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Stumm


Herzog Tassilo III von Bayern schenkte bereits im 8. Jahrhundert dem von ihm gegründeten Benediktinerkloster Herrenchiemsee etliche Güter in und um Stumm. Herrenchiemsee war ab 1215 ein Suffraganbistum des Erzstiftes Salzburg. Aus den geschenkten Gütern entwickelte sich im Lauf der Zeit die „Hofmark Stumm“, eine Grundherrschaft, die von Vögten verwaltet wurde, die auch die niedere Gerichtsbarkeit ausübten. Blutverbrechen wurden vom Landgericht in Rattenberg geahndet. Als Vögte traten ab 1158 die Grafen von Falkenstein und dann ab 1244 die Herzöge von Bayern auf. Lehensnehmer der bayrischen Herzöge waren bis etwa 1400 die Herren von Freundsberg. Ab 1504 stellten schließlich die Grafen von Tirol die Vögte. 1556 veräußerte das Bistum Herrenchiemsee seine Hofmark an den berühmten Innsbrucker Geschütz- und Glockengießer Gregor Löffler. Er ist auch als Gießer etlicher Figuren am Grabmal Kaiser Maximilians I in der Innsbrucker Hofkirche bekannt. Löffler dürfte um 1560 an der Stelle des alten Amtshauses das heutige Schloss errichtet haben. 1569 ging dieses in das Eigentum der Familie Schneeberger von Saltaus über. Es folgten die Schwazer Gewerken Dreiling (1580 – 1586), die Familie Schidenhofen (bis 1744), die Grafen Spaur (bis 1775) und dann die Grafen von Bissingen (bis 1788). Vor allem die Grafen Spaur dürften größere Umbauten vor allem im Inneren vorgenommen haben. Das bekannteste Adelsgeschlecht, dem Schloss Stumm gehörte, waren wohl die Grafen Lodron, die es von 1788 bis 1896 besaßen. Derzeitige Eigentümer sind die Nachkommen der Freiherren Braun von Stumm aus dem Saarland. Ihr Name hat aber nichts mit dem Schloss zu tun. Sie hießen schon so, als sie dieses 1937 erwarben.

Das hübsche Schlösschen liegt im Zentrum des kleinen Zillertaler Ortes Stumm. Es ist von einem gepflegten Park umgeben, der von einer Mauer begrenzt wird. Der Bau ist typisch für zahlreiche Tiroler Ansitze. Hervorstechend an dem dreigeschossigen Gebäude ist sein hohes und steiles Walmdach. Der quadratische Grundriss wird durch vier schöne Eckerker betont, die mit geschweiften Hauben versehen sind. Die darunter befindlichen Zierzinnen dienten wohl immer schon mehr der Dekoration als der Verteidigung. Über dem Portal ist der Löwe mit dem Brezelschweif, das Wappen der Grafen Lodron, sowohl als steinerne Wappenkartusche als auch darüber als Fresko zu sehen. Wie bei den meisten Tiroler und Salzburger Ansitzen üblich, haben die einzelnen Stockwerke einen durchgehenden Mittelflur. Die Erdgeschoßräume sowie jene des ersten Stocks sind zum Teil gewölbt (Stichkappen-, Grat- und Netzrippengewölbe). Im Wohnbereich haben sich einige Stukkaturen aus dem 18. Jahrhundert erhalten. Zur originalen Ausstattung zählen geschnitzte Türstöcke und Türen mit qualitätvollen alten Beschlägen. Auch einige gotische Truhen haben sich erhalten. Interessant ist ein mächtiger, blau-weißer Reiterofen aus der Zeit um 1700.

Lage: Tirol/Zillertal – ca. 15 km südlich von Jenbach

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


23.04.2008