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Wildon - Burgruinen


1173 gelangte der Burgberg an Hartnid von Riegersburg. Er zog hierher und dürfte im vierten Viertel des 12. Jahrhunderts die Burg Alt-Wildon erbaut haben. Seine Familie nannte sich nunmehr nach Wildon. Da wegen der gegebenen Überhöhung Alt-Wildon kaum wirkungsvoll zu verteidigen war, errichtete man um die Mitte des 13. Jahrhunderts am Ostgipfel eine neue Burg, die man Neu-Wildon nannte. 1260 wird sie erstmals genannt. Sie wurde damals als das „new haus zu Wildony“ bezeichnet. Manche Burgenforscher nehmen an, dass es sich bei Neu-Wildon um die Nachfolgerin der 1053 von den Ungarn zerstörten Hengistburg handelt, aus deren Bauten es sich im 12. und 13. Jahrhundert entwickelt hat. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts trat Ulrich von Wildon das „novum castrum“ an Otto von Liechtenstein, den Sohn des Minnesängers Ulrich, ab. Otto hatte eine Tochter seines Bruders Leuthold geheiratet. Die Wildoner gehörten zu den ältesten und vornehmsten Ministerialenfamilien des Landes. Neu-Wildon besaß die Familie ursprünglich als Lehen des Salzburger Erzbischofs. Es gelang jedoch dem Landesfürsten, dieses Lehen an sich zu bringen. Die Wildoner mussten sich mit einem Afterlehen begnügen. 1262 setzte sich Przemysl Ottokar II in den Besitz der Herrschaft. Nach dem Sturz des Böhmenkönigs besetzten die Wildoner wieder ihre Burg. 1278 wurde die Herrschaft zwischen Herrand und Hartnid von Wildon geteilt. Letzterer war ein bekannter Minnesänger und entschiedener Gegner Herzog Albrechts I. 1292 nahm er an der steirischen Adelsverschwörung teil. Er musste jedoch ein Jahr später seine Burg dem Truchseß von Emmerberg übergeben, der sie belagert und durch die Errichtung einer Holzwand eingeschlossen hatte. Hartnid war gezwungen, die Festung dem Herzog zu überlassen. Er erhielt dafür die weit weniger bedeutende Burg Eibiswald. Zu Wildon gehörte nur geringer Grundbesitz. Die Einkünfte der Herrschaft bestanden vor allem aus den Einnahmen des Landgerichtes, das aber 1295 an die Stubenberger verpfändet wurde, aus Vogteirechten und dem Marchfutter, das in der Umgebung eingehoben wurde.

Wildon blieb bis 1625 landesfürstlich. Die Wildoner waren bereits 1325 mit Hartneid IV ausgestorben. Die Landesfürsten setzten auf der Burg Pfleger ein. 1435 verpfändete König Friedrich der Schöne Wildon an Christof Wolfsauer. Im Kampf gegen Friedrich III verwüstete dieser die landesfürstlichen Besitzungen der Umgebung, doch stürmte 1440 ein steirisches Aufgebot die Burg. Sie wurde Leuthold von Stubenberg übergeben, der sich bei der Erstürmung besonders hervorgetan hatte. 1445 setzte Friedrich III Friedrich von Herberstorf als Verwalter ein. 1469/70 nahm Andreas Baumkircher in seiner Fehde gegen den Kaiser Wildon zweimal ein. Nachdem es den kaiserlichen Truppen gelungen war, Baumkircher endgültig zu vertreiben, wurde Graf Wilhelm von Diernstein mit der Burgpflege betraut. Im Ungarnkrieg von 1490 konnte Lienhard Harracher die Burg erfolgreich verteidigen. Der neuzeitliche Ausbau der alten Feste geht auf Ulrich und Maximilian Leysser zurück. Trotz hoher Investitionen wird das nunmehrige Schloss aber bereits 1591 als verfallen bezeichnet. 1596 wurde hier eine Kreidfeuerstation eingerichtet. Noch in den 90er-Jahren des 16. Jahrhunderts gelangte die Pfandherrschaft an Hans Christof von Gera, doch bald wechselten die Pfandherren immer häufiger. Kaiser Ferdinand II löste Wildon wieder ein und verkaufte es 1624 an Johann Ulrich Fürst zu Eggenberg. Dieser begann mit dem schlossartigen Ausbau der Burg und ließ sie danach von Pflegern verwalten. 1715 erwarb Johann Friedrich Freiherr von Stampfer die Herrschaft. Zu diesem Zeitpunkt war das Schloss bereits baufällig und unbewohnt. Lediglich Sträflinge brachte man hier zeitweise unter. 1780 kam die schwer verschuldete Herrschaft an den Gewerken Mayerhofer, auf den 1792 der Rechtsanwalt Dr. Josef Ritter von Griendl folgte. 1866 kaufte der Edle Josef von Neupauer das mittlerweile vollends zur Ruine gewordene Ober-Wildon. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte der Burgberg mit den Ruinen dem Hofrat Dipl. Ing. Lui von Frizberg. Seine Familie ist noch heute deren Eigentümer.

Der Burgberg von Wildon fällt mit seinen teilweise felsigen Hängen steil zum Mur- und Kainachtal ab. Vom Wildonerberg ist er durch einen tiefen Einschnitt getrennt. Wegen seiner geschützten Lage wurden auf ihm schon sehr früh Befestigungen angelegt. Den Gipfel des Hügels nehmen die Ruinen der Burg Neu-Wildon (Ober-Wildon) ein. Vom Südende des Marktes Wildon führt der Weg durch eine noch teilweise erhaltene Sperrmauer zu dem von der Hochburg beherrschten Bergrücken empor. Die Länge dieses Rückens beträgt ca. 330 m. Im Osten entfallen rund hundert Meter auf Neu-Wildon und im Osten lediglich ca. 9 m auf den Pfeilturm. Die Burg Neu-Wildon war von einem breiten Graben umgeben. Die dahinter liegende Wehrmauer aus mächtigen Steinblöcken ist noch teilweise erhalten. Nach Norden, also gegen den Markt hin, wird sie durch ein Rondell verstärkt. In ihrer Mitte befand sich ein mit Schießscharten ausgestatteter Rundturm, in dem sich das äußere Burgtor befand. Die Wehrmauer dürfte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden sein. Dahinter lag eine wesentlich ältere, ca. 90 cm starke Sperrmauer aus dem 13. Jahrhundert. Diese wurde vermutlich gemeinsam mit der Burg errichtet. Durch das innere Burgtor gelangt man in den großen Schlosshof. Hier sind noch die Reste einer Zisterne von 1630 sowie die Grundmauern von Wohn- und Wirtschaftsbauten zu sehen. Der steinerne Brunnenkranz der Zisterne befindet sich heute im Schloss Schwarzenegg. Vom ehemaligen tonnengewölbten St. Johann Kirchlein im Norden haben sich Reste von gotischen Strebepfeilern mit dem Wappen des Pflegers Ulrich von Leysser erhalten. 1520 hatte sie dieser gotisieren lassen. Die Kapelle bestand aber bereits, als die Burg um sie herum angelegt wurde. Bergfried und Palas sind nur mehr ein mächtiger Trümmerhaufen.

Westlich davon erhebt sich der quadratische Pfeilturm, auch Römer- oder Heidenturm genannt, dessen geschichtetes Mauerwerk noch gut erhalten ist. Es zeigt schön behauene glatte Eckquader. Der Turm dürfte einst der Mittelpunkt der Feste Ful gewesen sein, die als Vorwerk der eigentlichen Burg am Gipfel diente. Ful wird am Vischer-Stich von 1681 als Wohnturm dargestellt, an den ein von Mauern eingefasster Hof anschließt, in dem wohl die Wirtschaftsgebäude lagen. Die Mauern des sog. Pfeilturmes stammen aus der Zeit um 1400, doch bestand die Feste Ful schon im 12. Jahrhundert. Als erster Besitzer wird 1184 Reinhart Vuller genannt. 1215 scheint Waltherus de Wul als Zeuge in einer Urkunde auf. Die Fuller dürften Dienstmannen der Wildoner gewesen sein. Chunrad der Fuller war im 14. Jahrhundert Stadtrichter von Judenburg. Die in Wildon sitzenden Fuller starben aber bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts aus. Die Feste kam an die Rosenberger. 1402 verkaufte Christoph Rosenberger Ful dem Gebhart von Waldstein. Durch Heirat kam die Turmburg 1551 an Christof von Eibiswald. Schließlich wurde sie von Seifried Fürst von Eggenberg erworben, der sie seiner Herrschaft Ober-Wildon anschloss. Am westlichen Berghang haben sich Reste der Burg Alt-Wildon erhalten. Dazu gehört eine aus Quadersteinen aufgebaute Mauer des 12. Jahrhunderts. Im 17. Jahrhundert errichtete man auf den Trümmern der alten Burg eine dem Hl. Michael geweihte Kapelle. Sie ist heute völlig verfallen. Ihr Platz dient als Aussichtsplattform.

Lage: Steiermark/Südsteiermark – ca. 10 km nördlich von Leibnitz

Besichtigung: frei zugänglich


Weitere Literatur:


25.05.2008