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Fürstenfeld - Landesfürstliche Burg


Die Burg am Stein war die Hauptburg von Fürstenfeld. Als Grenzfeste gegen Osten hatte sie viel zu erleiden. Wahrscheinlich wurde sie um 1170 von Markgraf Ottokar IV, dem steirischen Landesfürsten, gleichzeitig mit der ersten Stadtgründung errichtet. 1185 wird sie erstmals urkundlich erwähnt. Sie war im 12. Jahrhundert ein wichtiger Stützpunkt für die Kolonisierung der Oststeiermark. Anlässlich der Stadterweiterung von 1220 durch Herzog Leopold VI wurde auch die Stadtburg vergrößert. Der Grund, auf dem die Stadt erbaut worden war, befand sich ursprünglich im Besitz der Wildoner und kam über die Traungauer an die Babenberger. Die Burg war Sitz des landesfürstlichen Burg- und Stadthauptmannes und wurde von Burggrafen verwaltet. Als erster scheint gegen Ende des 12. Jahrhunderts ein Konrad von Fürstenfeld auf. Der 1234 genannte Walther begründete das angesehene Geschlecht der Pris von Fürstenfeld, das bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts mit der Verwaltung der Burg betraut war. Auch die folgenden Verwalter nannten sich nach der Stadt. Sie saßen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts in der Burg und zogen sich dann auf einen der Türme der Stadtbefestigung zurück. Auf diese Fürstenfelder folgten Burggrafen aus verschiedenen steirischen Familien. Nach dem Aussterben der Stadecker kam die Burg als Pfandbesitz an die Grafen von Montfort. Graf Stefan von Montfort übergab 1437 die Herrschaft Stein an König Friedrich IV. Dieser verpfändete sie noch im gleichen Jahr an Hans von Stubenberg. 1445 fiel sie an den Landesfürsten zurück. Während der Ungarnkriege wurden die Befestigungen stark ausgebaut und mit Söldnern besetzt. Dies nützte jedoch nicht viel, denn 1469 gelang es den Truppen des Andreas Baumkircher die Besatzung zu überrumpeln und Stadt und Burg einzunehmen. Ein kaiserliches Entsatzheer wurde wenige Monate später vor den Mauern von Fürstenfeld vernichtend geschlagen. Erst im nächsten Jahr konnte Graf Wilhelm von Tierstein Stadt und Burg für den Kaiser wieder zurück erobern. 1480 gingen beide neuerlich an die Ungarn verloren. Auch hier wurden die eilends aufgebotenen kaiserlichen Entsatztruppen völlig aufgerieben. Nach dem Tod ihres Königs Matthias Corvinus räumten die Ungarn 1491 wieder Fürstenfeld.

Bei Stadtbränden in den Jahren 1503 und 1509 wurde auch die Burg stark beschädigt. Danach wurde diese mehrfach verpfändet, was ihrer Bausubstanz nicht gut bekam. Allerdings hatte 1562 auch ein weiterer Stadtbrand große Schäden angerichtet. Diese mussten anschließend durch Achatz von Herberstein behoben werden. Auch der 1575 eingesetzte neue Pächter, Jonas von Wilfersdorf, hatte hohe Baukosten zu tragen, die er durch eine willkürliche Erhöhung der Robot hereinzubringen versuchte, was zu massiven Beschwerden seiner Untertanen vor allem in Fehring führte. 1578 wurde die Herrschaft dem Hofkriegsratspräsidenten Franz von Poppendorf übertragen. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wird berichtet, dass Stadt und Schloss nur schlecht bewaffnet waren. Der Verwalter Kaspar Kempinsky nahm zwar 1590 umfangreiche Ausbauten der Wehreinrichtungen vor, doch stellte eine staatliche Kommission schon zwei Jahre später fest, dass Schloss und Meierhof baufällig waren. 1605 eroberte der Heiducken-Oberst Gregor Némethy Fürstenfeld im Handstreich und plünderte es aus. Der erst 1593 neu erbaute Meierhof wurde niedergebrannt. 1621 wurde die Herrschaft an die Freiherren Hans Christof und Rudolf von Paar verpfändet und schließlich 1625 verkauft. Da Julius Freiherr von Paar seine Steuerschulden nicht bezahlen konnte, wurde ihm 1637 die Herrschaft durch die steirische Landschaft entzogen und an Maximilian Graf Trautmannsdorf verkauft. 1672 überfielen wieder einmal die Ungarn Fürstenfeld und plünderten es völlig aus.1683 vernichtete ein Blitzschlag den wegen der Türkengefahr mit Schießpulver wohl gefüllten Pulverturm, wodurch es auch in der Stadt zu schweren Beschädigungen kam. 1703 kaufte Julius Graf Paar die Herrschaft am Stein. Ein Jahr später standen die Kuruzzen vor den Toren Fürstenfelds, konnten aber durch die starke Garnison unter General Hannibal Graf Heister abgewiesen werden. Dies wiederholte sich im nächsten Jahr. Als die Zeiten im 18. Jahrhundert ruhiger wurden, verzichtete man auf eine Instandhaltung der Wehreinrichtungen. 1776 kaufte der österreichische Staat das Schloss und richtete darin eine Tabakfabrik ein, die zuvor im Schloss Pfeilburg untergebracht war. Dem Ausbau dieser Fabrik mussten seither die meisten Gebäude der einstigen Burg weichen oder wurden so verändert, dass sie nichts mehr Schlossartiges an sich haben. Im Laufe des Jahres 2008 wird die hier angesiedelte Zigarrenproduktion nach Wales verlegt werden. Was mit den Gebäuden des ehemaligen „Schlosses am Stein“ passiert, ist nicht abzusehen. Sie befinden sich nach wie vor im Besitz der Austria Tabakwerke AG.

Die ehemalige Stadtburg liegt an der am meisten gefährdeten Stelle im Nordosten der Stadt. Ihr einstiges Aussehen ist nicht mehr zu eruieren. Man kann jedoch als sicher annehmen, dass ihre Wehrmauern mit den Stadtmauern verbunden waren. Um auch vor Überraschungen von der Stadt her geschützt zu sein, war die Burg von einer zweiten inneren Mauer umgeben. Auch ein Graben war vorhanden. Vermutlich bestand die Anlage ursprünglich aus mehreren kleinen Türmen und Einzelbauten, denn 1185 werden in einer Urkunde gleichzeitig sechs Fürstenfelder als landesfürstliche Dienstmannen erwähnt. Später wurde die Burg zu einem zweigeschossigen dreiflügeligen Komplex ausgebaut, der um einen Pfeilerarkadenhof gelagert war. Dieser war ursprünglich nach Osten hin offen, bis er 1869 durch einen neuen dreigeschossigen Flügel geschlossen wurde. Der Westflügel war bereits 1827 umgebaut worden. Hinter der Fabrik liegt an der Nordostecke der alten Stadtbefestigung die Schlossbastei. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet und 1891 umgebaut. Ein Stück der alten Festungsmauer führt noch von ihr nach Süden.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 35 km östlich von Gleisdorf

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


15.04.2008