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Thal - Oberthal


Schloss Oberthal geht im Kern auf das 17. Jahrhundert zurück, doch wurde es später immer wieder umgebaut, zuletzt im zweiten Viertel des 20. Jahrhundert. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts stand hier noch ein einfacher Bauernhof, der zur Burg Waldsdorf gehörte. Die erste urkundliche Erwähnung des Sitzes stammt aus dem Jahr 1322. Mit Ulrich von Waldsdorf starb die hier sitzende Familie in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts aus. Seine Witwe verkaufte die Burg und damit auch den Oberhof an die Herren von Windischgrätz. Diese verließen bald die Feste Waldsdorf und bauten den Oberhof zu einem Edelsitz aus, der bald nur mehr Oberthal genannt wurde. 1443 wurde der Windischgrätz-Besitz zwischen den Brüdern Ruprecht und Sigmund geteilt. Ruprecht erhielt dabei Oberthal, während Sigmund den Unterhof, die heutige Schlossruine Thal bekam. 1532 dürfte Oberthal von den Türken zerstört worden sein, da es 1542 noch als öde bezeichnet wurde. Erasmus von Windischgrätz verfügte 1563 einen größeren Umbau. 1605 verkaufte Erasmus Sigmund Freiherr von Windischgrätz Oberthal an Bernhard Walter von Walthersweil. Dieser war mit den Erträgen der kleinen Herrschaft nicht zufrieden und veräußerte sie an Philibert Schranz, von dem sie 1624 Sigmund Friedrich Graf Trauttmansdorff erwarb. Dieser war zwischen 1639 und 1674 Landeshauptmann der Steiermark. Er beauftrage 1660 den Baumeister Domenico Rossi mit einem großzügigen Umbau.

Hinter dem Schloss entstand an der Bergseite ein prachtvoller Park im französischen Stil, der mit Grotten und anderen Kunstbauten geschmückt war. Bei der Familie Trauttmansdorff blieb Oberthal bis 1798, als es Leopold von Warnhauser erwarb. Während die Herren von Oberthal 1542 lediglich über 23 Untertanen verfügten, waren es Ende des 18. Jahrhunderts bereits 119 zinsbare Häuser, die zur Herrschaft gehörten. Von 1841 bis 1905 gehörte Oberthal den Freiherren von Walterskirchen. In den ersten Jahren dieser Periode erlebte das Schloss seine zweite Blütezeit. 1846 erfolgte ein Umbau im Stil der englischen Gotik. Im 20. Jahrhundert wechselten die Besitzer mehrfach. Auf eine slowenischen Holzhandelsfirma (1905) folgte der österreichische Handelsminister Dr. Friedrich von Schuster (um 1935). Dieser renovierte das bereits stark vernachlässigte Gebäude. Durch die weitgehende Beseitigung der historistischen Zutaten des 19. Jahrhunderts konnte der ursprünglich dominierende Barockstil wieder betont werden. Der Arkadenhof erhielt seinen Renaissancecharakter zurück. 1940 kam das Schloss an den Hamburger Reeder John Theodor Essberger. Dies führte dazu, dass es als Deutsches Eigentum nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zuerst von den Russen und dann von den Engländern besetzt wurde. Bis 1955 saß hier die britische Kommandantur, danach war bis 1957 ein Teil des Gebäudes an die englische Botschaft vermietet. 1958 wurde Oberthal seinem rechtmäßigen Besitzer wieder zurückgegeben. Heute gehört das Schloss seinen Enkeln Dr. Eberhart und Heinrich von Rantzau.

Schloss Oberthal liegt am Osthang des Kogelwaldes, einem niedrigen Höhenrücken im Südwesten der Ortschaft Thal. Es ist von einem weitläufigen, mit einer Mauer begrenzten Park umgeben. Das Schloss ist eine Vierflügelanlage. Der Zinnenschmuck des Torturmes sowie der äußere Torbau gehen auf den Umbau im Stil der Windsor-Gotik vom Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Über dem rustizierten Rundbogenportal ist eine Inschrift von 1661 angebracht, die auf den großen Umbau unter Sigmund Friedrich Graf Trauttmansdorff hinweist. Darüber prangt in einem gebrochenen Ziergiebel das Wappen des Bauherrn. An der Nordseite des Schlosses stehen zwei achteckige, deutlich vortretende Türme, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verändert wurden. Bemerkenswert ist der Arkadenhof, der 1563 an drei Seiten mit dreigeschossigen Säulengängen umgeben wurde. Ein Hofportal ist mit 1563 datiert. Hier ist auch ein Rotmarmorstein des Bischofs Andreas Graf Trautmannsdorf von 1515 eingemauert. Die gepflegten Repräsentationsräume sind mit Gemälden des 17. und 18. Jahrhunderts geschmückt. Zur Ausstattung des Speisesaales zählen Waffen, Rüstungen und Geweihe. Die 1656 erbaute barocke Schlosskapelle ist dem Hl. Johannes dem Täufer geweiht. Ihr Altarbild stellt die Taufe Christi dar. Wie auch die zwei anschließenden Räume zeigt die Kapelle eine Stuckdecke aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. In ihre Wände sind auf Leinwand gemalte Gemälde eingelassen.

Lage: Steiermark/Graz-Umgebung – ca. 4 km westlich von Graz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


16.02.2008