abgehalten.

Früher besaß sowohl die Wasserburg als auch das Landschloss je einen Turm. Der der Wasserburg ist nicht mehr erhalten. Sie zeigt aber noch einige mit Tonnengewölbe und Ziegelpflasterung versehene Räume aus der Renaissancezeit, z. B. den dreischiffigen Hallenraum mit seinen gotisch profilierten Pfeilern. Die zweigeschossigen Fassaden wurden bei einer Renovierung nach einem Brand in der ersten Hälfte des 19. Jh. stark verändert und präsentieren sich heute im Empirestil. Im Inneren haben sich Holzböden mit Weichholz-Tafelparketten sowie einige alte Öfen erhalten. Zwei Räume sind mit Schablonenmalereien des 19. Jahrhunderts versehen. Der Schlossteich wurde lange Zeit nicht gepflegt, wurde aber um 2000 saniert.

Das Landschloss ist zwar wenig bekannt, zählt aber zu den stattlichsten Renaissanceschlössern Oberösterreichs. Es ist ein dreigeschossiger Renaissancebau mit einem langen Haupttrakt und zwei kurzen Seitenflügeln. Das mächtige Rustikaportal trägt das Doppelwappen Sigmunds von Pollheim und seiner Frau Potentiana von Hohenfeld. Der riesige Arkadenhof weist Laubengänge in jedem Stockwerk auf, wobei es im obersten Geschoß doppelt so viele Bögen als in den beiden unteren Geschossen gibt. Wie die wenigen im Hof erhaltenen Wappen beweisen, war zumindest der Westteil des Landschlosses wesentlich bunter als heute. Im Inneren haben sich vier schöne Holzdecken aus dem Jahr 1600 erhalten, von denen eine mit dem Bildnis von Kaiser Rudolf II geziert ist. 1987, als man das Schloss für Wohnzwecke adaptierte, wurden an der 100 m langen Südfassade Renaissancefresken aufgedeckt und in den Jahren danach restauriert. Sie bedecken eine Fläche von nahezu 600 m² und sind damit die größten Renaissancefresken nördlich der Alpen. Sie wurden um 1580 im Auftrag des jüngeren Sigmund von Pollheim angefertigt und sollten die Überlegenheit des Protestantismus gegenüber dem Katholizismus dokumentieren. Sie sind ein einmaliges protestantisches Propagandabild in der Kunst des 16. Jh. und gelten als ein Hauptwerk der österreichischen Renaissancekunst. Allein die Darstellung des Papstes und seiner Bischöfe, die von den Wogen des Roten Meeres verschlungen werden, war sicher Grund genug, dass diese Fresken im Zuge der Gegenreformation im 17. Jh. überputzt werden mussten.

Lage: Oberösterreich/Innviertel – am östlichen Stadtrand von Grieskirchen

Besichtigung: der Arkadenhof und die Fresken des Landschlosses sind frei zugänglich, das Innere der Wasserburg ist nur im Rahmen von Ausstellungen zu besichtigen.

Homepage: http://www.landschloss-parz.at/


Weitere Literatur:


16.09.2002