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Innsbruck - Palais Pfeiffersberg


Im 16. Jahrhundert stand hier ein Haus, das Erzherzog Ferdinand II seinem Hofmaler Johann Baptist Fontana überließ, der es 1587 an Philipp Jakob von Trezo verkaufte. Zehn Jahre später erwarb es Friedrich Schrenk von Notzing zu Angerburg, der um 1628 auch das dahinter gelegene Anwesen mit einem großen Garten besaß. Nach ihm wurde das Gebäude auch Angerburg genannt. 1642 wird Wilhelm Reinhardt als Eigentümer der Liegenschaften genannt. Der Ausbau zum heutigen barocken Palais muss in den Jahren zwischen 1712 und 1723 für Johann Baptist Pfeiffer von Pfeiffersberg erfolgt sein. Dieser Umbau dürfte durch den Architekten Georg Anton Gumpp, dem Sohn des Innsbrucker Baumeisters Johann Martin Gumpp, erfolgt sein. 1775 findet sich das Gebäude in der Verlassenschaft des Josef Rupert von Pfeiffersberg. 1801 requirierten die französischen Besatzungstruppen das Palais. Es diente den Generälen Nansouty und Demont als Standquartier. 1837 heiratete Anna von Pfeiffersberg den Militäroberkommandanten Anton Fischnaler, wodurch das Palais an dessen Familie gelangte. 1896 wurde es von der Stadt Innsbruck erworben und ein Jahr später an den Jesuitenorden verkauft, der damit das von ihm betriebene benachbarte Kolleg vergrößern konnte. 1945 wurde das Gebäude von Fliegerbomben schwer beschädigt. Es wurde aber bereits 1946/47 wiederhergestellt. Das Palais ist heute noch Besitz der Jesuiten, aber weitgehend an verschiedene Organisationen vermietet. Der Spiegelsaal kann für Veranstaltungen aller Art gebucht werden.

Das Haus ist ein viergeschossiger hochbarocker Adelsbau mit einem hakenförmigen Grundriss. Die zehnachsige Hauptfront ist zur Sillgasse gerichtet. Ihre Fensterachsen sind zwar in unregelmäßigen Abständen angeordnet, doch wirkt die Front durch ihre barocke Fassadierung recht einheitlich. Die zahlreichen Fensteröffnungen ergeben eine straffe horizontale und vertikale Gliederung. Das einfach gehaltene Erdgeschoß wird durch ein Gesims in Form eines Friesbandes von der reich verzierten Fensterlandschaft der beiden Hauptgeschosse getrennt. Die Fenster des ersten Stocks sind mit flachbogigen Verdachungen versehen, die miteinander verbunden sind und wie ein gewelltes Gesims wirken. Im zweiten Obergeschoß sind die spitzgiebelig aufgebogenen Sturzgesimse nicht mehr miteinander verbunden, erzielen aber durch ihre geraden Ansatzstücke einen ähnlichen Effekt. Unter den Verdachungen erkennt man im ersten Stock bärtige Männerköpfe und im zweiten Obergeschoß mit Muscheln verzierte Felder. Die Fenster werden von schlanken Pilastern flankiert, wodurch sich eine vertikale Fassadengliederung ergibt. Das wuchtige Barockportal aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts wird von zwei freistehenden ionischen Säulen begrenzt, die ein segmentbogig geschwungenes Gebälk tragen. Dieses zeigt in der Mitte einen steinernen Löwenkopf. In einer darüber befindlichen Nische stand eine barocke Madonnenfigur. Sie wurde durch Bomben zerstört. Die Nische ist heute leer.

Die dreiachsige Südfront des Haupttraktes wird von zwei polygonalen Eckerkern begrenzt. Ein schmaler, ebenfalls viergeschossiger Quertrakt springt nach Westen hin im rechten Winkel vor. Seine Fassade wird durch Putzbänder einfach rasterartig gegliedert. Die beiden Hauptgeschosse sind in größere Wohn- und Repräsentationsräume aufgeteilt. Im deutlich niedrigeren Attikageschoß lagen wohl die bescheidenen Zimmer der Bediensteten. Die Einrichtung wurde schon anlässlich der Adaptierung des Palais für das Jesuitenkolleg weitgehend erneuert. Erhalten hat sich nur der 80 m² große herrschaftliche Spiegelsaal im zweiten Stock des Haupttraktes, der die ganze Breite der Südfront einnimmt und auch die beiden Eckerker einbezieht. Der spiegelgewölbte Raum weist eine architektonische Gliederung durch Stuckmarmor-Lisenen und zarte Wand- und Deckenstukkaturen auf. Der Rokokostuck stammt aus der Zeit um 1740 und zeigt neben figuralen Motiven, Blumensträuße, Ranken und Bänder. Über den Spiegelfenstern sind kleine Landschaftsreliefs angebracht. Der Kamin in der zentralen Nische wurde leider durch einen geschmacklosen Heizkörper ersetzt. Im Süden des Palais erstreckte sich ursprünglich ein größerer Park, der aber mittlerweile weitgehend verbaut ist. Ein von Säulen getragener Rundpavillon, der einst hier stand, hat sich im Garten des Bundesgymnasiums Sillgasse 10 erhalten.

Ort/Adresse: 6010 Innsbruck, Sillgasse 8

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


05.05.2008