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Aflenz - Propstei


1025 schenkte König Konrad II seiner Schwägerin Beatrix von Eppenstein, der Gattin des Herzogs Adalbero von Kärnten, ein Gebiet von 100 Königshuben, was etwa 870 km² entspricht, zu dem auch das heutige Aflenz gehörte. Dieses wurde damals Auelniz genannt. Als 1103 das Benediktinerstift St. Lambrecht gegründet wurde, erhielt es vom Kärntner Herzog Heinrich III aus der Familie der Eppensteiner als Dotation u. a. auch das ganze Aflenztal. Damals bestand bereits die Pfarrkirche, die von einem kleinen Wehrbau geschützt wurde. In diesem wohnte ein Ministeriale des Stiftes, der mit der Verwaltung betraut war. Seine Nachkommen nannten sich im 12. Jahrhundert „von Aflenz“. Der bedeutendste Vertreter dieser Familie war Ortolf von Aflenz, dem 1335 der Pöglhof bei Bruck/Mur gehörte und der Burggraf zu Kapfenberg war. Mit seinem Nachfolger begann der Abstieg der Familie, der mit zahlreichen Güterverkäufen verbunden war. Um 1350 ging der Edelhof in Aflenz, der damals offenbar Eigenbesitz war, an das Stift St. Lambrecht über. Er wurde nun von Pröpsten verwaltet, die hier saßen. Georg Grössing wird als erster genannt. Die bereits 1157 erwähnte Propsteiherrschaft war relativ groß. Sie war in 15 Ämter unterteilt und hatte mehr als 500 Untertanen. Um die hohe Türkensteuer, Quart genannt, aufzubringen, verpfändete das Stift 1529 den Amthof an Siegmund von Dietrichstein. Dieser verpachtete ihn umgehend an den Gewerken Sebald Pögl. 1539 löste St. Lambrecht das Amt Aflenz wieder ein, musste es jedoch 1560 an den Hammerherrn Karl Weydlinger neuerlich versetzen. Fünf Jahre später erfolgte die Rücklösung. Danach wurde der alte Edelhof wieder als Amthof benützt. 1786 wurde das Stift St. Lambrecht aufgelöst und Aflenz wurde zur Staatsherrschaft. Es wurde aber bald an Privatpersonen verkauft. 1959 erwarb die Gewerkenfamilie Pengg das Propsteigebäude und ließ es bis 1962 umfassend restaurieren. 1960 wurde das lokale Heimatmuseum darin untergebracht. Im August 2008 wird ein Event- und Seminarzentrum eröffnet werden.

Die Propstei ist der größte historische Gebäudekomplex im Kurort Aflenz. Er liegt etwas erhöht im Norden des Ortes neben der Kirche und ist mit dieser durch einen gotischen gedeckten Gang verbunden. Die Propstei ist ein umfangreiches zweigeschossiges Gebäude, das mit einem mächtigen Walmdach gedeckt ist. Aus diesem ragt ein kleines Uhrtürmchen hervor. Der Nordtrakt des vierflügeligen Gebäudes fällt durch seinen Treppengiebel auf. Er wurde noch im Stil der Spätgotik erbaut. Die Propsteikapelle wurde 1517 geweiht. Die anderen Trakte ließ der Abt von St. Lambrecht, Franz von Kaltenhausen, zwischen 1679 und 1693 umbauen. Der aus Rovereto stammenden Domenico Sciassia schuf den Osttrakt als Prälatur, während nach seinem Tod die übrigen Gebäudeflügel von Blasius Ruess vollendet wurden. Der Südtrakt weist an seiner Hofseite Arkaden auf. Die Fenster- und Türöffnungen sind größtenteils mit Hausteinen umrahmt. Das Portal ist mit 1693 datiert. An der Westfassade ist eine merkwürdige gotische Skulptur aus dem 14. Jahrhundert eingemauert. Sie zeigt ein wildes Tier - vielleicht einen Panther oder auch einen Teufel - das am Kopf eines Menschen tanzt. Ein breites, mit einem wappengeschmückten Gitter abgeschlossenes Treppenhaus führt zu den ehemaligen Repräsentationsräumen im ersten Stock. Hier liegt im Westtrakt das Refektorium mit einer schönen Stuckdecke aus dem Jahr 1747. Der eiserne Kastenofen zeigt das Wappen des Abtes Eugen Inzaghi. Der Prälatursaal im Ostflügel weist zierlichen Rokoko-Deckenstuck mit einem Wappen des Abtes Berthold Sternegger auf. In diesem Raum steht ein bemerkenswerter, grün glasierter Ofen aus der Zeit um 1770. Dem Hauptgebäude sind im Westen und Norden verschiedene Wirtschaftsgebäude vorgelagert.

Lage: Steiermark/Obersteiermark – ca. 15 km nördlich von Bruck/Mur

Besichtigung: teilweise möglich (Führungen sind geplant)

Homepage: www.schlossaflenz.at


Weitere Literatur:


09.05.2008