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Rothenfels


Die Gegend um Oberwölz war einst Kammergut der deutschen Könige. 1007 schenkte sie König Heinrich II dem Bistum Freising. Die Bischöfe errichteten um 1020 als Verwaltungsmittelpunkt einen vermutlich hölzernen Wehrbau, der zunächst nur aus einem Turm bestand, an den später Wohn- und Wirtschaftsgebäude angebaut wurden. Als Burggrafen wurden Freisinger Dienstleute eingesetzt, die aus dem benachbarten Winklern stammten und sich nach Welz nannten. Erst später wurde die Burg Welz bzw. Wölz wegen der rötlichen Farbe des Burgfelsens Rotenvels genannt. Die Welzer waren über 300 Jahre lang als freisingische Verwalter tätig. Erst ab dem 14. Jahrhundert werden auch Mitglieder anderer steirischer Familien als Burggrafen genannt. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts erfolgte ein Ausbau der 1305 erstmals urkundlich erwähnten Burg. Damals wurde auch die neben dem Tor liegende Katharinenkapelle vergrößert. 1413 verlieh der Freisinger Bischof Rothenfels an Reinprecht von Wallsee, der Niklas Baumkircher als Burggrafen einsetzte. Im Zuge einer Fehde der Wallseer gegen den steirischen Landesfürsten Herzog Ernst wurde die Burg durch Hans von Stubenberg überfallen und Niklas Baumkircher verjagt. 1418 erhielt Reinprecht Rothenfels wieder zurück. Im gleichen Jahr bestätigten die Herren von Liechtenstein ihm, dass dem Niklas Baumkircher kein Verschulden am Verlust der Feste Rotenvels an den Stubenberger treffe. Ab 1425 setzten die Bischöfe wieder eigene Verwalter aus der Familie Welzer ein. Unter Hans Welzer kam es bei der Einhebung der Türkensteuer 1476 zu einem Gefecht mit aufmüpfigen Bauern, die die Steuer nicht bezahlen wollten. Dabei wurde ein Untertan getötet. Vier Jahre später gelang es Welzer sowohl die Ungarn als auch kaiserliche Truppen abzuweisen, die Burg Rothenfels und die Stadt Oberwölz besetzen wollten.

Bis 1490 fanden immer wieder Übergriffe der kaiserlichen Pfleger der benachbarten Herrschaft Baierdorf statt, so dass der Freisinger Bischof Söldner anheuern musste, um die Lage zu stabiliseren. Erst nach dem Abzug der Ungarn aus der Steiermark im Jahr 1490 trat wieder Ruhe ein. 1604 kam es durch Misswirtschaft zu hohen Steuerschulden, so dass eine Pfändung der Herrschaft nur mit Mühe verhindert werden konnte. 1632 wurde Rothenfels an Martin Jocher verpfändet. Die zur Grundherrschaft Rothenfels gehörenden untertänigen Bauern lebten vor allem im Wölz- und im Katschbachtal. Sie waren in vierzehn Ämtern zusammengefasst. Von 1656 bis 1848 war mit der Burg ein ausgedehntes Landgericht verbunden, das der Freisinger Bischof 1656 vom Landgericht Frauenburg erwarb und Rothenfels angliederte. Wie in den meisten abgelegenen Teilen des Landes blühte auch in Oberwölz der Hexenglaube, worüber die Akten des Landgerichtes berichten. Nach dem Tod des letzten Pfandinhabers Adam Jocher fiel die Herrschaft wieder an das Bistum zurück, das neuerlich Pfleger einsetzte. Als letzter Burgpfleger amtierte der freisingische Hofkammerrat Franz X. Straberger von 1770 bis 1800. Im Zuge der Säkularisierung wurde Rothenfels 1803 vom Staat eingezogen und 1823 versteigert. Auf den neuen Burgherren Eduard Triegler folgten mehrere Hammerherren und bürgerliche Besitzer, so 1938 der Holzhändler Morosutti und dann die Firma Weinzinger aus Wien. Derzeitiger Eigentümer ist Wolfgang Steiner, der neben einer Forstwirtschaft unterhalb der Burg einen Campingplatz und zwei Badeseen betreibt. In der Burg Rothenfels können Ferienwohnungen und im Sommer einzelne Zimmer gemietet werden.

Die Burg liegt südöstlich der Stadt Oberwölz auf einem schmalen Bergrücken, dessen Felsen an drei Seiten senkrecht gegen das Wölztal abfallen. Lediglich im Norden verbindet ein Sattel das Burgareal mit dem dahinter liegenden Bergland. Rothenfels war daher schon von der Natur aus gut gesichert, doch glaubte man zu seinem Schutz zusätzlich drei Wehrmauern errichten zu müssen. Die unterste ist mit einem Eckturm verstärkt und war mit einem gedeckten Wehrgang ausgestattet. Die Anlage besteht aus der Hauptburg und einer etwas tiefer gelegenen Vorburg. Die Bauten sind im Kern noch mittelalterlich, doch folgten Zubauten im 17. und 18. Jh. sowie historisierende Ergänzungen im 19. Jahrhundert. Die mittelalterliche Hauptburg nimmt die Südostecke des Gesamtkomplexes ein. Sie bestand ursprünglich aus einem, dem Gelände angepassten Wohntrakt und dem mächtigen viereckigen Bergfried. Dieser erhob sich auf der höchsten Stelle des Burggeländes, wurde aber später weitgehend abgetragen. Im Laufe der Zeit erfolgte der Ausbau nach Westen hin. Im ersten Obergeschoß der Südwestecke liegt die kleine, der Hl. Katharina geweihte Burgkapelle. Sie ist ein einjochiger Raum mit einem 5/8-Schluss, dessen Gewölberippen längst abgeschlagen sind. An ihrer Süd- und Südostseite befindet sich je ein doppelt gekehltes Spitzbogenfenster. Eine spitzbogige Lavabonische mit Wulstprofilierung ist in der Südostwand ausgespart, ebenso eine rechteckige Sakramentsnische in der Nordostwand. Ansonsten ist die Einrichtung modern. Der Eingang in den Sakralraum erfolgt durch eine spätgotische eisenbeschlagene Tür an der Nordseite. An der Westwand ist das Wappen der Welzer aufgemalt. An die Kapelle wurde im 17. Jh. ein weiterer Bautrakt angeschlossen, der den westlichen Abschluss des Burgkomplexes bildet. Nach Norden zu fällt das Gelände leicht ab. Hier liegt ein Vorhof, der im Nordosten vom mittelalterlichen Torturm mit Zugbrücke und einer im Norden verlaufenden Umfassungsmauer begrenzt wird. Davor befand sich ein breiter Graben. Die Mauer wurde im 19. Jh. historisierend mit Zinnen geschmückt. An der Nordwand des zweiten Hofes führt eine mit Bändern beschlagene Eisentüre aus dem 16. Jh. in den tiefer gelegenen dritten Hof. Unter den Innenräumen ist ein Eckzimmer im zweiten Obergeschoß des Südwesttraktes bemerkenswert. Es diente als Gerichtsraum. Hier hat sich eine bemerkenswerte Stuckdecke erhalten. Die Seccomalerei von 1725 im Mittelfeld zeigt Diana mit einem ihr huldigenden Ritter samt Gefolge. Eine Inschrift weist auf Johann Wolfgang Prankh hin. Die Wohnräume wurden zum Teil im 19. Jahrhundert in einem historisierenden Stil erneuert. Während das Mobiliar zum größten Teil zugekauft ist, stammt ein großer Archivkasten mit gemalten Aufschriften auf den einzelnen Laden vom Originalbestand aus dem 17. Jh.

Lage: Steiermark/Weststeiermark – oberhalb der Stadt Oberwölz

Besichtigung: meist nur von außen möglich

Homepage: www.rothenfels.at


Weitere Literatur:


09.04.2008