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Innsbruck - Ottoburg


Der Name Ottoburg wird immer wieder falsch interpretiert. Das Gebäude gehörte zwar ursprünglich zu der westlich des Inntores gelegenen andechsischen Burg, war jedoch nicht bewehrt. Es gab auch keinen Eigentümer namens Otto. Entgegen ursprünglichen Vermutungen dürfte Otto II von Andechs mit dem Gebäude nichts zu tun gehabt haben. 1460 gehörte das Haus allerdings Herzog Sigmund. Er stellte es der Erzieherin seiner Kinder zur Verfügung. 1476 überließ er es seinem Kammerknecht Hans Schräl. Dieser ließ es 1494/95 mit finanzieller Unterstützung seines Herrn ausbauen. König Maximilian I schenkte das Gebäude aber bereits 1497 seinem Onkel, dem Fürsten Rudolf von Anhalt und Grafen zu Aschkanien. Dieser verkaufte es 1511 an Bartlmä Hatz, nach dem es auch Hatzenturm genannt wurde. Als Kaiser Maximilian I nach dem Tode seines Onkels den Wohnturm zurück erwerben wollte, gelang ihm dies nicht. 1562 befand sich das mittlerweile um einen Anbau vergrößerte Gebäude im Besitz des Bartlmä Pögler. Auf ihn folgte 1570 Hans Lampacher und dessen Schwiegersohn Georg Reiter. Das Haus wurde damals als Oedburg bezeichnet und später Öttburg genannt, was zum heutigen Namen Ottoburg führte. Die Familie Reiter war im 17. Jahrhundert im Großhandelsgeschäft tätig. 1772 wird Josef Anton Schweikhofer als Hausherr genannt. Wohl unter ihm erfolgte die Aufstockung um ein Geschoß. Die Ottoburg blieb auch weiterhin in bürgerlichem Besitz. 1907 wurde ihr ein eingeschossiger Anbau vorgelegt. Als sie Sebastian Kandler 1913 in ein Gasthaus umwandelte, waren weitere Umbauten erforderlich, die ihr das jetzige Aussehen gaben. Auch heute noch ist die Ottoburg in Innsbruck als bürgerliches Restaurant bekannt.

Im Wesentlichen handelt es sich bei der Ottoburg um einen viergeschossigen quadratischen Wohnturm, also um einen typischen städtischen Adelssitz. Das ausgebaute Dachgeschoß ist mit einem Krüppelwalmdach gedeckt. Der Bau stammt im Kern aus dem 14./15. Jahrhundert. Die Hauptfront ist nach Westen gerichtet. An allen vier Seiten springen Eckerker vor, doch sind die beiden im Osten aufgrund von späteren Anbauten nur teilweise sichtbar. Nur der südwestliche wird bis in Bodennähe geführt. Der nordwestlich Erker sitzt hingegen auf einem schmalen Stück der Innsbrucker Stadtmauer auf. Es ist dies ihr einziger erhaltener Rest. Die Fenster mit ihren dekorativen rot-weißen Fensterläden wurden erst beim Umbau von 1913 eingesetzt. Damals wurde auch der erst sechs Jahre zuvor aufgemauerte Vorbau wieder abgerissen. Der Eingang an der Hauptfront wurde 1914 ebenfalls erneuert. An der Innseite war der Fassade die zweigeschossige Fleischbank vorgelagert, die bereits auf Dürers Aquarell von 1495 zu sehen ist. Sie wurde 1840 durch einen Brand zerstört. Die Ottoburg ist mit dem im Osten anschließenden Regierungsgebäude durch einen kurzen schmucklosen Trakt verbunden. Dieser dürfte 1524 errichtet worden sein. Eine Stützmauer reicht bis über die linke Hälfte der Front. Sie wird nach obenhin immer schmäler. Die Innenräume sind stark erneuert. Die Weinstube im Erdgeschoß ist mit einem Stichkappengewölbe ausgestattet. In den Erkerräumen des zweiten und dritten Obergeschosses sind vierstrahlige Sterngewölbe zu sehen. Die Türeinfassungen der Erkerräume sind spitzbogig ausgeführt.

Ort/Adresse: 6010 Innsbruck, Herzog Friedrich Straße 1

Besichtigung: im Rahmen des Restaurantbetriebes möglich


Weitere Literatur:


26.03.2008