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Götzis - Jonas Schlößle


Im Umkreis von Götzis liegen mehrere kleine Edelsitze, die einst dem niederen Adel gehörten. Einer davon ist das Embser- oder Jonas Schlößle. Es ist mit der im 16. Jahrhundert zu Ansehen gekommenen Familie Jonas eng verbunden. Diese hieß ursprünglich Jon und latinisierte später ihren Namen. Ihre Mitglieder stammten aus dem schweizerischen Wallis und kamen dann als Söldner nach Vorarlberg. Ihr bedeutendster Vertreter war Dr. Jakob Jonas, der es 1541 bis zum Kanzler des Erzbischofs von Mainz brachte. 1554 wurde er geadelt. Als zwei Jahre später Kaiser Karl V abdankte, führte Jakob Jonas vorläufig die Geschäfte der Reichskanzlei weiter. Bauherr des Schlösschens dürfte Lienhart II Jonas gewesen sein. Er war ein Neffe des Jakob Jonas. Die Jahreszahl 1584 am Ostgiebel weist auf das Jahr der Erbauung hin. Es wurde durch dendrochronologische Untersuchungen bestätigt. Die Innenausstattung dürfte sich aber noch zehn Jahre hingezogen haben. Der Ansitz blieb bis 1720 im Besitz der Familie Jonas. 1748 übernahm ihn die Gemeinde Götzis, doch ging er bald wieder in Privatbesitz über. Das Schlößle war auf Schwemmgrund des Emmebaches errichtet worden, was zu statischen Problemen im 19. Jahrhundert führte. Die Mauern mussten verstärkt und die gesamte Nordwestecke neu aufgemauert werden. 1884 fand eine Generalüberholung des Schlosses statt, die auch mit der Sanierung der Fassaden verbunden war. Als 1964 das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wurde, begann die Gemeinde Götzis die Anteile der sechs Besitzer aufzukaufen. Der Bau war 1976 bereits so desolat, dass sich die Gemeinde zu dringend erforderlichen Sanierungsmaßnahmen entschloss, obwohl sie erst drei Viertel der Besitzrechte besaß. Um weitere Schäden zu vermeiden, wurde der Dachstuhl erneuert. Das restliche Viertel konnte die Gemeinde bis 1983 erwerben, so dass nun einer aufwändigen Generalrestaurierung nichts mehr im Wege stand. Danach wurde im Keller ein Restaurant eingerichtet. Nachdem das Gebäude 20 Jahre lang leer gestanden hatte, traten neuerlich schwere Statikprobleme auf, die mit großem Aufwand behoben werden mussten. Heute ist das Jonas Schlößle ein regionales Kulturzentrum. Die Innenräume können für Veranstaltungen aller Art gemietet werden.

Das Schlößle liegt inmitten der Marktgemeinde Götzis. Es ist ein relativ kleiner, rechteckiger, dreigeschossiger Bau (ca. 11 x 17 m), an den an der Nordostecke ein runder Treppenturm angebaut ist. Dessen Sandsteinwendeltreppe war bereits stark verfallen, konnte aber bei der letzten großen Sanierung wiederhergestellt werden. Damals wurden an der Südfront des Gebäudes Reste einer Sonnenuhr aufgedeckt, die wieder „funktionsfähig“ gemacht wurde. Am Wohntrakt haben sich nord- und südseitig Renaissancefenster in Holz- und Sandsteinrahmen mit gekehlten Gewänden erhalten. Während der Hauptbau des Schlösschens mit einem Krüppelwalmdach versehen ist, trägt der Turm ein Kegeldach. Die obersten Fenster der Treppenturmes waren ursprünglich rund, sind jetzt aber quadratisch. Die Erdgeschoßräume sind mit Balkendecken, jene der Obergeschosse mit Kassettendecken versehen. Die Vertäfelungen mussten größtenteils ergänzt bzw. rekonstruiert werden, da sie nur mehr in Resten vorhanden waren. Im südwestlichen Eckraum wurde hinter der Wandtäfelung eine bemalte Frieszone mit einem Wappen der Familie Jonas (Gemse auf drei Bergen stehend) vom Ende des 16. Jahrhunderts aufgefunden. Auch Reste von Dekorationsmalereien aus dem 18. Jahrhundert wurden aufgedeckt. Der schönste Raum des Ansitzes ist der Festsaal im zweiten Stock. Er nimmt die gesamte Länge und mehr als die Hälfte der Breite des Gebäudes ein. Zwecks Wohnraumbeschaffung war er im 19./20. Jahrhundert unterteilt worden, doch hat man zuletzt die Zwischenwände wieder entfernt. Unter dem Putz der Wände wurden Dekorationsmalereien in Secco-Technik entdeckt. Die Restaurierung brachte Vasen mit Blumen, Früchten und Vögel zum Vorschein. Bemerkenswert ist die schwere Renaissance-Kassettendecke des Saales. Leider wurden um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert einige Türen und Vertäfelungen verkauft. Eine Kassettenedecke aus dem ersten Obergeschoß wurde 1884 nach Feldkirch in die Villa Arnold Ganahl gebracht.

Lage: Vorarlberg/Rheintal – ca. 11 km nordöstlich von Feldkirch

Besichtigung: möglich

Homepage: www.jonas-schloessle.at


Weitere Literatur:


29.06.2008