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Großtaxen


Taxen oder Großtaxen war der Stammsitz der im späten Mittelalter zu großem Ansehen gekommenen und weit verzweigten Familie Dachsner. Als ihr erster urkundlich gesicherter Vertreter scheint Heinrich Dagsner 1347 auf. Er dürfte den kleinen Wehrbau als Lehen besessen haben, denn 1362 erhielt ihn Karl Taxner als freies Eigen. Die Dachsner sind auf ihrem Stammsitz bis 1534 nachzuweisen. Dann gelangte die Herrschaft an die Familie Woytich, die sie bis 1732 besaß. Bereits zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618) wurden die Burg und die anschließende kleine Siedlung zerstört. Zum Wiederauf- und -ausbau kam es drei Jahre später. Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts erfolgten größere Umbauten, die vor allem der Verbesserung der Wohnqualität dienten. Die Burg hatte ihre strategische Bedeutung, die ohnehin nie groß war, längst verloren und wandelte sich mehr und mehr zum Gutshof. Zahlreiche aufgefundene Ziegeln sind mit „1779 HT“ beschriftet, was auf neuerliche Bauarbeiten hindeutet. 1808 wurde Großtaxen von den Grafen Grünne ihrer Herrschaft Dobersberg angeschlossen. Weitere Veränderungen im 19. Jahrhundert ließen seine einst mittelalterliche Bausubstanz völlig verschwinden. Heute befindet sich das romantisch gelegene Schlösschen wieder in Privatbesitz und wird von seinem Eigentümer, der Familie Ulm, landwirtschaftlich genutzt.

Das Schloss liegt am nördlichen Ortsrand von Großtaxen im hintersten Zipfel des Waldviertels. Es handelt sich dabei um eine vierflügelige Anlage, die über einem Vorgängerbau aus dem 16. Jahrhundert errichtet wurde. Der zweigeschossige Bau umschließt einen großen, nahezu quadratischen Innenhof. An seiner Südostecke steht ein viergeschossiger quadratischer Torturm, dessen erstes Obergeschoß mit einem breiten Flacherker über das Erdgeschoß vorragt. Er weist ein geschweiftes, mit Schindeln gedecktes Pyramidendach auf und stammt im Kern noch aus dem 16. Jahrhundert. Sein heutiges Aussehen erhielt er jedoch im 17. Jahrhundert, wie auch der Großteil der übrigen Anlage. Eine tonnengewölbte Durchfahrt führt in den Hof. Das südwestlich des Turmes etwas vorgeschobene Wohngebäude wurde im 18. Jahrhundert errichtet. Seine Fassade wird durch flache Faschen am Obergeschoß gegliedert. Am Erdgeschoßmauerwerk finden sich noch deutliche Spuren der sgraffitierten ehemaligen Horizontalbänderung. Hofseitig liegt über den drei barocken Rundbogenarkaden des Erdgeschosses ein breiter offener Verbindungsgang. Im Wohngebäude sind einige Plafonds mit einfachen Stuckrahmen verziert. Die Holztüren stammen zum Teil noch aus dem 18. Jahrhundert. Die Erdgeschoßräume sind kreuzgratgewölbt. Die ehemalige Dreifaltigkeits-Kapelle wurde 1808 in zwei Geschosse unterteilt und dann teilweise zur Küche umfunktioniert. An der Nordostecke erinnert noch ein kleiner Runderker mit Schlüsselscharten an die wehrbereite Vergangenheit von Großtaxen. Während Süd- und Westtrakt vorwiegend Wohnzwecken dienen, werden Nord- und Osttrakt wirtschaftlich genutzt. Im Norden schließt ein ausgedehnter Wirtschaftshof an. Im Süden ist dem Schloss ein romantischer Garten vorgelagert.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 9 km nordwestlich von Dobersberg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


28.05.2008