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Gänserndorf


Das Schloss von Gänserndorf, das heute als Rathaus wesentlich bekannter ist, entstand aus einem der Freihöfe, von denen es in und um die Stadt mehrere gab. Möglicherweise ist es jener, der 1295 als freies Eigen von Leutwin von Werd an Liupold von Sachsengang kam. Zu den späteren Besitzern, bei denen es sich meist um Pfandherren handelte, zählten die Familien Zelking (1331), Liechtenstein (1452) und Fronauer. 1508 wird ein Dr. Johannes Schnaidpeckh genannt, der als Freiherr von Schönkirchen für sein kaisertreues Verhalten geadelt wurde. Er brachte das Gut Gänserndorf in seine Herrschaft Schönkirchen ein und dürfte auch der Bauherr des heutigen Gebäudes gewesen sein. Sein Sohn Joachim, dem mittlerweile auch die Herrschaften Angern, Ebenthal und Orth gehörten, wurde 1566 zum Obersterblandtürhüter im Erzherzogtum Österreich unter der Enns ernannt. Im 17. Jahrhundert wurde die Familie in den Grafenstand erhoben. Nikolaus Wilhelm Beckher Freiherr von Wallhorn erwarb 1694 den Ansitz und veräußerte ihn sechs Jahre später an die Grafen Palffy, denen auch Marchegg gehörte. Nach 160 Jahren verkaufte Anton Fürst Palffy das Schloss an Johann Tschirff, dessen Vater ein bekannter Tiroler Freiheitskämpfer des Jahres 1809 war. 1840 hatte ein Brand, dem fast alle Häuser des Ortes zum Opfer fielen, auch dem Schloss schwere Schäden zugefügt. Beim Wiederaufbau ersetzte man das alte Grabendach durch ein Walmdach. 1924 erwarb die Stadtgemeinde Gänserndorf den Ansitz. Seit 1926 dient er als Rathaus. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges wurde das Schloss in die Kämpfe zwischen den vorrückenden russischen Truppen und der sich zurückziehenden Deutschen Wehrmacht verwickelt. Es brannte völlig aus. Beim Wiederaufbau von 1946/48 nahm man sich den Vischer-Stich von 1672 zum Vorbild, was die Ähnlichkeit des heutigen Gebäudes mit diesem erklärt aber die vorhandene Bausubstanz stark veränderte. 1998/99 erfolgte die letzte große Restaurierung. Bei dieser wurde an der Rückseite ein gläsernes Stiegenhaus angebaut.

Das Schloss liegt im Zentrum der Stadt. Es ist ein massiger dreigeschossiger Bau, der zwar im Kern auf das 16. Jahrhundert zurückgeht, durch die umfangreichen Wiederaufbauarbeiten nach den beiden Bränden im 19. und 20. Jahrhundert aber wenig sichtbare Altsubstanz aufweist. Die Fassadenkanten sind mit einer aufgeputzten Ortbänderung verziert. Die Schauseite am Rathausplatz ist sechsachsig. Sie wird nur durch zwei einfache Regenrinnen vertikal gegliedert. Über dem mächtigen Traufgesims bilden drei abgewalmte Satteldächer vor dem dahinter liegenden Walmdach ein doppeltes Grabendach. Auch zwischen dem Erd- und dem ersten Obergeschoß verläuft ein stark betontes Gesims. Die übrigen Gebäudefronten sind ganz einfach gehalten. An der Gebäuderückseite ragt ein einachsiger fünfgeschossiger Turm empor. An der Vorderseite führt ein zentrales Rundbogentor in die ehemalige Einfahrtshalle, die ein mit Stichkappen versehenes Tonnengewölbe zeigt. Hier ist ein rotmarmorner Wappenstein des Dr. Johannes Schnaidpeckh eingemauert. Er ist mit 1508 datiert. Von 1700 bis 1840 prangte über dem Portal das Wappen der Grafen Palffy, doch wurde der Eingang nach dem Brand vermauert und das Wappen entfernt. Die Innenräume sind modern und zweckmäßig eingerichtet.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 20 km nordöstlich von Wien

Ort/Adresse: 2230 Gänserndorf, Rathausplatz 1

Besichtigung: während der Amtsstunden teilweise möglich


Weitere Literatur:


07.07.2008