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Hohenburg (Igls)


Der heutige villenartige Ansitz geht auf ein Festes Haus zurück, das um 1300 errichtet worden war. Es hatte den wichtigen Güterweg von der Innbrücke bei Volders bis zur Brennerstraße bei Matrei zu sichern. Bauherr dürfte Hildebrand von Perchtingen gewesen sein. Die Familie der Perchtinger scheint erstmals 1241 im bayrischen Perchting auf. Als Ministeriale der Andechser Grafen kamen sie nach Tirol und saßen auf dem heute bäuerlichen Perchegghof südlich von Lans. Der erste Perchtinger, der sich nach dem Ansitz nannte, war Hildebrand der Hohenburger, der 1311 urkundlich genannt wurde. Heinrich von Hohenburg vermachte 1358 den mit Hohenburg etwas pompös bezeichneten Wohnturm dem Abt von Wilten als Seelgerät. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts zog der Tiroler Landesfürst, Herzog Friedrich IV, den Ansitz ein, da es sich ursprünglich wohl um ein landesfürstliches Lehen gehandelt hatte. Er verlieh ihn 1425 seinem Hofmeister Ulrich Weispriach. Von diesem gelangte die Hohenburg 1438 an Jörg Dieperskircher. Christoph Dieperskircher verkaufte sein Lehen 1547 an Martin Yphofer, doch wurde diese 1568 von Erzherzog Ferdinand aufgekündigt und seiner Gattin Philippine Welser übergeben. Sie ließ das alte Gebäude modernisieren und bewohnte es auch zeitweise. Die folgenden Besitzer waren mehr an den Erträgen des Gutes als an der Erhaltung des Ansitzes interessiert. 1620 wird er bereits als unbewohnbar bezeichnet. Als Philippine Welsers Sohn und Erbe, Karl von Burgau, starb, fiel die Herrschaft wieder an die Habsburger. Erzherzog Ferdinand Karl schenkte sie 1649 seinem Obristforstmeister Andre Voglmayr. Es folgten verschiedene Besitzer, die das Gut aber meist nur wenige Jahrzehnte besaßen. In der Zwischenzeit war das Gebäude bereits völlig verfallen. 1809 kam es an die Familie Riccabona von Reichenfels Dr. Othmar Riccabona ließ 1877 die Ruine im Stil des Historismus wieder aufbauen. Ab 1898 gehörte die Hohenburg dem Historiker Julius von Ficker. In den Sommermonaten der Jahre 1913 und 1914 wohnte hier als Gast der Lyriker Georg Trakl. Auch der französische Komponist Eugene d’Albert arbeitete hier auf Einladung des Musikwissenschaftlers Rudolf von Ficker an seiner Oper Tiefland. 1968 gelangte das Schlösschen an den Jesuitenorden, doch befindet es sich seit 1971 in Privatbesitz. Es wurde vorübergehend als Hotel genutzt, dient aber heute wieder ausschließlich Wohnzwecken.

Die Hohenburg liegt am Ostrand von Igls auf einem niedrigen Hügel zwischen dem ehemaligen Villersee und den Ausläufern des Patscherkofels. Wenn auch der Ansitz im 19. und 20. Jahrhundert stark „modernisiert“ wurde, ist in seinem Grundriss das ehemalige Feste Haus klar zu erkennen. Die im Erdgeschoß ca. 1,5 m dicken Außenmauern bilden ein Rechteck von 15 x 10 m, das durch eine 1 m breite Quermauer unterteilt wird. Darüber befand sich ein dreigeschossiges turmartiges Gebäude. Die auf Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert erkennbaren, unregelmäßig angeordneten Fensteröffnungen stammten aber erst aus dr Zeit um 1500, als der Verteidigungszweck nicht mehr im Vordergrund stand. Der zweistöckige Bau ist heute mit einem Krüppelwalmdach gedeckt. Das Dachgeschoß ist ausgebaut. Der Treppenturm an der Nordostecke wurde erst beim Wiederaufbau von 1877 errichtet. Sein oberer Teil ist in Fachwerktechnik ausgeführt. Das Gebäude ist zwar neu, aber nicht besonders einfühlend restauriert. So passen die großen Glotzfenster in dem modernen Zubau neben dem Turm überhaupt nicht zu einem alten Ansitz. Die mit rot-weiß-roten Holzflügeln versehenen, wesentlich kleineren Fenster an der Ostseite sind zwar ebenfalls erneuert, fügen sich in den Gesamteindruck aber besser ein. Die überdimensionale bunte Quadermalerei an den Gebäudekanten macht einen etwas sonderbaren Eindruck.

Lage: Tirol/Mittleres Inntal – ca. 5 km südlich von Innsbruck

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


05.03.2008