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Baden - Scharfeneck


Archäologische Funde zeigen, dass das Burggelände bereits um 1100 besiedelt war. 1923 entdeckte man in einem kleinen Erdstall unmittelbar neben der Burg zahlreiche römische Münzen und Tonscherben. Das kleine Scharfeneck bildete im Hochmittelalter gemeinsam mit den wesentlich größeren Burgen Rauheneck und Rauhenstein ein Befestigungsdreieck, das die wichtige Straße von Baden durch das Helenental nach Heiligenkreuz zu sichern und bei Bedarf zu sperren hatte. Aus den meisten mittelalterlichen Urkunden, in denen eine Feste Scharfeneck erwähnt wird, geht nicht hervor, ob jene bei Baden oder jene bei Mannersdorf/Leitha gemeint ist. Die erste gesicherte Nachricht stammt erst aus dem Jahr 1405, als Friedrich von Scharffenekk, als Besitzer erwähnt wird. Auf Grund der Struktur des Mauerwerkes ist ihre Erbauung aber bereits gegen Ende des 12. oder zu Beginn des 13. Jahrhunderts anzunehmen. Bei den hier lebenden Burgherren dürfte es sich um eher unbedeutende Vasallen der Rauhensteiner gehandelt haben, was auch erklärt, dass bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts kein Scharfenecker in einschlägigen Urkunden aufscheint. Die Burg dürfte bereits gegen Ende des 13. Jahrhunderts wieder verlassen worden sein. 1476 wird ein Ulrich Kamper genannt, der sich nach Scharfeneck nannte. Seine Nachkommen scheinen bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts des öfteren urkundlich auf. Die Burg fiel aber 1517 durch Heirat wieder an die Rauhensteiner zurück. 1595 wird Scharfeneck bereits als „ödes Schloss“ bezeichnet. Ob daran die Türken Schuld hatten, ist nicht mehr zu klären. Das heute zu einem größeren Forstbetrieb gehörende Burgareal ist im Besitz der Badener Familie Doblhoff, der seit dem 18. Jahrhundert auch die beiden Nachbarburgen gehören. Vermutlich weil es von Scharfeneck so wenige gesicherte Nachrichten gibt, entstanden vor allem im 19. Jahrhundert mehrere Sagen, die es mit Tempel- und Raubrittern sowie mit dem Teufel persönlich in Verbindung bringen wollen.

Wenn man heute die auf einem Ausläufer des Lindkogels im dichten Wald versteckten Ruinenreste gefunden hat, kann man sich kaum vorstellen, dass man einst von hier Sichtverbindung nicht nur zu den benachbarten Burgen Rauheneck und Rauhenstein, sondern auch nach Leesdorf und Tribuswinkel hatte. An Hand der Mauerreste kann man erkennen, dass die bescheidene Anlage von einer Ringmauer rechteckig umgeben war. An ihrer Südwestseite sprang ein runder Bergfried vor. Sein unterer Bereich war als Keil ausgebildet, der gegen den Burgweg gerichtet war. Unmittelbar neben dem Bergfried, von dem praktisch kein aufgehendes Mauerwerk mehr erhalten ist, lag das Tor. Es war durch einen Halsgraben und den Bergfried geschützt. Der kleine Palas lag an der dem Turm gegenüber liegenden Schmalseite. Er ist bis auf Reste seiner Außenmauer komplett verschwunden. Dem Palas im Osten vorgelagert, finden sich noch Mauerspuren, von denen angenommen wird, dass es sich um die ehemalige Burgkapelle gehandelt hat. Sie befand sich bereits außerhalb der Ringmauer. Diese ist der am besten erhaltene Bauteil der Burg. Sie wurde in den letzten Jahrzehnten gesichert. Das lagerhafte Bruchsteinmauerwerk ist stellenweise bis in eine Höhe von etwa 5 Meter erhalten. Eine mehrere Meter lange Bresche an ihrer Südseite lässt die Vermutung aufkommen, dass die Feste gewaltsam zerstört wurde. Am Fuße des Burghügels liegt die sog. Hauswiese. Ihr Name bezieht sich auf das „Feste Haus“ der Burg. Ob sich hier einst der Turnierplatz der Feste befand, wie es die Überlieferung wissen will, ist eher zu bezweifeln. Vermutlich war Scharfeneck zu unbedeutend, um einen eigenen Turnierplatz zu haben.

Lage: Niederösterreich/Wienerwald – oberhalb des westlichen Ortsendes von Baden

Besichtigung: ganzjährig frei zugänglich


Weitere Literatur:


19.04.2008