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Niederabsdorf


Die Gegend um Niederabsdorf gelangte 1045 und 1048 durch Königsschenkungen in den Besitz des bayrischen Benediktinerstiftes Niederaltaich. Zunächst wurden Angehörige aus der Familie der Formbacher als Vögte eingesetzt. Deren Nachfolger, die Streun von Falkenstein, waren im 13. Jahrhundert eher daran interessiert, ihre eigenen Einkünfte zu steigern als jene des Klosters. 1232 scheinen die Herren von Krumbach und dann bis 1312 die Tursen von Rauheneck als Vögte auf. Als Gutsverwalter wird 1303 in einem Urbar Dietricus de Abstorf genannt. 1312 übernahm der Hofmarschall Dietrich von Pillichsdorf das Amt des Klostervogtes. 1406 wurden die Liechtensteiner damit betraut. Sie dürften eine Erweiterung der bisher eher bescheidenen Wehranlage durchgeführt haben. Um 1524 wird erstmals ein Schloss urkundlich erwähnt. Drei Jahre später verkaufte es das Kloster an Wolf Fazi. Dieser errichtete um 1604 das Neuschloss. 1615 kaufte Ferdinand Haitzing den Besitz, doch konnte er weder den Kaufpreis voll erlegen, noch das Gut gewinnbringend führen. Niederabsdorf kam zuerst an Maximilian Fürenz und dann an die Familie Althan. 1663 war das Schloss noch gut bewehrt und wurde daher als Zufluchtsort für die Zivilbevölkerung in Kriegszeiten bestimmt. Von Graf Otto Ferdinand von Hohenberg gelangte Niederabsdorf 1691 neuerlich an die Fürsten Liechtenstein. Es wurde bis heute meist verpachtet. 1844 richteten die Pächter im Schloss eine Zuckerfabrik ein, wodurch es völlig seinen herrschaftlichen Charakter verlor. Der stark herunter gekommene Bau wird auch heute noch vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. Daneben wird ein Reitstall betrieben. Das einstige Schloss macht eher den Eindruck eines Kolchosengebäudes als den eines einstigen Herrensitzes. Bewohnt wird nur mehr der zum ehemaligen Park gerichtete Südosttrakt.

Das Schloss liegt neben der Pfarrkirche auf einer Terrasse im Ortszentrum von Niederabsdorf. Von der am Vischer-Stich dargestellten vielgliedrigen Anlage ist nur ein kleiner Teil – der einstige Wirtschaftshof – erhalten. Er wurde im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts durch den Einbau eines Torturmes neuerlich zum Schloss umgestaltet. Es ist ein zweigeschossiger vierflügeliger Bau um einen lang gestreckten, rechteckigen Innenhof. Schlossartig ausgestaltet ist lediglich der Eingangstrakt im Süden. Allerdings ist die Südwestfront durch den brutalen Einbau eines modernen Einfahrtstores verschandelt. Auch die modernen Fenster sind eher störend. Unter dem hohen Walmdach erstrecken sich beiderseits des Mittelturmes je acht Fensterachsen. Die Fassadenkanten waren mit einer aufgeputzten Eckquaderung versehen, doch ist der ursprüngliche Putz teilweise abgefallen. An anderen Stellen wurde er vereinfacht erneuert. Der viereckige Turm ist einachsig und fünfgeschossig. Das korbbogige Portal ist von einem rustizierten Rahmen umgeben. Die bereits komplett verrostete Uhr im obersten Geschoß funktioniert schon lange nicht mehr. Das flache Dach des Turmes wurde einst von einer Steinbrüstung mit Baluster begrenzt. Die zwischen Kirche und Schloss verlaufende Straße benützt einen Rest des ehemaligen Schlossgrabens. Der hier befindliche Schlosstrakt ist völlig schmucklos. Er wurde im 19. Jahrhundert als Silobau für die Zuckerfabrik erneuert. Mit Ausnahme des Grabenrestes weist das Schloss keine Wehreinrichtungen mehr auf.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 7 km nordöstlich von Zistersdorf

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


07.04.2008