ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Petzenkirchen


Der Ortsname geht auf die Koseform Petzo des im Mittelalter recht verbreiteten Personennamens Berengar zurück. Bischof Berengar von Passau (1013 – 1045) war der Gründer der Pfarrkirche von Petzenkirchen. Ein Daniel von Petzenkirchen wird 1285 in einer Urkunde als Bürge genannt. Als Grundherr tritt Ritter Hans Hager 1364 auf. Im 15. Jahrhundert war Petzenkirchen zeitweise ein Teil der Herrschaft Purgstall, doch nannte sich 1471 Hans Glas neuerlich nach Petzenkirchen. Die um 1510 gebräuchliche Bezeichnung „gebrochenes Schloss“ lässt darauf schließen, dass der Ansitz bereits zur Ruine verkommen war. 1538 gelangte die Herrschaft durch Heirat an den Ritter Siegmund Hager von Allentsteig. Das wieder aufgebaute, aber nur schwach bewehrte Schloss musste 1596 den aufständischen Bauern übergeben werden. Seine Besatzung schloss sich diesen an. 1628 gelangte Petzenkirchen an Johann Adam von Gabelkoven. 1717 übernahm Franz Philipp Freiherr von Risenfels die Herrschaft. Zwischen 1804 und 1823 befand sich diese in bürgerlichem Besitz. Dann erwarb sie Kaiser Franz II (I) für den kaiserlichen Patrimonialfonds. Dessen Besitznachfolger, die Republik Österreich, richtete hier nach 1945 die Versuchsanstalt für Kulturtechnik und Bodenwasserhaushalt ein. 1953 musste aus Platzgründen hinter dem Schloss ein erster Zubau errichtet werden, dem 1987 ein weiterer folgte. Das Gebäude wurde in den Jahren zwischen 1998 und 2002 umfassend restauriert.

Das Schloss liegt am Nordrand des alten Ortskernes. Der Vischer-Stich von 1672 entspricht weitgehend seinem jetzigen Aussehen, doch ist Petzenkirchen dort noch als Wasserschloss gezeichnet. Der kreisrunde Wassergraben ist heute längst verschwunden, doch ist sein Verlauf im Osten noch im Gelände erkennbar. Das zweigeschossige Gebäude hat den Grundriss eines etwas verzogenen Vierseithofes. Ältester Bauteil ist der Westtrakt, der im Keller noch spätgotische Bruchsteinmauern zeigt. Er dürfte ursprünglich der Hauptbau gewesen sein. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde er zum heutigen Vierflügelbau erweitert. Seine Schauseite ist dem Ort zugewandt. Hier steht auch der etwas aus der Front hervortretende, dreigeschossige und viereckige Torturm mit seinem steilen Pyramidendach. Am Rundbogenportal aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts konnten noch Reste der Torverriegelung sowie die Rollenlöcher der einstigen Zugbrücke festgestellt werden. Allerdings wurden diese bei der letzten Restaurierung vermauert. Die Malereien an der Fassade des Torturmes stammen aus dem 20. Jahrhundert. Die Durchfahrt zum Hof ist mit einem Kreuzgratgewölbe versehen, auf das kleine Wappen aufgesetzt wurden. Die Wände des seit 2002 glasgedeckten Innenhofes sind mit drei Wappen der Familie Gabelkoven aus der Zeit um 1690 geschmückt. Die Kellerräume sind tonnengewölbt. Die Zimmer im Erdgeschoß weisen meist Kreuzgrat- und Netzgratgewölbe auf, während im Obergeschoß Holzbalkendecken üblich waren. Eine davon ist mit einem Kerbschnittdekor aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts versehen.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 2 km nördlich von Wieselburg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


13.04.2008