Im 19. Jahrhundert gab es in Wien mehrere Palais der Familie Rothschild. Sie wurden zum Großteil im Zweiten Weltkrieg bzw. in der Nachkriegszeit zerstört. Zwei sind bis heute erhalten. Jenes in der Prinz Eugen Straße wurde 1894 nach Plänen der Architekten Ferdinand Fellner und Hermann Helmer für Baron Albert Rothschild erbaut. Es ist ein Hauptwerk der Wohnhausarchitektur der beiden Architekten, die ansonsten eher für ihre zahlreichen Theaterbauten bekannt sind. Die Bauführung hatte Baumeister Donat Zifferer übernommen. Das Palais gehört noch heute der Familie Rothschild. Es ist an die brasilianische Botschaft vermietet.
Das Gebäude ist ein kleines, aber repräsentatives späthistoristisches Stadtpalais mit plastischer Gliederung und üppigem neo-barocken Dekor. Die mit Haustein verkleidete Fassade tritt im dreiachsigen Mittelteil konvex vor. Er wird durch große Pilaster vertikal gegliedert. Die beiden einachsigen Seitenflügel sind leicht schräg gestellt, so daß die relativ schmale Hauptfassade recht bewegt erscheint. Die Beletage ist durch ihre hohen französischen Fenster gekennzeichnet, die von barockisierenden Verdachungen gekrönt sind. Der Mittelrisalit ist durch ein aufgesetztes Mansardengeschoß gegenüber den Seitenflügeln überhöht. Vor seinen Fenstern liegt eine mit Steinvasen geschmückte Attikabalustrade. Im rechten Seitenflügel befindet sich das Portal, das auf den ersten Blick aus einem repräsentativen Barockpalais stammen könnte. Zwei vollplastische Atlanten tragen das schwere, reich gestaltete Gebälk, auf dem sich zwei Vasenaufsätze befinden. Im Sturzfeld wurde die Wappenkartusche des Hausherrn angebracht. Von der einfachen Einfahrt gelangt man über einen ovalen Vorraum in das durch zwei ionische Säulen gegliederte Foyer des Stiegenhauses. In der Beletage fungiert eine Kuppelhalle als zentraler Verteilungsraum. Von hier aus gelangt man in die repräsentativen Salons. Ihre Wände sind zum Teil vertäfelt, die Decken mit Neo-Rokokostuck versehen. Auch die Möbel sind im Rokokostil gehalten.
Ort/Adresse: 1040 Wien, Prinz Eugen Straße 26
Besichtigung: Als Botschaftsgebäude kann das Palais nur von außen besichtigt werden.
Weitere Literatur:
03.09.2002