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Illmau


1337 wird hier erstmals eine Burg erwähnt. 1348 befand sich diese im Besitz der Familie Hauser, die sie 1369 an einen jüdischen Geldverleiher verpfändete. Zwischen 1373 und 1468 gehörte sie den Herren von Puchheim, die sie wieder an Mitglieder der Familie Hauser verliehen. Dann kauften die Gockendorfer den Wehrbau. Danach wechselten die Besitzer häufig. Illmau hatte zeitweise gleichzeitig mehrere Herren. 1556 gelangt es an die Familie Wochenitzky. Zacharias Wochenitzky ließ in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die spätmittelalterliche Wasserburg in ein dreiflügeliges Renaissanceschloss umbauen. Um 1642 war Graf Ferdinand Ernst von Herberstein Herr auf Illmau. Als dieses 1657 der Herrschaft Dobersberg angeschlossen wurde, verlor das Schloss seine Funktion als Sitz der Grundherrschaft. Ab 1670 diente es als Glasfabrik. Nach 1745 wurde das Gebäude als Papiermühle genutzt. Diese existierte bis 1862. 1808 übernahmen die Grafen Grünne das Schloss. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges stand es leer und wurde von der Bezirkshauptmannschaft Waidhofen an der Thaya requiriert um hier ein Internierungslager für zivile Staatsbürger jener Länder einzurichten, die Kriegsgegner Österreich-Ungarns waren. Es waren dies hier vorwiegend Russen und Serben. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Schloss als Jugenderholungsheim verwendet. Es ist daher nicht verwunderlich, dass das Schloss von seinen Eigentümern nicht besonders gepflegt wurde und seinen herrschaftlichen Charakter längst verloren hatte. Es diente vor allem als Spekulationsobjekt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte es in bäuerlichen Besitz, was weitere Schäden zur Folge hatte. So wurde die Steinumrahmung des hinteren Tores abgerissen, um Mähdreschern das Einfahren in den Hof zu ermöglichen. Teile des Schlosses wurden als Schüttkasten verwendet. Herabstürzende Zimmerdecken wurden von den hier hausenden Arbeitern verheizt. Seit Anfang der Siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts befindet sich Schloss Illmau im Eigentum des Botschafters i. R. Dr. Werner Ehrlich von Ehrnfeldt, der die dringendsten Sicherungsmaßnahmen durchgeführt und einen erheblichen Teil des Schlosses wieder bewohnbar gemacht hat. Weitere Sanierungsarbeiten sind jedoch erforderlich und in Vorbereitung.

Das weiße einstöckige Gebäude liegt in einem Park mit alten Bäumen. Es besteht aus drei, im rechten Winkel aneinander stoßenden Trakten, die einen malerischen Hof umgeben. Die Nordseite des Hofes ist zum Park hin offen. Die Hauptfront ist nach Süden gerichtet. Sie wird von einem vierstöckigen quadratischen Turm mit flachem Zeltdach deutlich überragt. In ihm befindet sich die von Granitquadern gerahmte Toranlage. Die neben dem spitzbogigen Portal liegende Fußgängerpforte ist nicht mehr passierbar. Die Durchfahrt wird heute von einem modernen Schmiedeeisengitter verschlossen. Sie weist ein für die Zeit um 1580 charakteristischen Gewölbe auf. Es ist dies eine Stichkappentonne mit Spiegeln, wobei die Grate mit Schnüren besetzt sind. Im ersten Stock des Turmes liegt ein ähnlich gewölbter Saal. Im Erdgeschoß des Ostflügels des Südtraktes befindet sich eine vierjochige Halle, deren Gewölbe von einem Mittelpfeiler getragen wird. Im Südtrakt verbindet eine spätgotische Wendeltreppe die einzelnen Geschosse. Die kleinen rechteckigen Fenster, die zum Hof hin gerichtet sind, weisen gestufte Steingewände auf. Von der nur mehr in Resten vorhandenen Umfassungsmauer des Parks hat sich im Süden die große Maueröffnung des breiten gequaderten Rundbogentores erhalten.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 7 km westlich von Dobersberg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


13.05.2008