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Lienz - Liebburg


1501 verpfändete Kaiser Maximilian I die Herrschaft Lienz an Michael Freiherrn von Wolkenstein und Rodenegg. Seine Nachkommen saßen zuerst auf der Burg Bruck. Als ihnen diese zu Beginn des 17. Jahrhunderts zu unbequem geworden war, erwarben die Freiherren Siegmund und Christoph von Wolkenstein-Rodenegg 1605 zwei Bürgerhäuser am Unteren Platz, wie der heutige Hauptplatz von Lienz auch genannt wird. Sie ließen diese abreißen und erbauten in den nächsten drei Jahren an ihrer Stelle einen Ansitz. Dieser wurde vom Tiroler Landesherrn Erzherzog Maximilian III in den Rang eines Adelssitzes mit allen seinen Vorrechten erhoben. Allerdings wurde das Gebäude bereits beim Stadtbrand von 1609 schwer beschädigt. Bis 1630 erfolgte seine Wiederherstellung, wobei wohl bereits damals der Bau durch die Errichtung der beiden Ecktürme erweitert worden war. Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der Wolkensteiner gelangte 1653 auch die Liebburg an das Haller Damenstift, das hier die Verwaltung seiner Güter in Osttirol konzentrierte. Ein weiterer Stadtbrand richtete 1723 neuerliche Verwüstungen an. Die bis 1725 erfolgte Generalrenovierung wurde vom Jesuitenpater Josephus Guldemann im Barockstil durchgeführt. Der Zimmermann Gregor Schönherr war wohl für die Konstruktion der beiden Barockhauben verantwortlich. 1757/58 beschädigte ein Hochwasser den Bau. Zu den prominenten Gästen des Ansitzes zählte 1765 Isabella von Parma, die Braut des späteren Kaisers Josef II. Nachdem dessen Reformen 1783 auch das Damenstift in Hall zum Opfer gefallen war, nutzte der Staat das Gebäude zuerst als Lienzer Gymnasium und dann ab 1804 als Monturlager der Armee sowie als Lazarett und Armenspital. 1868 wurde es Sitz der Bezirkshauptmannschaft und des Bezirksgerichtes. Für diesen Zweck wurde es 1895 durch den Baumeister Viktor Rizzardi im Inneren weitgehend verändert. Um mehr Platz für die Amtsräume zu erhalten, wurde der große zweigeschossige Festsaal unterteilt. Auch das Stiegenhaus wurde umgebaut. Im Ersten Weltkrieg wurde anlässlich einer patriotischen Buntmetallsammelaktion die Kupferdeckung der Kuppeln abgenommen und abgeliefert. 1931 bzw. 1952 wurde sie erneuert. 1980 erwarb die Stadtgemeinde Lienz den Ansitz. Er ist nur mehr eine Hülle, denn bei der darauf folgenden Renovierung wurde er 1985/88 fast völlig entkernt. Sogar zwischen den einzelnen Geschossen wurden neue Stahlbetondecken verlegt. Dennoch ist die Liebburg auch heute noch das Wahrzeichen der Stadt.

Die Liebburg liegt im Süden des Hauptplatzes, den sie mit ihrer Architektur dominiert. Sie ist ein stattlicher viergeschossiger Renaissancebau mit einem rechteckigen Grundriss. Die dem Hauptplatz zugekehrte Nordfront ist ihre repräsentative Schauseite. Sie wird von zwei starken fünfgeschossigen Rundtürmen begrenzt, die barocke Zwiebelhauben tragen. An den Spitzen dieser Hauben steckt jeweils eine vergoldete Kugel mit einer Wetterfahne. Die Fassaden sind regelmäßig, aber einfach gegliedert. Die hochrechteckigen Fenster sind mit Putzrahmen versehen. Im Erdgeschoß sind sie durch schmiedeeiserne Steckgitter gesichert. Im obersten Geschoß der beiden Türme fallen die gekuppelten Rundbogenfenster auf. Die rustizierte Erdgeschoßzone wird durch ein Gesimsband vom ersten Obergeschoß optisch getrennt. Ein zweireihiges Konsolgesims verläuft unterhalb der Traufe des hohen kupfergedeckten Walmdaches. Aus diesem ragen an drei Seiten kleine Dachhäuschen auf. Im Gegensatz zur einfachen Fassade ist das rundbogige Renaissance-Portal in der Mitte der Nordfront relativ aufwändig gestaltet. Es ist von einer Diamantquaderung umgeben. Im Dreiecksgiebel ist ein Steinwappen der Herren von Wolkenstein-Rodenegg angebracht. Im Inneren erinnert an den alten Ansitz nur mehr der durchgehende gewölbte Mittelflur im Erdgeschoß. Im Westen schließt an die Liebburg die sog. Fronfeste an. Der dreigeschossige Bau weist schlichte ungegliederte Fassaden auf. In ihm befand sich die ehemalige Kapelle. Der Maria Himmelfahrt geweihte Sakralraum war zweigeschossig und durch hohe Bogenfenster belichtet. Die Flachdecke war mit einem Mariengemälde geschmückt. Mit der Aufhebung des Damenstiftes und der Übernahme der Liebburg durch den Staat wurde die Kapelle profaniert und ihr Inventar versteigert. Ein breiter stichkappengewölbter Durchgang führt durch die Fronfeste zum Hauptplatz.

Ort/Adresse: 9900 Lienz, Osttirol, Hauptplatz 7

Besichtigung: während der Amtsstunden auch innen möglich, aber wegen der Neugestaltung nicht sehr ergiebig


Weitere Literatur:


19.05.2008