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Primaresburg


Der Gipfel des Franziskanerkogels wurde bereits von der Kupferzeit bis zum Mittelalter für Verteidigungszwecke genutzt. Die Primaresburg zählt zu den am frühesten erwähnten steirischen Wehrbauten. Sie scheint bereits in einer Urkunde der Eppensteiner aus dem Jahr 1066 auf. Wie damals üblich, dürfte es sich um einen mit Erdwällen und Palisaden befestigten Hof gehandelt haben. Die Primaresburg lag innerhalb jener 100 Königshuben (etwa 524 km²), die Kaiser Otto III um das Jahr 1000 dem Markgrafen Adalbero geschenkt hatte. Damit befand sie sich im Besitz der Eppensteiner. Herzog Heinrich von Kärnten schenkte sie 1103 dem Stift St. Lambrecht. Im 12. Jahrhundert gelangte sie als Lehen des Stiftes an Albert und dessen Sohn Lantfried von Eppenstein. Nach Lantfrieds Tod (1190) erhielten die mit ihm verwandten Herren von Wildon das Lehen. 1180 wird Starchard de Primarespurch als Dienstmann der Herren von Graz bezeichnet. Die Burg blieb aber weiterhin im Besitz der Wildoner, bis sie 1268 König Ottokar II als Folge einer steirischen Adelsverschwörung einzog und von Burggrafen verwalten ließ. Als die Böhmen 1276 aus der Steiermark vertrieben wurden, erhielten die Herren von Wildon die Burg wieder zurück. Zwei Jahre später gehörte sie Herrand von Wildon. Kurz nach 1300 erhielten die Stadecker sie als Pfandbesitz. Als diese um 1400 ausstarben, waren die Burgmauern bereits verfallen. Der Burgstall kam 1403 als Lehen des Stiftes St. Lambrecht an die Grafen von Montfort. 1415 gestattete Herzog Ernst der ritterbürtigen Familie Gradner sich beim Dorf Lankowitz einen Ansitz zu erbauen. Man vermutet, dass Ernst von Graden nach 1420 den alten Burgstall überbauen ließ, bevor er sich an Stelle des heutigen Schlosses Lankowitz einen schlossartigen Sitz errichtete. Die Primaresburg geriet bald in Vergessenheit, so dass ihre genaue Lage heute umstritten ist. Sie wurde entweder am Hanskogel bei St. Johann oder am Franziskanerkogel bei Maria Lankowitz vermutet. Auch andere Möglichkeiten wurden diskutiert. Erst seit in den Jahren 1982 bis 1986 am Franziskanerkogel archäologische Ausgrabungen durchgeführt wurden, vermuten die meisten Burgenforscher hier den Standort der alten Primaresburg. Eine einheitliche Meinung gibt es jedoch noch immer nicht.

Am künstlich angelegten Plateau des Franziskanerkogels, der sich im Nordwesten über Maria Lankowitz erhebt, finden sich spärliche Reste eines einstigen Wehrbaues. Am höchsten Punkt des Hügels befindet sich ein etwa 90 cm tiefes Loch im Boden, das von einem Steinring umgeben ist. Dieser Steinring wird gelegentlich als ehemaliger Bergfried bezeichnet, doch ist dies bei einem Durchmesser von etwa 4 m wohl kaum möglich. Am ehesten ist hier eine ehemalige Zisterne zu vermuten. Weiters sind noch die Fundamente von geometrisch angeordneten Mauerzügen zu erkennen. Auch auf dem etwas niedrigeren östlichen Plateau finden sich Reste von Bruchstein-Außenmauern. Sie scheinen aber nicht von der Primaresburg zu stammen. Vermutlich gehen sie auf den Ausbau der Grabner zurück. Der Franziskanerkogel bot sich für die Anlage einer mittelalterlichen Burg an. Er steht nur mit dem dahinter liegenden Kemmetberg in Verbindung. An allen anderen Seiten fällt er steil ab. Der Westhang war durch Felsen natürlich geschützt, ansonsten übernahmen Mauern diese Aufgabe. Wichtig war auch die gute Sichtverbindung nach Voitsberg, Greisenegg, Krems und Hohenburg. Zwei im Mittelalter stark frequentierte Straßen führten am Fuß des Franziskanerkogels vorbei.

Lage: Steiermark/Weststeiermark – ca. 2 km westlich von Köflach

Besichtigung: ganzjährig frei zugänglich


Weitere Literatur:


21.06.2008