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Meires


Der Ort wird mit Fridericus de Moeres 1232 erstmals genannt. Ab dem 14. Jahrhundert ist Meires ein landesfürstliches Lehen. Die Ritter von Meires hatten aber anfänglich ihren Sitz nicht an der Stelle des heutigen Schlosses, sondern jenseits der Thaya am Gipfel des waldreichen Burgholzes. Im letzten Viertel des 14. Jahrhundert starb mit Friedel von Meyreis die Familie der Herren von Meires aus. Um 1380 wurden die Neudecker von Herzog Albrecht III mit der Veste belehnt. Hans von Neudeck ließ in der Burg eine Kapelle errichten, die der Hl. Jungfrau geweiht war. Die Neudecker saßen hier bis 1456. Dann folgten Niklas Truchseß und Georg Dachsner. Im Auftrag von Kaiser Friedrich III zerstörte der kaiserliche Feldhauptmann Stephan Eytzing 1474 die Burg. Sie wurde danach nicht mehr wieder aufgebaut. Von ihr haben sich nur spärliche, vom Wald überwachsene Reste erhalten. Die Besitzer der Herrschaft wechselten in den folgenden hundert Jahren mehrfach. 1592 verkaufte Johann Kraft das Gut Meires dem Schlossherrn von Schwarzenau Wolfhart Streun. Dieser errichtete am östlichen Rande des Ortes als neuen Herrschaftssitz ein Wasserschloss. Es wurde bis heute äußerlich kaum verändert, wenn es auch am Vischer-Stich von 1672 anders aussieht.

1619 wurde Meires von kaiserlichen Truppen geplündert, da sich der Herrschaftsinhaber Georg Streun zu Schwarzenau führend am protestantischen Adelsaufstand beteiligt hatte. Nach der Schlacht am Weißen Berg wurde er 1620 geächtet und seine Güter konfisziert. Er wurde aber bald begnadigt und die Familie erhielt Meires wieder zurück. Durch Heirat kam Meires 1639 an die Polheimer. 1768 kaufte Julius Graf Veterani von Mallenthein die Herrschaft. 1818 erwarb sie Ignaz Freiherr von Dobl. Er veräußerte Meires 1834 an Franz Ritter von Czeny und Adalbert Ritter von Pulpau. 1860 kam das Schloss an die Freiherren von Spillmann. Im späten 19. Jahrhundert wurden am Nord- und Westtrakt größere Umbauten durchgeführt. Von 1940 bis 1974 befand es sich im Besitz der Familie Noe-Nordberg. Der Bauzustand war bereits sehr schlecht. Die Mauern waren durchfeuchtet und etliche Zimmerdecken bereits eingestürzt, als es von Arnfried Spiegel erworben wurde. Er begann sofort die ärgsten Schäden zu beheben und konnte dem Gebäude schließlich in jahrzehntelanger Arbeit seinen einstigen Glanz zurückgeben. Schloss Meires hat heute die Funktion eines regionalen Kulturzentrums. Vor allem im Sommer finden hier Konzerte, Lesungen und Ausstellungen statt. 2011 erwarb der österreichische Filmregisseur Michael Haneke das Schloss. Es wird derzeit (2012) für seine Bedürfnisse adaptiert.

Das Renaissanceschloss liegt in einem gepflegten Park. Aus seiner Zeit als Wasserschloss hat sich an seiner Südseite noch ein Teich erhalten. Das Gebäude ist einstöckig. Es besteht aus dem rechteckigen, mit einem Grabendach ausgestatteten Kernbau im Westen sowie einen im rechten Winkel anschließenden lang gestreckten zweigeschossigen Flügel mit Hofarkaden. Die Vorderfront dieses Wohntraktes ist im Erdgeschoß als rundbogiger Laubengang ausgebildet. Seine Pfeilerarkaden stammen aus dem späten 19. Jahrhundert. Das Obergeschoß war ursprünglich als Holzpergola gestaltet, doch wurden die Holzsäulen nach 1911 durch toskanische Steinsäulen ersetzt. Der Arkadentrakt wird von einem kurzen, ebenfalls zweigeschossigen Baukörper abgeschlossen, in dessen Untergeschoß sich die 1735 erstmals erwähnte Schlosskapelle befindet. Ihr sarkophagähnlicher Altartisch (1726) stammt vom Hochaltar der Franziskanerkirche Eggenburg. Durch den Kernbau führt eine mit einer Stichkappentonne ausgestattete Durchfahrt in den nach Süden offenen Hof. An den drei Ecken des Gebäudes stehen starke vorspringende Rundtürme. Ihre Holzschindeldächer wurden anlässlich der letzten Restaurierung durch solche aus Eternitziegeln ersetzt. Sie tragen Laternenaufsätze mit kleinen Zwiebelhelmchen. Auch die Walmdächer der Wohntrakte weisen heute Eternitdächer auf. Im Inneren haben sich einzelne Flachdecken mit Stuckrahmen aus dem 18. Jahrhundert erhalten. Im Osten des Schlosses liegt ein barocker Schüttkasten aus dem 17. Jahrhundert. An seiner Westwand ist das Wappen der Familie Polheim aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts angebracht. Das Erdgeschoß enthält eine kreuzgratgewölbte Pfeilerhalle.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 5 km südlich von Waidhofen/Thaya

Besichtigung: meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


21.05.2008