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Groß-Söding


Möglicherweise gab es hier bereits im 11. Jahrhundert einen kleinen hölzernen Wehrbau, auf dem Gefolgsleute der Eppensteiner saßen. Diesem alten steirischen Adelsgeschlecht gehörte das umliegende Gebiet. Erstmals erwähnt wird Söding 1103, als der Kärntner Herzog Heinrich III die „villa Sedinge“ dem Stift St. Lambrecht schenkte. 1147 tauschte das Stift den Hof gegen andere Liegenschaften mit dem Stift Rein, das kurz zuvor von Kaiser Konrad III ein anderes Gut in Söding erhalten hatte. Der alte Edelsitz diente nun dem Stift als Wirtschaftshof für die beiden vereinigten Besitzungen. Im 14. Jahrhundert gelangte Söding an die Stadecker. Hans von Stadeck überließ den Hof um 1369 seinem Dienstmann Mert den Perner, dessen Nachkommen sich bald nach Söding nannten. Im 15. Jahrhundert dürfte die Herrschaft an die Neuburger gekommen sein. 1563 wurde der Hof durch Gotthard Schober zum Edelmannsitz ausgebaut. Die Besitzer wechselten nun häufig. So gehörte Söding bereits 1567 Wilhelm von Gleisbach. 1629 fiel es an Erasmus Neuburger, 1643 an Sebald Roll und 1700 an den Hofkammersekretär Johann Caspar Keller von Kellersperg. Diesem gelang es, die Herrschaft durch Zukäufe stark zu vergrößern. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gehörten zu ihr 116 untertänige Häuser, die in 32 Gemeinden verstreut und in drei Ämter zusammengefasst waren. Bei der Familie Kellersperg blieb das Schloss bis 1960. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Gebäude so wesentlich umgestaltet, dass dies fast einem Neubau gleichkam. Der gut erhaltene Bau befindet sich heute im Besitz der Familie Sparowitz. Er ist zum Teil in Mietwohnungen aufgeteilt.

Schloss Groß-Söding liegt im Nordwesten der Gemeinde Söding am Hang eines kleinen Hügels. Es ist ein Bau aus dem 18. Jahrhundert. Das viereckige, einstöckige Gebäude weist einen säulengeschmückten Mittelbau an der Eingangsfront auf. Darüber springt aus seinem Walmdach ein kleiner barocker Dachreiter mit Zwiebelhelm vor. An der Südseite des Hauptbaues erstreckt sich ein Anbau mit einem quadratischen Eckturm. Der Ehrenhof wird von ein- und zweigeschossigen Wirtschaftsbauten flankiert. In den Sälen und Zimmern hat sich noch einiges von ihrer alten Ausstattung erhalten. 1972 wurden in der Obergeschoßhalle Wandmalereien vom Ende des 17. Jahrhunderts freigelegt, die tanzende Musikanten in der Art der Commedia dell’Arte zeigen. Auch die 1687 erbaute Kapelle ist mit ihrem qualitätvollen Stuck bemerkenswert. Hierher wurden Freskenreste übertragen und in die Wände eingelassen, die sich ursprünglich in der im 19. Jahrhundert abgetragenen Grazer Burgkapelle befanden und um 1600 vom Niederländer Egyd de Rye gemalt wurden. Der Altar stammt aus der Zeit um 1700. Das Altarbild stellt die Hl. Familie dar. Es ist mit Johann Veit Hauck bezeichnet und mit 1700 datiert. Das Schloss ist von einem Park mit alten Bäumen umgeben. Die einstigen Wehrbauten, wie Graben und Umfassungsmauer, sind restlos verschwunden.

Lage: Steiermark/Bezirk Voitsberg – ca. 12 km südwestlich von Graz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


03.05.2008