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Weyer (Rothleiten)


Weyer war ursprünglich Eigentum der Eppensteiner. Die erste Veste wurde wohl zu Beginn des 13. Jahrhunderts von den Rabensteinern, einem Dienstmannengeschlecht der Eppensteiner, erbaut. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts gelangte Weyer an die Grafen von Pfannberg. Diese ließen es zur Wasserburg ausbauen und von ihren Gefolgsleuten verwalten, die sich bald nach Weyer nannten. So wird gegen Ende des 13. Jahrhunderts ein Weichhardt von Weyer erwähnt. Er beteiligte sich 1292 am Aufstand der steirischen Adeligen gegen Herzog Albrecht I und kämpfte 1296 vor Radstadt gegen den Erzbischof von Salzburg. Nach dem Aussterben der Grafen von Pfannberg kam Weyer an die Grafen von Cilli und 1373 an die Grafen von Montfort. 1375 wurde Gebhard von Waldstein, der sich aber auch nach Weyer nannte, mit der Herrschaft belehnt. Auf ihn folgte 1451 Wolfgang Schließler (Slüseler). Als dessen Nachfolger starb, teilten sich die mit ihm verwandten Eibiswalder und Ratmannsdorfer den Besitz. Christof von Ratmannsdorf löste Sigmund von Eibiswald 1502 dessen Anrechte ab und vergrößerte die Herrschaft durch Zukäufe von Gütern. 1560 übernahm der als eifriger Protestant bekannte Wilhelm von Ratmannsdorf das Schloss. Er gab ihm im wesentlichen sein heutiges Aussehen. Weyer blieb nun bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts bei seinen Nachkommen. 1659 kaufte es Sebastian Hayd zu Haydegg und wandelte es in einen Fideikommiß um. Sein Vetter Franz Sebastian Hayd von Haydegg, der ihm im Besitz folgte, war ein Spieler und verlor sein Vermögen, so dass die Herrschaft 1721 unter Zwangsverwaltung gestellt wurde. Sein Sohn Franz Josef konnte das Schloss wieder übernehmen, nachdem er die dringendsten Schulden bezahlt hatte. Zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert wurden am Schloss immer wieder größere Umbauten durchgeführt. 1750 richtete Ernst von Haydegg die Schlosskapelle neu ein und bestellte einen Priester für sie. 1822 führte die Überschuldung der Güter zu einer Zwangsversteigerung. Weyer gelangte schließlich an Fürst Nikolaus Esterházy. Er schloss es seiner Herrschaft Pfannberg an. Seit damals haben beide die gleichen Besitzer. Seit 1872 ist die Familie Mayer-Melnhof Eigentümer, die das Schloss erstklassig restaurieren ließ und 1946 darin ein Altenheim für die Mitarbeiter ihrer Betriebe einrichtete. Es ist heute aber auch für andere Pensionäre zugänglich.

Weyer liegt an der Mündung des Gamsgrabens in das Murtal. Es hatte den sog. Diebsweg (Deubsweg) nach Leoben-Goess zu sichern. Weyer war ursprünglich ein Wasserschloss. Im Osten und Norden ist ein Teil des breiten Wassergrabens vor dem hakenförmigen Hauptgebäude noch erhalten. Von diesem Weiher, der einst die gesamte Anlage umgab, hat das Schloss auch seinen Namen. Nach dem Ortsteil von Frohnleiten, in dem es liegt, wird es auch als Rothleiten bezeichnet. Es besteht aus einem dreigeschossigen Hauptgebäude und einem kürzeren rechtwinkelig daran anstoßenden Seitentrakt. Diese beiden Wohnbauten umschließen gemeinsam mit den Wirtschaftsgebäuden einen geräumigen Hof. Die meisten erhaltenen Bauteile stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Der östliche Graben war einst mit einer Zugbrücke überspannt. Im Norden führt eine gemauerte Brücke zum Tor. Das Hauptgebäude zeigt an einer Hofseite dreigeschossige Arkaden, die ihm 1590 vorgebaut wurden. Es wird von einem schlanken Uhr- und Glockenturm überragt, der von einer barocken Haube mit Laterne abgeschlossen wird. Vom Turm führt das kurze Torgebäude mit einem darüber liegenden Verbindungsgang zur Schlosskapelle. Sie birgt ein Kreuz aus dem 14. Jahrhundert. Der Altar befindet sich heute im Schloss Grafendorf-Neupfannberg. Der Ostflügel des Schlosses wird außen von zwei polygonalen turmartigen Eckrisaliten flankiert. Die Kratzputzfassaden werden durch aufgemalte Pilaster und Bänder horizontal und vertikal gegliedert. Der achteckige Rittersaal ist am Hauptbalken seiner Decke mit 1590 datiert. Ein ganzfiguriges Wandbild von 1643 zeigt den Riesen Hans Schnitzer, der auch auf Schloss Ambras zu sehen ist. Der vor dem Schloss liegende Park diente einst als „Tiergarten“.

Lage: Steiermark/Graz-Umgebung – ca. 1 km nordwestlich von Frohnleiten

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


16.05.2008