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Katzelsdorf


Der Name hat nichts mit Katzen zu tun, sondern geht vermutlich auf einen Ortsgründer namens Chadold zurück. Cazelinsdorf wird in einer Salzburger Urkunde aus dem Jahr 1183 erstmals genannt. Damals gab es hier jedoch noch lange keine Burg und auch kein Schloss. In dem kleinen Ort standen lediglich einige Sedelhöfe, das sind steuerbefreite adelige Höfe ohne Wehrfunktion. Die Grundherren des 13. Jahrhundertswaren das Stift Heiligenkreuz und der Deutsche Ritterorden, der auch die Gerichtsbarkeit ausübte. 1240 wurde hier auf freiem Feld ein großes Turnier veranstaltet, an dem der Minnesänger Ulrich von Liechtenstein, als König Artus verkleidet, teilnahm. Als Inhaber eines Sedelhofes wird 1325 Friedrich von Katzelsdorf erwähnt. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts war Katzelsdorf ein landesfürstliches Lehen, das 1423 an Hans Königsberg und etwas später vermutlich an die Weißpriach und die Teufel vergeben wurde. 1635 übernahmen neuerlich die Königsberger Katzelsdorf, das nun von Seebenstein abgetrennt und eine eigene Herrschaft wurde. Erst jetzt kam es zur Erbauung des Schlosses, die um 1640 von Wolf Matthias Freiherr von Königsberg durchgeführt wurde. Er dürfte einen der bestehenden Sedelhöfe entsprechend ausgebaut haben. Als er 1653 starb, gelangte Katzelsdorf über seine Tochter an den Grafen Johann Quintin Jörger. Dessen Nachkommen besaßen die Herrschaft bis 1743. Dann wurde sie von Johann Baptist Menshengen erworben, der sie 1773 an die Familie Hoyos abgab.

Ab 1817 gehörte Katzelsdorf zur benachbarten Herrschaft Frohsdorf und hatte daher auch die gleichen Eigentümer. Es kam an die Gräfin Karolina Lipona, die Schwester Napoleons und vormalige Königin von Neapel. 1828 übernahm die Familie Yermoloff Frohsdorf und damit auch Katzelsdorf. 1839 wurden die Herzöge Blacas d’Aulps Schlosseigentümer, auf die 1844 die Herzogin von Angouleme folgte. Sie war eine Tochter Ludwigs XVI und Maria Antoinettes und lebte im österreichischen Exil. Don Jaime von Bourbon verkaufte das Gut 1940 an die Deutsche Wehrmacht. Diese unterhielt anschließend hier ein Gestüt und ein Pferdelazarett. Dies hatte zur Folge, dass die russische Besatzungsmacht 1945 das Schloss als Deutsches Eigentum beschlagnahmte. In der unmittelbaren Nachkriegszeit diente es ihr als Lager für politische Gefangene, die anschließend in die Sowjetunion verschleppt wurden. Nach dem Abzug der Russen wurden im total vernachlässigten Gebäude zahlreiche Substandard-Wohnungen eingerichtet. 1972 beabsichtigte man das desolate Gebäude abzureißen, doch kam es glücklicherweise nicht dazu. Der private Eigentümer begann mit der Wiederherstellung des Gebäudes. 1993 erwarb die Gemeinde Katzelsdorf das Schloss und ließ es aufwändig restaurieren. Seither wird es gastronomisch genutzt und dient als Kulturzentrum.

Das Schloss liegt im Südteil des Ortes. Es ist eine dreiflügelige Anlage. An der vierten Seite des länglichen Hofes erstreckten sich einst die Wirtschaftsbauten. Sie sind ebenso verschwunden, wie die drei bastionsartigen Ecktürme, die Gräben und die Palisaden der Außenbegrenzung. Wie der Vischer-Stich von 1672 zeigt, war das Schloss damals von Wasser umgeben und nur über zwei Holzbrücken erreichbar. Heute erfolgt der Zugang von Osten her durch ein einfaches Rundbogenportal. Vor der letzten Restaurierung betrat man den Schlosshof durch eine Torhalle in der fünfachsigen Westfront, deren Stichkappengewölbe mit Stuck verziert ist. Dem hakenförmigen Wohntrakt an der Nord- und der Ostseite sind hofseitig frühbarocke zweigeschossige Arkaden vorgelegt. Ihre Bögen ruhen im Erdgeschoß auf viereckigen Pfeilern und im Obergeschoß auf toskanischen Säulen. Die kreuzgratgewölbten Arkaden wurden im Zuge der letzten Restaurierung verglast. Damals wurde auch ein völlig unpassender moderner Glasbau an den Osttrakt angefügt. Die Außenwände des Schlosses sind weitgehend schmucklos gehalten. An der Fassade des Osttraktes haben sich jedoch unter dem Verputz Reste aufgemalter Quadermalereien erhalten, die auf einen Vorgängerbau hindeuten. Während der größte Teil des Osttraktes aus Mischmauerwerk besteht, ist der nördliche Bereich aus Bruchsteinen aufgemauert. Auf Grund der hier etwa einen Meter dicken Außenmauer kann man in ihm den alten Sedelhof vermuten. Dieser Kernbau dürfte noch aus dem 12. Jahrhundert stammen. Der zweigeschossige Bau wurde 1712 dreigeschossig ausgebaut. Der schlanke quadratische Treppenturm an der Südwestecke des Osttraktes wurde erst nach 1672 errichtet, da er am Vischer-Stich noch nicht abgebildet ist. An der nördlichen Ecke des Westtraktes sind Sgraffitoreste aus der Renaissancezeit zu erkennen. Die Südseite des Hofes wird heute durch ein Gitter samt Tor abgeschlossen. Die ehemalige Innenausstattung ist restlos verschwunden. 1997 wurde das Obergeschoß des Osttraktes als Festsaal mit offenem Dachstuhl modern adaptiert.

Lage: Niederösterreich/Bucklige Welt - ca. 2 km südlich von Wiener Neustadt

Ort/Adresse: 2801 Katzelsdorf, Leitha, Schlossstraße 1

Besichtigung: teilweise möglich

Homepage: www.schloss-katzelsdorf.at


Weitere Literatur:


25.06.2008