ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Aspang


Die Herrschaft Aspang war von Anfang an landesfürstlich. Die Burg wurde vermutlich im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts erbaut. Ihre Aufgaben waren einerseits die Kontrolle wichtiger Verkehrswege über den Wechsel und ins Tauchental, sowie die Sicherung der Grenze gegen Ungarn. Noch im 13. Jahrhundert wurde sie Sitz eines Landgerichtes. Kurz nach 1300 scheint erstmals ein „hous ze Aspangen“ urkundlich auf. Dieses wurde damals von Herzog Friedrich den Schönen an Niclas von Thernberg verpfändet. Auch in der Folge kam es immer wieder zu Verpfändungen an niederösterreichische und steirische Adelige. 1377 wird von größeren Bauarbeiten berichtet. 1472 wurde die Feste durch die Truppen des ungarischen Königs Matthias Corvinus erobert. Sie blieb bis 1486 von den Ungarn besetzt. 1515 verkaufte Kaiser Maximilian I die Herrschaft seinem Günstling Siegmund von Dietrichstein. Adam von Dietrichstein veräußerte sie 1555 an die Brüder Pantaleon und Ehrenreich von Königsberg, die umfangreiche Ausbauten vornahmen. Damals dürfte der Süd- und der Westtrakt entstanden sein. 1556 diente die Burg als Zufluchtsort für etwa 200 Höfe in der Umgebung. Sie dürfte schon 1529 und 1532 den herumstreifenden Türken getrotzt haben, während der Markt großen Schaden erlitt. Aspang blieb bis 1652 bei der Familie Königsberg und gelangte dann von Eva Regina von Königsberg an ihren Schwiegersohn Quintin Jörger, der auf Schloss Kreisbach saß. Er verkaufte die Herrschaft aber umgehend an Karl II von Pergen. Dessen Familie behielt sie bis 1902, als sie mit dem Tod von Graf Johann Anton erlosch. Lediglich zwischen 1711 und 1716 befand sich Aspang im Besitz der Familie Seilern, wurde aber dann von Johann Baptist von Pergen zurückgekauft. 1699 war dieser in den Grafenstand erhoben worden. Er war kaiserlicher Kämmerer und brachte die Herrschaft in einen Fideikommiß ein. Johann Antons Nichte, Maria Irma Chotek, erbte 1902 den Besitz. Im Zweiten Weltkrieg war deutsches Militär im Schloss einquartiert. Es diente auch als Lazarett. Da Frau Chotek mit einem deutschen Arzt verheiratet war, wurde das Schloss 1947 von der russischen Besatzungsmacht als Deutsches Eigentum beschlagnahmt. Erst nach deren Abzug konnte 1955 die Rückstellung erfolgen. Neuer Eigentümer wurde Senator Dipl. Ing. Othmar Ruthner. Das Schloss wird bewohnt. Der Hof sowie die ehemalige Bibliothek und einige andere Räume werden aber gelegentlich für Veranstaltungen zur Verfügung gestellt.

Das von einem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angelegten Landschaftspark umgebene Renaissance-Schloss liegt am Nordostende des Hauptplatzes. Hier endet eine spornartige Geländeterrasse, die von zwei Bächen begrenzt wird und zu diesen steil abfällt. Gegen den Markt zu war die ehemalige Burg durch einen Graben gesichert, doch wurde dieser im 19. Jahrhundert zugeschüttet und das Gelände parkartig bepflanzt. Damals wurde auch ein Teil der äußeren Wehrmauer aus dem 15./16. Jahrhundert abgetragen. Sie war mit einem hölzernen Wehrgang sowie mit Schlüsselscharten ausgestattet. Im Westen, Norden und Osten sind die Mauern und Bastionen noch erhalten. Anstatt durch den Graben wird das Schlossareal heute zum Hauptplatz hin von einem schmiedeeisernen Zaun abgeschlossen. Die drei mächtigen, nahezu quadratischen Ecktürme stammen noch aus dem Mittelalter. Sie gehen wahrscheinlich auf das 13. Jahrhundert zurück. Bei ihnen ist das originale Mauerwerk noch bis in das 2. und 3. Obergeschoß erhalten. Es ist bis zu 2 m stark. Der südöstliche Turm ist zu einem Rhombus verzogen. Die hohen Keildächer wurden den Türmen nach einer teilweisen Abtragung erst 1883/87 aufgesetzt. Der Ostbering mit seiner halbrund vorspringenden Apsis der ehemaligen Kapelle geht wohl auf das späte 15. Jahrhundert zurück, während sämtliche Wohntrakte, die um den fast dreieckigen Hof angeordnet sind, aus neuzeitlichen Ausbauperioden stammen. Sie haben zwei bis drei Geschosse und sind mit einfachen Rechteckfenstern versehen.

Repräsentativ ausgestattet ist nur die dem Markt zugekehrte Südfront. Hier steht der vorspringende Torbau, dessen Erdgeschoß ebenfalls noch mittelalterlich ist. Wenn auch das Torhaus in den Jahren 1883 bis 1887 nach Plänen des Architekten Ludwig Wächtler romantisch umgestaltet wurde, so stammt doch das mit einer rustizierten Rechteckrahmung versehene Rundbogenportal samt Fußgängerpforte aus dem 16. Jahrhundert. Die später vermauerten Rollenschlitze weisen auf eine ehemalige Zugbrücke hin, die natürlich einen Graben voraussetzt. Das zweigeschossige Torgebäude ist mit einem steilen Giebeldach versehen. Über dem Burgtor ist ein Wappenstein der Königsberg eingemauert. Darüber befinden sich drei gekuppelte Rundbogenfenster zwischen schlanken Säulen. Das darüber angebrachte Wappen der Familie Pergen aus dem 16. Jahrhundert ist wegen des dichten Pflanzenbewuchses der Fassade derzeit nicht zu erkennen. Die noch in Resten vorhandene Zwingermauer war mit Schlüsselscharten ausgestattet. Der an den Torbau anschließende Südtrakt stammt aus dem 19. Jahrhundert. Auch die Anbauten im Hof, wie der von Pfeilerarkaden gestützte gedeckte Gang im Norden und die Treppe im Osten, gehen auf die Burgenromantik des Historismus zurück. In einigen Räumen des Süd- und des Westflügels haben sich Holzvertäfelungen des 19. Jahrhunderts erhalten.

Lage: Niederösterreich/Bucklige Welt – ca. 20 km südlich von Neunkirchen

Ort/Adresse: 2870 Aspang, Kirchenplatz 9

Besichtigung: nur bei Veranstaltungen möglich


Weitere Literatur:


19.06.2008