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Personenverzeichnis






Hofen


Die Burg Hofen lag ursprünglich auf einem Hügel östlich des heutigen Schlosses. Sie war seit 1218 Sitz gräflich montfortischer Ministerialen. Als erster urkundlich gesicherter Inhaber wurde damals Heinricus de Houwen genannt. Bis 1451 war Hofen ein montfortisches, dann landesfürstliches Lehen. Die Burg wurde 1452 vom Schwäbischen Städtebund erobert und zerstört. 1456 trat Jos Mündelin als Lehensnehmer auf. Von 1467 bis 1658 war die Herrschaft im Besitz der Herren und späteren Grafen von Raitenau. Diese Familie zählte zu den vornehmsten Adelsgeschlechtern im Bodenseegebiet. Hans Werner II von Raitenau ließ um 1490 an der Stelle des heutigen Schlosses einen neuen Wehrbau errichten. Dieser bestand wohl hauptsächlich aus einem Turm und einer Kapelle und erfüllte bald nicht mehr die gestiegenen Ansprüche an Zweckmäßigkeit und Wohnkomfort, so dass sein Enkel Hans Gaudenz von Raitenau 1585 begann, die noch mittelalterliche Anlage in ein Renaissanceschloss umzubauen. Die Fertigstellung erfolgte aber erst 1616 durch dessen Sohn Hans Werner IV Freiherr von Raitenau. Er war Vogteiverwalter der Herrschaft Bregenz und Obersthauptmann der vier Herrschaften vor dem Arlberg. Bekanntestes Mitglied der Familie Raitenau ist der Fürsterzbischof von Salzburg, Wolf Dietrich von Raitenau. Er kam 1559 noch in der alten Burg zur Welt. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges (1647) diente Schloss Hofen dem schwedischen Feldmarschall Carl Gustav von Wrangel für drei Monate als Hauptquartier.

Ein Jahr zuvor war Franz Andreas von Raitenau wegen angeblichen Hochverrats verhaftet und eingekerkert worden. Nach zwölfjähriger Gefangenschaft stellte sich seine Schuldlosigkeit heraus. Er starb jedoch 1658 auf der Heimreise. Mit ihm erlosch die Linie Hofen der Familie Raitenau. Das Schloss gelangte 1659 als landesfürstliches Lehen an den Grafen von Königsegg-Rothenfels, der mit seiner Gattin Eleonore von Hohenems 22 Kinder hatte. Bis in das 20. Jahrhundert hinein wechselten die Schlossbesitzer recht häufig. Zu ihnen zählten die Freiherren von Stotzingen (1680), Franz Joseph Maria von Debern und Joseph Benedikt von Clavell (1757). 1898 folgen bürgerliche Besitzer. Während dieser Zeit wurde ein großer Teil des Grundbesitzes abverkauft. Im Schloss war zeitweise eine Brauerei und eine Branntweinbrennerei untergebracht. 1908 übernahm die Kongregation des Heiligen Vinzenz von Paul das Schloss und richtete darin ein Heim für geistig behinderte Kinder ein. Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg diente es als Lazarett. 1945 requirierte die französische Besatzungsmacht das Schloss, kümmerte sich jedoch nicht um dessen Erhaltung, so dass es langsam in Verfall geriet. 1951 wurde es von privater Seite renoviert und in eine Gastgewerbeschule mit angeschlossenem Hotel umgewandelt. 1972 wurde Hofen vom Land Vorarlberg angekauft, nachdem es schon zwischen 1929 und 1951 in dessen Besitz war. Das Schloss wurde 1979/81 durchgreifend restauriert und danach als „Zentrum für Wissenschaft und Weiterbildung“ adaptiert.

Das weithin sichtbare Schloss liegt im gleichnamigen Ortsteil von Lochau. Es ist von einem leicht ansteigenden kleinen Park umgeben. Dieser Park ist im Westen durch einen Torbau zugänglich. An ihn schließen die ehemaligen Wirtschaftsgebäude und Personalwohnungen an. Verschwunden ist der noch im 19. Jahrhundert abgebildete Rundturm an der Nordwestseite des Torgebäudes. Gegen die Straße zu wird das Schlossgelände von einer Mauer begrenzt. Der dreigeschossige Wohntrakt besteht aus zwei stumpfwinkelig aneinander stoßenden Flügeln. Im Laufe der Jahrhunderte wurde er mehrfach verändert. Die Fassaden sind recht einfach gehalten. Architektonisch bemerkenswert ist der lange Westtrakt. Unter der Traufe verläuft eine mächtige Hohlkehle mit Stichkappen über den Fenstern. Die eingefügten Rosetten bestehen aus mit Tierhaaren armiertem Trasszement. An seiner Schmalseite wird der Westtrakt von zwei aufgesetzten fünfseitigen Erkertürmchen und einem geschwungenen Ziergiebel abgeschlossen. Den kleinen Türmen sind barocke Zwiebelhelme aufgesetzt. In den beiden unteren Geschossen springen seit 1909 zwei Gitterbalkone etwas unpassend vor. Das Renaissance-Rundbogenportal im Westflügel zeigt eine rechteckige Steinrahmung mit Gebälk. Darüber ist ein Wappenstein des Joseph Benedikt von Clavell (1759) angebracht. Im Westtrakt liegt auch der ehemalige Festsaal. Seine schwere Kassettendecke stammt aus der Zeit um 1600. Es wird erzählt, dass in ihr einige Beobachtungslöcher eingearbeitet wurden, so dass vom darüber liegenden Zwischengeschoß aus, die Gespräche der im Saal versammelten Gäste überwacht werden konnten. Die Decken der Wohn- und Repräsentationsräume sind teilweise mit Stuck geschmückt. Ansonsten sind sie modern gestaltet, da die bewegliche Innenausstattung zu Beginn des 20. Jahrhunderts verkauft wurde. An den Nordostflügel ist die ehemalige St. Oswald-Kapelle angebaut, die noch vom einstigen Wehrbau stammt. Sie wurde 1615 erneuert und dem Heiligen Kreuz geweiht. Ihr Netzrippengewölbe weist zarte Fresken in einem Übergangsstil zwischen Gotik und Renaissance auf. Sie wurden erst 1980 aufgedeckt. Auch die Wände waren ursprünglich mit Fresken versehen, doch wurde der Verputz anlässlich einer „Sanierung“ einfach abgeschlagen. Der 1951 profanierte dreijochige Sakralbau wurde im 19. Jahrhundert neugotisch verändert. Der geschnitzte Renaissance-Altar von 1615 kam 1909 in das Vorarlberger Landesmuseum. Er befindet sich heute in der Bregenzer Seekapelle. Die Schlosskapelle wird heute als Fest- bzw. Vortragssaal genutzt.

Lage: Vorarlberg/Bodensee

Ort/Adresse: 6911 Lochau, Vorarlberg, Hofer Straße 26

Besichtigung: wegen des Seminarbetriebes meist nur von außen möglich

Homepage: www.schlosshofen.at


Weitere Literatur:


17.06.2008