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Stronsdorf


Stronsdorf ist eine recht alte Siedlung des nördlichen Weinviertels. Der Ort scheint bereits 1072/91 als Schenkung des Passauer Bischofs Altmann an das Kloster Göttweig urkundlich auf. Hundert Jahre später wird ein Chadold von Stronsdorf genannt, was auf eine bestehende Herrschaft bzw. einen Herrensitz schließen lässt. Diese gelangten bald an die Zöbinger Linie der Kuenringer. Über Margarethe von Zöbing kam Stronsdorf um 1240 an die Herren von Gutrat. 1304 wurden diese von den Wallseern abgelöst, die hier bis 1456 nachweislich sind. Nachdem 1444 die benachbarte Burg Stronegg von mährischen Raubscharen zerstört worden war, übernahm Stronsdorf deren Aufgaben. In den letzten 500 Jahren hatte die Burg bzw. das heutige Schloss zahlreiche Besitzer, so 1550 die Mühlwanger, 1590 Leo Gall von Asparn und 1609 die Grafen Breuner. Am längsten, nämlich von 1650 bis 1810 befand sich Stronsdorf im Besitz der Grafen Sinzendorf, die wohl gleich zu Beginn ihrer Herrschaft das heutige Schloss errichten ließen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde es um ein Stockwerk erhöht. Stronsdorf gehörte unter den Sinzendorf zu ihrer Herrschaft Ernstbrunn. Auf diese Familie folgten 1812 Bruno Neuling, 1817 die Grafen Hardegg und 1848 die Grafen Podstatzky-Liechtenstein. Danach ging das Schloss in bürgerliche Hände über. Es befindet sich derzeit im Besitz von Janos Revay und wird bewohnt bzw. landwirtschaftlich genutzt. In einem Nebengebäude hat sich ein gehobenes Heurigenlokal etabliert.

Das äußerlich bescheidene Schloss liegt am südwestlichen Ortsrand. Es bildete im 18. Jahrhundert mit der Kirche, dem nicht mehr existierenden Kloster und einer ebenfalls verschwundenen Gartenanlage ein reizvolles Ensemble. Der längliche Barockbau ist heute viergeschossig und mit einem Walmdach gedeckt. Bemerkenswert sind die barockisierenden Rauchfänge des beginnenden 19. Jahrhunderts sowie das aufgesetzte Türmchen mit der Zwiebelhaube aus der gleichen Zeit. Auch der Putzfelddekor der siebenachsigen Hauptfassade wurde erst nach der Aufstockung um 1800 angebracht. Das Rundbogenportal ist mit einem geschweiften, pilastergestützten Giebel versehen. Darüber war ein Wappen angebracht. Die Gewölbeform der dahinter liegenden dreijochigen Einfahrt stammt aus der Erbauungszeit im 17. Jahrhundert. Es handelt sich dabei um ein von Wandpfeilern abgestütztes Platzlgewölbe mit geschweiften Stuckfeldern. Das kreuzgratgewölbte Stiegenhaus zeigt eine von Pinienzapfen gekrönte Steinbalustrade. In den Innenräumen haben sich etliche Stuckdecken aus dem frühen 18. Jahrhundert erhalten. Die Dekorationsmalereien stammen aus der Zeit um 1800. Der größte Raum des Schlosses ist der Festsaal. Seine Stuckdecke zeigt im Mittelmedaillon den Göttervater Zeus. Außerdem finden sich hier stukkierte Fensterlaibungen und ein Stuckkamin. In einigen Zimmern des vierten Geschosses ist noch die Empireausstattung vorhanden.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 10 km südwestlich von Laa/Thaya

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


01.05.2008