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Gossam


Keramikfunde am Burggelände lassen daran denken, dass der Burghügel bereits im 10. Jahrhundert besiedelt war. Allerdings kann um diese Zeit hier lediglich ein Holzbau vorhanden gewesen sein. In den 70er und 80er Jahren des 11. Jahrhunderts scheint mehrfach ein Ulrich de Gosheime urkundlich auf. Die damals errichtete kleine Burg war vermutlich eine Gründung der Grafen von Pernegg. Ulrich II nennt sich zwischen 1084 und 1140 sowohl nach Pernegg als auch nach Gossisheim. Wohl mit dem Aussterben der Pernegger kam Gossam nach 1200 an die Babenberger. Die Burg hatte für sie keine militärische Bedeutung, wurde nicht mehr bewohnt und dem Verfall überlassen. Die Burgkapelle blieb aber bestehen und wurde mit einer Wehrmauer umgeben. Im 14. und 15. Jahrhundert war sie ein beliebter Wallfahrtsort. Damit war es aber in der Reformationszeit vorbei. 1593 kam Gossam an die Grafen Hoyos. Im 17. Jahrhundert wurde die Kapelle stark vernachlässigt, doch kam es noch 1699 zu einer Renovierung, wobei das Innere barockisiert wurde. 1780 fand hier der letzte Gottesdienst statt. Im 19. Jahrhundert begann man die Burgruine als Steinbruch zu benutzen und abzutragen. Die Kapelle wäre noch zu retten gewesen, da sie noch im Jahr 1900 mit einem Dach versehen war. Mehrere Sanierungspläne wurden aber nicht verwirklicht. Erst in den Jahren 1988 bis 1994 fanden umfassende Restaurierungsmaßnahmen statt, wobei es in einigen Bereichen zu einem partiellen Wiederaufbau kam.

Die Burg- und Kirchenruine liegt ziemlich versteckt etwa einen Kilometer nördlich des gleichnamigen Ortes im Felbringtal. An ihrer Nord- und Westseite war die Anlage durch den Steilabfall des Hügels geschützt. An der Bergseite im Osten wurde ihr ein künstlich ausgegrabener Halsgraben vorgelegt. Bis 1988 war auf dem niedrigen Felshügel nur die Kapellenruine zu sehen. Die geringen Mauerreste der Burg waren von der Vegetation völlig überwachsen. Nach ihrer Freilegung erkannte man, dass hier einst eine durchaus interessante Feste gestanden hatte. Um den Grundriss auch für Laien fassbarer zu machen, wurden die Fundamentmauern in spätmittelalterlicher Mauertechnik etwas aufgemauert. Die dem Hl. Pankraz geweihte Burgkapelle ist auch im aufgehenden Mauerwerk noch original erhalten. Ihre aus kleinteiligen Bruchsteinen errichteten Mauern stammen aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Es handelt sich um einen fast quadratischen Saalbau mit einer romanischen Rundapsis im Nordosten. Vermutlich im 14. Jahrhundert wurde ihr an der Westseite ein viereckiger Turm mit einem gemauerten, achtseitigen, spitzen Helm über einem Giebelkranz angebaut. Der Turm zeigt im oberen Bereich zwei kleine Dreipaßfenster. Im einschiffigen Kapellenraum kann man noch Spuren einer roten Quadermalerei erkennen. An der Nordwand hatten sich Reste romanischer Fresken aus der Zeit um 1120 erhalten. Die Heiligenfiguren könnten von einem byzantinischen Künstler gemalt worden sein. Sie wurden 1961 abgenommen und befinden sich seither im Stadtmuseum Krems. Die florierenden Wallfahrten erforderten im späten Mittelalter den Anbau eines zusätzlichen Kapellenraumes im Süden, der aber später wieder abgemauert wurde.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 5 km nordöstlich von Melk

Besichtigung: ganzjährig frei zugänglich


Weitere Literatur:


03.03.2008