ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Kamegg


Die Burg wird mit Heinrich de Chambecha bereits 1150 erstmals urkundlich erwähnt. Sie gehörte zu jener Befestigungskette, die den wichtigen Handelsweg durch das untere Kamptal zu sichern hatte. Kamegg hatte Sichtverbindung zu den benachbarten Burgen Stallegg und Gars. Die ersten Burgherren nannten sich nach der Burg. Sie waren ein Ministerialengeschlecht der Babenberger und gehörten wohl zur Familie der Herren von Kaja. Bis 1312 werden ihre Mitglieder immer wieder genannt. Adelold von Kamegg-Kaja war im 12. Jahrhundert auch im Besitz von Allentsteig, das ihm durch eine Verbalhornung seinen Ortsnamen verdankt. Im 13. Jahrhundert fand ein deutlicher Ausbau der Burg statt. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gelangte diese an die Linie Kamegg-Kaja der Kuenringer. Danach saßen hier die Maissauer. 1389 wird ein eigener Burgkaplan erwähnt. Im 15. Jahrhundert war Kamegg im Besitz der Eytzinger. Von 1534 bis 1620 stellten die Herren von Puchheim die Burgherren. 1620 wurde die Herrschaft mit jener der Rosenburg vereinigt. Zu diesem Zeitpunkt hatte der kleine Wehrbau längst keine militärische Bedeutung mehr. Da sie auch den gestiegenen Ansprüchen an Wohnlichkeit und Bequemlichkeit nicht mehr entsprach und auch keinerlei Gerichtsfunktion hatte, wurde die Burg bald verlassen und verfiel. Bis 1786 sollen in der Burgkapelle noch Messen gelesen worden sein, obwohl diese nach der 1650 erfolgten Erbauung der Bründlkapelle am Fuß des Burgfelsens stark an Bedeutung verloren hatte. Im 19. Jahrhundert wurde Kamegg vollends zur Ruine.

Die bescheidenen Reste der einstigen Burg liegen auf einem nach drei Seiten steil abfallenden, felsigen Hügel über der Kamptalstraße. Lediglich im Osten ist eine Verbindung mit dem benachbarten Hügelland gegeben. Allerdings erschwerte hier ein etwa 5 m tiefer, künstlich angelegter Halsgraben feindliche Annäherungen. Das etwa 30 x 35 m große Burggelände war von einer Ringmauer umschlossen, die heute zwar restauriert ist, aber noch auf die Erbauungszeit der Burg im 12. Jahrhundert zurückgeht. Von dieser Ringmauer sind nur mehr Teile vorhanden. Größtenteils sind die äußeren Mauerschalen längst weggebrochen, so dass nur mehr das fischgrätartig (opus spicatum) angeordnete Füllmauerwerk zu sehen ist. Teile der Nordmauer wurden im 13. oder 14. Jahrhundert an ihrer Innenseite verstärkt bzw. neu aufgebaut. Am besten erhalten ist der heute noch etwa 15 m hohe Bergfried im Osten des Burgareals. Seine Grundfläche beträgt etwa 7 x 8 m, bei einer Mauerstärke von ca. zwei Meter. Die der Angriffsseite zugekehrte Ostfront ist nicht mehr erhalten, da längst eingestürzt. Im zweiten Geschoß ist an der Westseite der spitzbogige Hocheinstieg zu erkennen. Auf Grund des lagerhaften Bruchsteinmauerwerks wird eine Erbauung des Bergfrieds in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts vermutet. Von den übrigen Bauten, die sich wohl an die Innenseite der Ringmauer lehnten, sind nur mehr geringe Reste zu erkennen, die über die einstige Verwendung der Gebäude keinen Aufschluss geben. Knapp außerhalb des Berings lag an der Südseite die dem Hl. Ägydius geweihte Burgkapelle. Sie war Teil der im 13. Jahrhundert angelegten kleinen Vorburg, die zur Sicherung des Burgtores diente. In ihrer romanischen Apsis sollen 1836 noch Malereien zu sehen gewesen sein. Bis auf einen winzigen Mauerrest der Apsis ist die Kapelle heute völlig verschwunden.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 2 km nördlich von Gars

Besichtigung: ganzjährig möglich


Weitere Literatur:


25.04.2008