An der Stelle des Alten Landhauses standen gegen Ende des 15. Jahrhunderts zwei Häuser, die 1497 Jörg Hochwart bzw. Hans Freundt von Mauthausen gehörten. 1504/05 kaufte König Maximilian I beide Häuser, um hier die Hofplattnerei unterzubringen. Conrad Seusenhofer baute die Gebäude für seine Zwecke zur Harnischschlägerei um. Er schuf hier die fantasievollen Kostümharnische, durch die die Innsbrucker Plattnerkunst Weltruhm erlangte. Sie wurden an alle Fürstenhöfe Europas geliefert. Als Conrad Seusenhofer 1517 starb, übernahm sein jüngerer Bruder Hans die Hofplattnerei. Er wurde von König Ferdinand I in den Adelsstand erhoben. Nachdem der König bereits 1540 einen Teil der Plattnerei rückgekauft hatte, wurde diese 1567 gänzlich geschlossen. Erzherzog Ferdinand II entschädigte Georg Seusenhofer und ließ das Gebäude in ein Stadtpalais für seine beiden Söhne Karl und Andreas verwandeln. Die Bauarbeiten, die 1574 vollendet waren, leitete sein Hofbaumeister Giovanni Lucchese. Beteiligt waren der Steinmetz Hieronymus de Longhi und der Tischler Hans Waldner. 1620 brannte der Stadtpalast mit der gesamten Häuserzeile ab. Nach 1622 erfolgte der Wiederaufbau. 1650 wird bereits ein neuer Palast mit einem Eckturm und einer großen Kirche erwähnt. Erzherzog Ferdinand Karl benutzte dieses als Markgräflich Burgauisch bezeichnetes Haus zuerst als Hofbauschreiberamt und schenkte es dann 1662 seinem Hofkapellmeister Cavalliere Antonio Cesti. Dieser tauschte es im nächsten Jahr mit der Tiroler Landsmannschaft gegen ein Gebäude in der Altstadt.
Die Landsmannschaft gelangte dadurch zu einem schon dringend benötigten größeren Landhaus. Es war ein hoher Giebelbau mit einem anschließenden dicken Turm. Allerdings wurde das Gebäude 1689 durch ein Erdbeben und einen Brand schwer beschädigt. Trotz Reparaturen war es 1722 schon so baufällig, dass man es kaum mehr betreten konnte. 1723 wurde der Hofbaumeister Georg Anton Gumpp mit einem Neubau beauftragt. Ein Jahr später wurde das alte Palais abgerissen. Die Kosten des Neubaues erhöhten sich auf Grund von Planänderungen auf das Dreifache. In den Jahren 1725 bis 1728 errichtete Georg Anton Gumpp die Landhauskapelle. 1730 erfolgte ihre Weihe durch den Brixner Fürstbischof Caspar Ignaz Graf Künigl. 1734 war auch die innere Ausgestaltung des Landhauses beendet, an der die besten Künstler und Handwerker ihrer Zeit tätig waren. Zu ihnen zählten unter anderem die Steinmetzen Matthäus Rangger, Michael Umhaus und Franz Karl Appeller sowie die Zimmermeister Josef Spiegl und Gall Schütz. In den Jahren 1868 bis 1870 wurde das Landhaus durch einen Zubau nach Osten hin vergrößert. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts überzog man die Fassaden sowie die Wände des Vestibüls mit einer Kalktünche, die aber 1869 wieder entfernt wurde. 1905 verband man das benachbarte Palais Fugger-Taxis durch einen Zubau mit dem Landhaus, wodurch zusätzliche Repräsentations- und Büroräume für die Landesregierung gewonnen werden konnten. Im Zweiten Weltkrieg erlitt vor allem der südliche Querflügel schwere Bombenschäden, die aber bald nach Kriegsende behoben wurden. Die Kapelle wurde im Zweiten Weltkrieg im Auftrag der Gauleitung als Möbelmagazin verwendet, was zu Zerstörungen führte. Sie wurde bis 1949 restauriert.
Das Alte Landhaus ist der monumentalste profane Barockbau der Tiroler Landeshauptstadt. Es wurde von den italienischen Barockpalästen im Grundriss stark beeinflusst. An der Maria Theresienstraße liegt der elfachsige Haupttrakt. Er und zwei wesentlich schmälere fünfzehnachsige Quertrakte umgeben einen rechteckigen Innenhof, an dessen vierter Seite die Landhauskapelle liegt. Der dreigeschossige Haupttrakt wird sowohl an seiner Straßenfront, als auch an der Hofseite durch einen prächtig dekorierten Mittelrisalit betont. Dieser überragt durch sein, von einem Dreiecksgiebel abgeschlossenes Attikageschoß den übrigen Bau um eine Etage. Von den drei Achsen des Mittelrisalits ist die mittlere architektonisch besonders hervorgehoben. Das wuchtige dreiteilige Portal wird von vier starken gebänderten Pfeilern flankiert. Seine reich geschnitzten Barocktüren weisen schöne schmiedeeiserne Lünettengitter auf. Die mittlere Türe ist mit Reliefbüsten römischer Kaiser geschmückt. Sie dürften vom Bildhauer Peter Trolf stammen. Die Portalpfeiler tragen einen steinernen Balkon, der über den gesamten Mittelrisalit läuft. Seine Balustrade ist mit Steinkugeln geschmückt. Vier schlanke Kolossalpilaster aus rötlichem Nagelfluhgestein verbinden die beiden Hauptgeschosse mit dem Attikageschoß, das durch ihre Kapitelle einen zusätzlichen Schmuck erhält. Ihre Aufsätze stellen die einzelnen Fraktionen der Tiroler Landstände – Bürger, Klerus, Adel, Bauern – in Emblemen (Füllhorn, Kruzifix, Helm, Garben) dar. Sie wurden 1728 von Alessandro Callegari, Francesco Serena und Giuseppe Mini geschaffen. In der Mitte des großen Dreieckgiebels hängt ein barockes Wappenschild mit einem roter Tiroler Adler. Die Erdgeschoßzone der an den Mittelrisalit anschließenden vierachsigen Seitenteile ist gebändert. Während der Mittelteil vorwiegend vertikal gegliedert ist, sind die Seitenteile durch Simse und Querbänder horizontal ausgerichtet. Die dortigen Fenster weisen hübsche geschmiedete Körbe auf. Der Fensterstuck der beiden Hauptgeschosse stammt vermutlich von Johann Singer. Der Kupferschmied Franz Prinzing lieferte in den Jahren 1726 bis 1728 die schmiedeeisernen Wasserspeier in Form von Drachenköpfen an den Hauskanten und Giebelecken. Die fünfzehnachsigen Seitenflügeln sind wesentlich einfacher gehalten. Die Hoffronten wiederholen die Architektur der Hauptfassade. Es fehlt jedoch der Balkon.
Im straßenseitigen Haupttrakt nimmt die dreischiffige Eingangshalle die gesamte Tiefe des Mittelrisalites ein. Ihre kassettierte Stuckdecke wird von acht wuchtigen toskanischen Säulen aus Nagelfluhgestein getragen. Den Säulen entsprechen an den Wänden Pilaster. In den zwischen diesen liegenden Wandfeldern sind halbrunde Nischen ausgespart, in denen einst große Steinvasen standen. Sie wurden im 20. Jahrhundert entfernt und sind heute leer. An der rechten Seite der Eingangshalle liegt das prächtige Stiegenhaus. Die zweiarmige Treppe benützt halbkreisförmige Podeste als Wendepunkte. Die durch flache Pilaster gegliederten Wände des Treppenhauses sind ebenso wie dessen Decke reich mit Laub- und Bandlwerkstuck verziert. Dieser ornamentale Schmuck wurde 1728 von den Stukkateuren Anton Gigl, Johann Singer, Paul Wachter und Andreas Gratl geschaffen. Im zentralen Deckenrelief ist der Tiroler Adler zu sehen, der in seinen Fängen eine stilisierte Landkarte hält. In Wandnischen stehen holzgeschnitzte und weiß gefasste Götterstatuen. Jene von Athene und Mars wurden erst 1898/99 von Franz Egg gestaltet, während Diana und Apoll bereits 1728 von Nikolaus Moll geschnitzt wurden. Zeuss und Juno stammen vermutlich von Ingenuin Lechleitner (ebenfalls 1728). Die beiden Pfeiler des schmiedeeisernen Treppengeländers tragen als Aufsätze reich verzierte Rokoko-Stuckvasen. Auf ihnen sitzen spielende Putten. Es handelt sich dabei wohl um ein weiteres Werk von Nikolaus Moll. Die Treppe mündet im ersten Stock in ein zum Hof hin ausgerichtetes dreiachsiges Vestibül. Seine kassettierte Decke ruht auf vier toskanischen Nagelfluhsäulen. Daneben liegt straßenseitig über der Eingangshalle das Amtszimmer des Landeshauptmannes. Die durchwegs mit Stuckdecken ausgestatteten übrigen Amtsräume liegen alle straßenseitig, während die Gänge an der Hofseite verlaufen. Im Nordflügel befindet sich der 1973 restaurierte Kongresssaal. Seine Rokoko-Stukkatur aus dem Jahr 1758 geht wahrscheinlich auf Franz Singer zurück. Hier liegt auch eine weitere Treppe, die aber wesentlich schmäler und einfacher als die Prunktreppe im Haupttrakt gehalten ist.
Der größte und schönste Saal des Landhauses ist natürlich der Landtagssaal. Er erstreckt sich im zweiten Obergeschoß hinter den drei großen Prunkfenstern des Mittelrisalites. Der eineinhalbgeschossige Raum ist in der Art einer italienischen „Galerie“ gehalten. Seine Höhe reicht bis zum Giebel. Architektur, Plastik, Stuck und Malerei ergeben in ihm eine künstlerische Einheit. Die Wände werden durch hohe Pilaster aus rötlichem Stuckmarmor gegliedert. Die Längswände weisen je fünf Achsen auf. Während in den äußeren sich geschnitzte Türen befinden, stehen in den mittleren Prunkkamine. Die Putten auf ihren Aufsätzen zeigen Embleme des Bürger- und Bauernstandes. Die darüber befindlichen Fresken stammen von Cosmas Damian Asam. Die Türen sind von profilierten schwarz-weiß gesprenkelten Marmorrahmen umgeben. Ihre Supraporten sind kunstvoll aus Stuck gearbeitet. In den mit grauem Stuckmarmor verkleideten Wandnischen stehen Figuren, die vermutlich die Kaiser Leopold I und Karl VI sowie die Gubernatoren Herzog Karl von Lothringen und Prinz Karl von Pfalz-Neuburg darstellen. Die holzgeschnitzten und weiß gefassten Statuen stammen wahrscheinlich von Nikolaus Moll. Im oberen Teil der Wände sind Ölgemälde eingelassen, die die fünf bedeutendsten Persönlichkeiten der damaligen Landstände zeigen. Dazwischen befinden sich fünf Fresken mit Szenen aus dem alten Testament. Die Mittelfenster an den Schmalseiten des Saales sind besonders reich u. a. mit Säulen und Giebelbekrönungen verziert. Hier tragen die Putten Embleme des Adels und des Klerus. Das von Cosmas Damian Asam 1734 geschaffene Deckenfresko stellt in einer Allegorie Herzog Meinhard II mit den Reichtümern Tirols im Schutz der göttlichen Vorsehung dar. Es ist von zahlreichen, zum Teil freiplastischen Stuckornamenten umgeben. Der Landhaussaal wurde im Zuge der Generalrenovierung des Landhauses 1968 restauriert.
Zwei kurze Verbindungsgänge führen im ersten Obergeschoß von den Seitentrakten zur Landhauskapelle an der Rückseite des Hofes. Sie ist dem Hl. Georg, dem alten Landespatron Tirols (bis 1772), geweiht. Als Vorbilder gelten die römischen Kirchen S. Andrea al Quirinale von Bernini und S. Maria in Via Lata von Cortona. Ihre Hoffassade stellt das Gegenstück zum gegenüber liegenden hofseitigen Mittelrisalit des Haupttraktes dar. Ihre beiden Geschosse werden durch Riesenpilaster optisch zusammengefasst. Während das eigentliche Portal mit seiner profilierten Rechteckumrahmung relativ einfach ist, wirkt der gesamte Mittelteil der Fassade wie eine kolossale Portalarchitektur. Dazu trägt vor allem der große segmentbogige Giebel bei, unter dem sich eine reichverzierte Wappenkartusche mit dem Tiroler Adler befindet, die von fliegenden Putten gehalten wird. Sie ist von Muscheln, Voluten und Füllhörnern mit Früchten umgeben. In den beiden seitlichen Achsen sind vier große Nischen ausgespart, die einst Ziervasen von Nikolaus Moll enthielten. Sie sind heute jedoch leer. Das leicht chinesisch anmutende Fassadentürmchen zeigt an seinen vier Ecken Wasserspeier in Form von Drachenköpfen. Die einschiffige Kapelle ist ein fünfjochiger, rechteckiger Raum mit einer halbkreisförmigen Altarapside. Sie ist in lichten Farben wie weiß, gelb, rosa und grün gehalten, weist aber kaum Vergoldungen auf. An den Längswänden spenden je vier hohe rundbogige Fenster sowie die darüber liegenden Oberlichten reichlich Licht. Sie werden von flachen korinthischen Pilastern flankiert, die ein hohes Gebälk tragen. Auf diesem sitzt das mit Stuck überladene Tonnengewölbe auf. Es ist durch breite Gurten gegliedert. Wie im Treppenhaus waren auch hier Anton Gigl, Johann Singer und Andrä Gratl als Stukkateure tätig. Der halbrunde Chor im Osten ist ebenfalls mit Stuckverzierungen reich geschmückt. Die hohe Altarnische wird von zwei korinthischen (Dreiviertel)-Säulen flankiert. Sie werden durch das verkröpfte Gesims weitergeführt und tragen einen Triumphbogen, unter dem als Altaraufsatz Gottvater mit der Weltkugel sitzt. Über dem Bogen zeigt eine von Putten gehaltene Kartusche in einer Inschrift ein Chronogramm mit der Jahreszahl 1731. Seitlich davon schweben zwei große Engel. Der Altar ist aus rot und grau gesprenkeltem Stuckmarmor aufgebaut. Das von Johann Georg Dominikus Grasmair geschaffene und mit 1731 datierte Altarbild stellt den Hl. Georg als Drachentöter dar. Neben dem Altarbild stehen die Statuen der Diözesanpatrone von Brixen und Trient, St. Kassian und St. Vigilius von Nikolaus Moll. Wie auch seine übrigen Werke im Landhaus sind sie holzgeschnitzt, weiß gefasst und vergoldet. Ein weiteres Chronogramm erinnert in einer Inschrift über der Orgelempore an die Herz Jesu Feier von 1896. An den Chor schließt die rechteckige Sakristei an. Ihre geschnitzten Türen wurden vermutlich von Peter Trolf geschaffen.
Ort/Adresse: 6010 Innsbruck, Maria Theresienstraße 43
Besichtigung: weitgehend frei zugänglich
Weitere Literatur:
19.05.2008