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Clam


Burg Clam gehört zu den ältesten Burgen des Landes. Sie wurde bereits 1149, als das heutige Mühlviertel gerodet wurde, durch Walchun von Machland errichtet. Zuvor hatte sein Bruder Otto die Klöster Baumgartenberg, Waldhausen und Neu Erlaa gegründet. Ihr Familienwappen lebt noch heute im oberösterreichische Landeswappen fort. Durch die Heirat Adelheids von Machland mit dem Grafen Hermann von Velburg gelangte der Wehrbau an die Familie Velburg, deren hier sitzender Zweig sich nach Clam nannte. Als Graf Ulrich von Clam-Velburg 1218 während eines Kreuzzuges in Ägypten starb, fiel die Feste wie auch seine Burgen Klingenberg und Ruttenstein auf Grund eines Erbvertrages an den Babenberger-Herzog Leopold VI. Vom 13. bis ins 15. Jahrhundert war Clam nun ein landesfürstliches Lehen, das u. a. an die Familien Holzer und Hauser (1234) sowie 1413 an Christoph von Zinzendorf vergeben wurde. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgte der Ausbau der Burg. Damals wurde der Bergfried und den Palas aufgestockt. Die Ringmauer im Osten wurde neu angelegt. 1416 gelangte Clam durch Kauf an Gilg von Wolfstein, der kurz danach die zweite Burgkapelle errichten ließ. 1480 kam die Herrschaft nach dem Tod des Wolfgang von Wolfstein an Jörg Seusenecker und 1493 an Siegmund und Heinrich Prüschenk, den späteren Grafen Hardegg. Deren Pfleger, Stefan Perger, wurde zum Stammvater der Familie Clam-Martinic. Die Pergers scheinen 1280 erstmals in Salzburg auf und sind 1315 auf Schloss Höhenpergen in Kärnten nachweisbar. Um 1400 kamen sie nach Niederösterreich, wo sie im Laufe der Zeit die Herrschaften St. Pantaleon, Haidershofen und Vestenthal sowie Aich im Machland besaßen. Christoph Perger konnte 1524 Clam als Lehen erwerben, nachdem es bereits zeitweise im Pfandbesitz seiner Familie war.

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts war die Burg in einem guten Zustand, denn 1594 zählte sie zu den Fluchtburgen in Kriegszeiten. Um 1636 wurde die alte Feste, die im Dreißigjährigen Krieg stark gelitten hatte, vor allem unter Johann Gottfried Perger zum wohnlicheren Renaissanceschloss ausgebaut. Eine reiche Heirat brachte ihm die hiefür notwendigen Mittel. Durch die Erbauung der Ortskirche, der Anlage einer Wasserleitung und der Stiftung eines Spitals erwies er sich auch als Wohltäter des Ortes Klam. Ab 1640 durften sich die Perger „Edle Herren von Clam“ nennen und ihren ursprünglichen Namen weglassen. 1642 wurde das Lehen „freigemacht“, d. h. die Burg ging durch Kauf in das Eigentum der Familie über. 1655 wurde diese in den Freiherrenstand und 1759 durch die Kaiserin Maria Theresia in den Grafenstand erhoben. Bis 1809 befand sich auf der Burg eine Kriegsausrüstung für 100 Mann. Nach dem Aussterben der Linie Clam-Clam im Jahre 1815, übernahm der 1791 durch Heirat des Grafen Carl Josef Clam mit Maria Anna Reichsgräfin von Martinic entstandene Familienzweig Clam-Martinic Burg und Herrschaft. Bekanntestes Mitglied der Familie Martinic war Jaroslav Martinic, dessen Prager Fenstersturz den Dreißigjährigen Krieg auslöste. Die Familie Clam-Martinic, der die Burg nun in der 24. Generation gehört, stellte immer wieder hohe Politiker, Beamte und Offiziere des Kaiserhauses. An Johann Franz Freiherr von Clam, der 1691 in der Schlacht von Slankamen gegen die Türken fiel, erinnert ein Gedenkstein in der Burgkapelle. Die von ihm getragene Regimentsfahne wird in den Burgsammlungen aufbewahrt. Carl Graf Clam-Martinic begleitete den entthronten Kaiser Napoleon I in sein Exil auf die Insel Elba. Heinrich Graf Clam-Martinic war der letzte Ministerpräsidenten der Donaumonarchie unter Kaiser Karl. Dipl. Ing. Georg Graf Clam-Martinic war Gründer und bis 1976 Vorsitzender des Österreichischen Burgenvereins.

Clam ist eine der besterhaltenen Burgen Österreichs. Sie liegt strategisch günstig über der Donauebene und ist sowohl von Osten als auch von Norden her weithin sichtbar. Durch den spornartig vortretenden Burghügel ist sie an drei Seiten gut gesichert. Vor allem nach Osten zu fällt das Gelände besonders steil in die bewaldete Schlucht des Klammbaches ab. Lediglich die Rückseite erforderte durch den mächtigen Bergfried einen zusätzlichen Schutz. Obwohl sie mehrmals angegriffen und belagert wurde, konnte sie nie eingenommen werden. Dies gelang weder den Hussiten, die 1422 das unter ihr liegende Dorf niederbrannten und größere Schäden an der belagerten Burg anrichteten, noch den Ungarn 1487 unter Matthias Corvinus. Auch die Passauer Reiter unter Oberst Rammé mussten 1611 unverrichteter Dinge abziehen. 1809 musste ein Großteil der reichen Waffensammlung an die Franzosen abgeliefert werden. Hingegen richteten die russischen Besatzungstruppen nach dem Zweiten Weltkrieg im Gegensatz zu den meisten Mühl-, Wald- und Weinviertler Burgen in Clam fast keine Schäden an. Von der Romanik bis zum Barock sind auf Burg Clam alle Baustile vertreten. 1636 wurden die letzten größeren Umbauten durchgeführt. Fast wäre die Burg jedoch noch neugotisch umgebaut worden, doch der Plan des Wiener Dombaumeisters Friedrich Schmidt von 1878 wurde glücklicherweise nicht ausgeführt. 1967 wurde Clam durch die Einrichtung eines Burgmuseums für Besucher geöffnet. In den Jahren zwischen 1970 und 1990 fanden umfangreiche Restaurierungsarbeiten statt. Renovierungen führen immer wieder zu interessanten Entdeckungen. So wurden zuletzt 1996 im „Ersten Winterzimmer“ sieben unter der Tünche verborgene Medaillons freigelegt, die musizierende Damen zeigen. Der Raum wurde danach zum Musikzimmer umfunktioniert. Nachdem die Ostbastei ins Tal gerutscht war, ließ Dipl. Ing. Georg Graf Clam-Martinic diese erneuern und im Inneren zu einem Atomschutzbunker ausbauen, der bis zu 50 Personen Platz bietet und auch der benachbarten Zivilbevölkerung im Ernstfall zur Verfügung steht. Für Hochzeiten und andere Festlichkeiten können die Repräsentationsräume der Burg angemietet werden. Seit etlichen Jahren werden im Gelände unterhalb der Burg in den Sommermonaten Rock-Konzerte veranstaltet.

Die Zufahrt zur Burg führt durch einen von hohen Bäumen bestandenen Park zum gedrungenen äußeren Torturm mit dem daneben liegenden rundbogigen Steintor. Der Keilstein der Rustikarahmung ist mit 1642 datiert. Die Anlage gruppiert sich um drei Höfe. Es handelt sich dabei um die ehemalige Untere Burg. Der große erste Hof ist von Wirtschaftsgebäuden, Kanzleien, Stallungen und Remisen umgeben. Der äußere Torturm sowie die Bauten an der Nordseite stammen aus dem 15./16. Jahrhundert. Jene an der Südseite sind im Erdgeschoß spätmittelalterlich, wurden aber später aufgestockt. Durch ein Renaissancetor, das neben einer Inschrift, die auf Bauarbeiten durch Johann Gottfried von Clam Bezug nimmt, die Jahreszahl 1636 zeigt, gelangt man in den schmalen zweiten Hof. Dieser wird an seiner gesamten Südseite vom 41 m hohen, fünfstöckigen Palas begrenzt. Es ist ein mächtiger querrechteckiger Baukörper mit einem zinnengesäumten, nach Osten hin abfallenden Pultdach. Im fünften Geschoß ist eine halbvermauerte Spitzbogenpforte zu erkennen. Die der Vorburg zugewendete Westseite war ursprünglich als Schildmauer gedacht und daher fensterlos. Der Palas dürfte um 1300 errichtet worden sein. Renaissanceumbauten erfolgten im vierten Viertel des 16. Jahrhunderts. Die meisten Fenster wurden erst ab dem 16. Jahrhundert ausgebrochen. Auf Grund des abfallenden Geländes ist sein Erdgeschoß nur teilweise ausgebildet. Im zweiten, dritten und vierten Geschoß gibt es jeweils eine große Halle. Die seitlichen Räume sind zum Teil mit Holzkassettendecken und Renaissanceportalen ausgestattet. Auch die Halle im vierten Geschoß trägt eine Holzdecke. Die beiden anschließenden Räume sind mit Stuckdecken aus der Zeit um 1630 geschmückt. Der hölzerne Treppenaufgang wurde erst im vierten Viertel des 19. Jahrhunderts eingebaut, ersetzt aber einen wesentlich älteren Vorgänger. Im Nordteil des fünften Palas-Geschosses liegt die mit einer Balkendecke versehene romanische Kapelle. Sie erhielt 1360 ihre Messlizenz. 1934 wurden hier bemerkenswerte Kalkmalereien aus der Zeit um 1380 entdeckt und 1951 freigelegt. Sie gelten als eines der Hauptwerke der böhmisch beeinflussten Wandmalerei des späten 14. Jahrhunderts in Österreich. Man erkennt u. a. Christus am Ölberg sowie die Verkündigung Mariens. Daneben gibt es zahlreiche Heilige und Bischöfe, vermutlich die 14 Nothelfer. Die Figuren sind teilweise mit Spruchbändern versehen. Die Westwand ist auf Grund eines späteren Umbaues leider nicht erhalten.

Im Südflügel des zweiten Hofes befindet sich das Landschaftszimmer. Dieser 1803 von Josef Fürst mit Seccomalereien ausgestattete Raum zeigt idealisierte Ansichten etlicher oberösterreichischer Burgen, wie Rannariedl, Klingenberg und Ruttenstein. Er wird von der Familie gerne für festliche Zusammenkünfte genützt. An der Nordseite des Hofes verläuft eine Steinbalustrade. Ein hoher innerer Torturm mit Zwiebelhelm sicherte das große rote Tor, das den Zugang in den innersten Hof ermöglicht. Dieser ist von unregelmäßig angeordneten, dreigeschossigen Arkaden aus dem Jahr 1581 malerisch umgeben. Die Rundbögen werden im Erdgeschoß von schweren Steinpfeilern und in den darüber liegenden Stockwerken von zierlichen toskanischen Säulen gestützt. Die gemauerten Brüstungen in den Obergeschossen zeigen Felderteilungen. Im Sommer sind sie prächtig mit Blumen geschmückt. Die Arkadengänge sind mit Kreuzgratgewölben ausgestattet. Zahlreiche Jagdtrophäen schmücken ihre Wände. Das Allianzwappen Clam-Salburg über der rundbogigen Tür zum Treppenaufgang ist mit 1581 datiert. Die dem inneren Hof zugewandte Wand des Palas ist mit sgraffitierten Fensterumrahmungen und Bänderungen aus der Zeit um 1581 dekoriert. Sie wurden erst 1985 bei einer Restaurierung gemeinsam mit einigen Pechnasen aufgedeckt. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert entstand östlich des Wohnturmes über dem Steilabfall zum Klammbach eine Gebäudegruppe, in deren ersten Stock sich die dem Heiligen Kreuz geweihte spätgotische Burgkapelle befindet. Sie ist der architektonisch bemerkenswerteste Raum der Burg. Der hohe, aber schmale Sakralraum besteht aus drei winzigen Schiffen, die sich zum Altar hin fast auf die doppelte Breite erweitern. Der polygonale Chor wird durch drei schlanke Spitzbogenfenster beleuchtet. Das Kreuzrippengewölbe ruht auf zwei schlanken Granitpfeilern. Die großen Schlusssteine zeigen Wappen und religiöse Darstellungen. Der Altar mit der großfigurigen Kreuzigungsgruppe wurde 1631 vom Linzer Holzschnitzer Hans Heinz geschaffen. Die vier großen Tafelbilder an den Wänden stammen vom Regensburger Maler Christoph Fuchs. Vor dem Oratorium hängt ein Gobelin, der von Leopoldine Gräfin Salm-Reiferscheidt in dreijähriger Arbeit angefertigt wurde. Die Kapelle birgt die Renaissance-Grabplatte von Christoph II Perger (1581). Sie zeigt ihn in voller Rüstung.

Durch eine gotische Eisentür in der Südostecke des Arkadenhofes gelangt man in die Burgapotheke, deren spätgotisches Kreuzgratgewölbe von einer mächtigen runden Mittelsäule gestützt wird. Die beiden, in Wandnischen eingepassten, großen Apothekerschränke stammen angeblich noch aus der Zeit um 1603, als die Apotheke eingerichtet wurde. Aus der Barockzeit stammt der Innere Torturm mit seiner Zwiebelhaube. In den Räumen der Burg findet man Möbel und Bilder vom 15. bis zum 20. Jahrhundert. Zu den Sammlungen des Burgmuseums gehören u.a. Waffen aus dem Familienbesitz und der Arbeitsstuhl von Christoph II Perger (1568), der mit der Haut seines Lieblingspferdes „Mütz“ bespannt ist. Ein kleines Museum enthält Erinnerungen an die Weltreise des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand in den Jahren 1892/93, auf der er u. a. von Heinrich Graf Clam-Martinic begleitet wurde. Im Porzellankabinett findet man seltenes Meißner, Nymphenburger und Augartener Porzellan aus dem 18. Jahrhundert. Einige Urkunden des reichhaltigen Burgarchivs sind in Vitrinen ausgestellt. Der isoliert, etwa 100 m oberhalb der Hauptburg liegende, runde Bergfried stammt in seinem unteren Bereich noch aus romanischer Zeit. Der obere Teil geht auf das 15. Jahrhundert zurück. Der Turm ist 43 m hoch, weist einen rundum laufenden hölzernen Wehrgang auf und ist mit einem spitzen Kegeldach versehen. Er ist aus Bruchsteinmauerwerk aufgeführt und mit Holzschindeln gedeckt. Der Bergfried war einst Teil der Oberburg, deren übrige Bauten aber längst komplett verschwunden sind. Zu den unterhalb der Burg gelegenen Nebengebäuden zählt der mit 1648 bezeichnete ehemalige Meierhof, in dem heute die Burgschenke sowie ein Reitclub untergebracht ist, sowie das alte – heute revitalisierte - Brauhaus. Auch das Gebäude der Herrschaftsmühle ist noch erhalten.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel, ca. 9 km westlich von Grein

Besichtigung: Von Ostern bis Allerheiligen werden täglich Führungen (10.00 – 17.00) abgehalten

Homepage: www.burgclam.com


Weitere Literatur:


22.04.2008