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Arndorf


Mit Otto von Aerndorf wird hier 1321 erstmals ein leicht befestigter Gutshof urkundlich erwähnt. Er war ein kleines Lehen der Herrschaft Mollenburg und bestand lediglich aus einem dreigeschossigen Kastenbau, der von einem Wall und einem Graben umgeben war. Als Verwaltungsgebäude hatte er die Nachfolge des bescheidenen Wehrbaues in Neukirchen am Ostrong zu übernehmen. Militärisch hatte Arndorf keine Bedeutung. Es war der typische Ansitz eines Kleinadeligen im frühen 14. Jahrhundert. Die Aerndorfer saßen hier bis zu ihrem Aussterben um 1482. Ihr Nachfolger als Gutsherr wurde Hans Schauchinger, der mit der Renovierung und Vergrößerung des Ansitzes begann. Allmählich wurde der gotische Bau in ein Renaissanceschloss umgestaltet. Auf die Familie Schauchinger folgte 1534 Georg Kornfail, der ein Lehensmann der Rogendorfer war, denen die Mollenburg zu seiner Zeit gehörte. Die Familie Kornfail unterhielt im Schloss einen protestantischen Prediger. 1586 kaufte Johann Jöppl das Gut. Im 17. und 18. Jahrhundert wechselten die Besitzer recht häufig, bis es 1791 Johann Freiherr von Stiebar übernahm und es seiner Herrschaft Artstetten anschloss. Gemeinsam mit Artstetten kam Arndorf 1823 an Kaiser Franz II (I). 1870 wurde es neuerlich verkauft. 1917 wurde es von den Vereinigten Kreiskrankenkassen Österreichs übernommen, die hier 1922 ein Rekonvaleszentenheim einrichteten. Die Verwahrlosung des Schlosses begann erst unter den Österreichischen Bundesforsten, die es zwischen 1918 und 1976 besaßen. Sie waren an seiner Erhaltung nicht interessiert, teilten das Innere in Substandard-Wohnungen auf und vermieteten diese an verschiedene Parteien. Etwas bessere Zeiten brachen erst mit dem Verkauf an den jetzigen Eigentümer an, der das Gebäude wieder landwirtschaftlich nutzt. Der Innenhof macht jedoch nach wie vor einen stark vernachlässigten Eindruck. An den in allerletzter Zeit eingebauten, völlig unpassenden, vierteiligen Fenstern der Südfront kann man erkennen, dass derzeit offenbar zumindest einzelne Innenräume saniert werden.

Das dreiflügelige, unregelmäßige Gebäude liegt am Ostrand des Ortes. Es stammt im wesentlichen aus fünf Bauperioden. Der mittelalterliche Kern aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts steckt im heutigen zweigeschossigen Quertrakt. Es handelt sich dabei um den frühgotischen Kastenbau (22 x 11 m), dessen 90 cm starken Bruchsteinmauern unter dem Verputz noch erhalten sind. Nicht mehr feststellbar ist, ob ursprünglich ein Turm vorhanden war. An der Westseite des Kastenbaues ist noch ein ca. 3 m tiefer und etwa 8 m breiter Graben zu erkennen. Er wurde bereits im 13. Jahrhundert angelegt und dürfte einst wasserführend gewesen sein. Der einstige Wall ist nur mehr im Süden erhalten, während er ansonsten durch spätere Zubauten zerstört wurde. Die kleinen spätgotischen Fenster im ersten Obergeschoß der Südfront wurden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eingesetzt. Damals entstand auch der markante eineinhalbgeschossige Erker an der Südecke des Kastenbaues. Er trägt heute ein geschweiftes Spitzdach. Durch zweigeschossige Anbauten wurde der Hof zu einem Vierkanter erweitert. Im Norden wurde ein repräsentativeres Stiegenhaus angebaut. Im 17. Jahrhundert erfolgte eine Neufassadierung durch horizontale und vertikale Putzbänder. Sie ist ebenso wie die aufgeputzte Ortsteinquaderung an den Hauskanten nur mehr teilweise erhalten. Anlässlich dieses frühbarocken Ausbaues wurde auch das repräsentative Hofportal in der Westmauer errichtet und der Wirtschaftshof erweitert. Gleichzeitig wurden die Kellerräume ausgebaut und mit mächtigen Tonnengewölben aus Ziegeln verstärkt. Im 19. Jahrhundert riss man den kleinen Quertrakt, der den Hof parallel zum Kastenbau im Norden abschloss, nieder, wodurch der Ansitz wieder einen hufeisenförmigen Grundriss erhielt. Im Sinne des Historismus wurden im zweiten Obergeschoß dreiteilige neugotische Spitzbogenfenster eingesetzt. An den Wänden der ehemaligen Wirtschaftsbauten kann man noch Terrakottaköpfe erkennen, die damals angebracht wurden, heute aber stark beschädigt sind. Auch das Innere wurde historistisch adaptiert. Einige gotisierende Türstöcke erinnern an diese Umbauarbeiten.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 5 km südwestlich von Pöggstall

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


26.02.2008