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Grünau (Waldviertel)


Grünau wird 1311 erstmals urkundlich erwähnt. Allerdings wird es damals als „Grunnaw desolata“ bezeichnet, was auf eine zuvor erfolgte Zerstörung hinweist. 1386 scheint Hans der Dachpeckh als erster namentlich bekannter Besitzer auf. 1440 belehnte Jörg Streun zu Schwarzenau den Stephan Grünauer mit dem Gutshof. 1466 wird ein weiterer Edler von Grünau genannt. 1558 besaß der auf Burgschleinitz sitzende Wolfgang Römer auch Grünau. Damals zählten zur Herrschaft aber lediglich 34 Untertanen. Im zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts erfolgte der Ausbau des mittelalterlichen Sitzes zu einem Renaissance-Wasserschloss. Dieses hatte auf Grund seiner Lage keine militärische Bedeutung und diente vorwiegend als Zentrum des Gutsbetriebes. Während des Bauernkrieges von 1597 erhoben sich sieben umliegende Dörfer gegen die Herrschaftsinhaberin Amalie Römer. Die Familie Römer war um diese Zeit, wie die meisten Adeligen des Waldviertels, protestantisch gesinnt. Christoph Römer hatte sich dem Horner Bund angeschlossen und gegen den Kaiser revoltiert. Nach der Niederlage der Protestanten in der Schlacht am Weißen Berg wurde er 1620 geächtet und verlor seine Besitzungen. Nun wechselten die Schlossherren relativ häufig. Zu ihnen zählten u. a. die Grafen Kuefstein (1687) und Sebastian Stockhorner. Im 19. Jahrhundert wurde die Anlage vollständig umgebaut und modernisiert. Schloss und Gut befinden sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts im Eigentum der Familie Noe-Nordberg. Das in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stark vernachlässigte und unbewohnte Gebäude wurde 1970 vorbildlich restauriert. Offenbar hat die Verbesserung der Wohnqualität auch den hier seit Jahrhunderten hausenden Schlossgespenstern, wie dem „Braunen Mönch“ gut getan, denn seither wird immer wieder von Geistererscheinungen im Schloss erzählt.

Der schlossartige Ansitz liegt am südöstlichen Ende des Dorfes. Ungewöhnlich ist seine tiefe Lage, doch ist diese durch die ehemalige Funktion als Wasserschloss bedingt. Reste des heute längst trocken gelegten Grabens sind im Osten und Norden noch vorhanden. Der Bau wurde hier durch gemauerte Stützpfeiler gegen das überhöhte Gelände abgesichert. Das Schloss ist ein einfacher zweigeschossiger Vierflügelbau um einen kleinen Innenhof. Nach einem Brand wurde 1922 ein Turm des Schlosses abgetragen. Die Ecken seiner Außenfronten werden durch eine gemalte Ortsteinquaderung hervorgehoben. Die Steinrahmen der vergitterten Erdgeschoßfenster sind einfach profiliert. Die ansonsten sehr schlichten Fassaden werden durch die rot-weiß-rot gehaltenen Fensterläden des Obergeschosses belebt. In einer Hofecke ist ein runder Treppenturm mit einer Wendeltreppe angebaut. Das gepflegte Gebäude ist von einem ebenso gepflegten Park umgeben. Der weitläufige Wirtschaftshof im Osten des Schlosses stammt aus dem 16./17. Jahrhundert. Der Mittelrisalit seiner Vorderfront ist von einem Dreiecksgiebel gekrönt. Bemerkenswert ist der hölzerne Glockenstuhl gegenüber der Eingangsfront des Schlosses. An seiner Verschalung sind einige Votivbilder angebracht.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 6 km südwestlich von Waidhofen/Thaya

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


01.07.2008